Der Ladeinfrastruktur-Hersteller Compleo hat angekündigt, einen Insolvenzantrag zu stellen. Der Vorstand gibt sich optimistisch.
Der deutsche Ladeinfrastruktur-Hersteller Compleo Charging Solutions AG (Compleo) hat am Dienstag, 20. Dezember, angekündigt, in den nächsten Tagen einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung beim zuständigen Amtsgericht zu stellen. Auslöser sei vor allem, dass Gespräche mit potenziellen Investoren und Stakeholdern über die kurzfristige Bereitstellung zusätzlicher Finanzierungsmittel nicht mehr mit der erforderlichen Wahrscheinlichkeit zu einem erfolgreichen Abschluss führen werden, teilt das Unternehmen mit. Vor dem oben genannten Hintergrund sehe der Vorstand die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens nicht nachhaltig gewährleistet.
In den vergangenen sechs Wochen, in denen der neue Vorstand im Amt ist, seien bereits viele Maßnahmen eingeleitet worden, um das Unternehmen auf eine solide Basis zu stellen. „Unter anderem haben wir damit begonnen, Prozesse sowie das Produktportfolio zu verschlanken und die Organisation zu restrukturieren“, so Finanzvorstand Peter Hamela.
„Produktion läuft weiter“
Das Unternehmen soll im Rahmen des Insolvenzverfahrens unverändert von CEO Jörg Lohr und CFO Peter Hamela fortgeführt werden. „Die Produktion von Ladestationen läuft wie geplant weiter. Wir zielen darauf ab, die seit Wochen angeschobenen Restrukturierungsprozesse weiter voranzutreiben, um den Fortbestand des Unternehmens sowie den Erhalt der Arbeitsplätze abzusichern“, so Compleo Vorstands-Chef Jörg Lohr.
An der Börse hat man aber weniger optimistisch auf die Nachricht reagiert: Am Montagabend stürzen die Compleo-Papiere im nachbörslichen Handel um mehr als 80 Prozent ab. Bereits vor zwei Wochen kam ein Analyst zu dem Urteil, dass das Unternehmen bisher „keine Angaben zu den Einsparungszielen seiner derzeitigen Maßnahmen und den entsprechenden Kosten gemacht“ habe.
Aktie bricht ein
Compleo war im Oktober 2020 zu einem Ausgabepreis von 49 Euro je Aktie an die Börse gegangen. Zwischenzeitlich lag der Kurs bei 113 Euro, ist seit dem Rekordhoch im September 2021 aber stetig gesunken. Nach dem Kurssturz am Montagabend notierten die Papiere im nachbörslichen Handel noch bei 1,12 Euro.
Die Einnahmen aus dem Börsengang wurden unter anderem in Übernahmen investiert, so hat das mittelständisch geprägte Compleo nicht nur das Startup Wallbe, sondern auch das große Innogy eMobility Solutions übernommen. Diese Zukäufe haben zwar auf dem Papier für Wachstum gesorgt, waren aber auch nicht ohne Probleme: Zum einen verfügte man nun über drei konkurrierende Wallbox-Produktlinien (die von Compleo selbst entwickelte Solo-Linie wurde bereits wieder vom Markt genommen), und es prallten auch unterschiedliche Unternehmenskulturen aufeinander. Titelfoto: Compleo
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