In China spricht keiner mehr vom Verbrenner. Auch hierzulande sollten wir die Zukunft – und das Elektroauto – im Blick behalten.
Angesichts derzeit niedriger Verkaufszahlen hoffen Skeptiker auf das Scheitern der Elektromobilität und reiben sich auf den (un-)sozialen Medien die Hände. Bei Lichte betrachtet wäre der mittelfristige Umstieg auf das Elektroauto aber ein enormer Rückschritt und bürge das Risiko, dass Deutschland im Technologierennen vor allem gegenüber China noch weiter zurückfallen würde.
Denn dort spricht niemand mehr vom Verbrenner. Auf der Autoshow in Peking stand allein das Elektroauto in all seinen Facetten im Vordergrund. Und auf den Straßen ist das elektrische Surren allgegenwärtig. „Für die chinesischen Kunden ist es nicht relevant, wie die Kraft zur Fortbewegung erzeugt wird. Beim Auto zählen Größe, Aussehen und Preis-Leistungsverhältnis“, erklärte Gao Yuan, Director of Voyah Global Business, einer Marke von Dongfeng, dem weithin unbekannten, gleichwohl sechstgrößten Autoherstellers der Welt. Und China setzt auf Elektro.
Es verwundert also nicht, dass auch die Innovationen bei der so wichtigen Batterietechnologie aus China kommen. Der chinesische Batterie-Gigant CATL hat in Peking einen neuen Energiespeicher auf LFP-Basis (Lithiumeisenphosphat) vorgestellt, der für Reichweiten bis 1.000 Kilometer gut sein soll. Das „Reichweitenproblem“, das es in den Köpfen vieler Skeptiker (noch) gibt, hat sich damit erledigt, zumal der Akku innerhalb von zehn Minuten Ladezeit Energie für 600 km Reichweite aufnehmen kann.
Hinter „Technologieoffenheit“ verstecken sich die Neinsager
Was also spricht gegen das Elektroauto? Der Preis? Freilich, derzeit sind die Stromer noch deutlich teurer in der Anschaffung als ein vergleichbarer Verbrenner, doch auch das wird sich mit günstigeren Akkus (Natrium-Batterie) sowie den Skaleneffekten bald ändern, so dass die Preise sich angleichen werden. Und im Unterhalt sind Stromer wegen der geringeren Wartungsaufwandes sowieso günstiger.
Einzige Hürde für manchen privaten Nutzer dürfte die fehlende Lademöglichkeit in Mietshäusern sein. Mit einem dichteren Ladenetz in den Städten und Wohngebieten sollte sich das Problem aber auch lösen lassen. Und so wundert es nicht, dass 30 Meinungsführer aus Politik und Industrie ein Scheitern der Elektromobilität für unmöglich halten.
Eine Alternative zum Elektroantrieb im Pkw-Bereich sehen die Befragten nicht. Alternative Kraftstoffe seien lediglich für den Bestand interessant, Wasserstoff möglicherweise für schwere Lkw. Über regelmäßige politische Einwürfe, die „Technologieoffenheit“ beziehungsweise eine Streichung des Verbrenner-Aus zeigten sich die Studienautoren bei der Vorstellung der Ergebnisse irritiert. Aus dem Experten-Panel gebe es solche Forderungen nicht. Befragt wurden zehn Politiker, darunter der Verkehrspolitische Sprecher der Union im Bundestag, der Wirtschaftspolitische Sprecher der FDP sowie der Verkehrspolitische Sprecher der FDP. Grüne und SPD stellten jeweils nur einen der Meinungsführer. Hinzu kamen 20 hochrangige Wirtschaftsmanager wie die Technologie-Chefs von Audi, Varta oder MAN.
Um es deutlich zu sagen: Hinter dem Begriff „Technologieoffenheit“ verstecken sich die Neinsager, jene, die den Verbrenner noch möglichst lange auf den Straßen sehen wollen – wie etwa der derzeitige Verkehrsminister Wissing (FDP). Doch das ist der falsche Weg: Deutschlands Politik muss nach vorne sehen und die Zukunft im Blick behalten. Und die ist das Elektroauto.
Auch hier lohnt ein Blick nach China: Passend zur Automesse in Peking hat die chinesische Regierung ein neues Förderprogramm aufgelegt. Das sieht vor, dass Autofahrer, die ihr altes Auto gegen ein modernes Elektroauto oder einen Plugin-Hybrid tauschen wollen, eine finanzielle Unterstützung erhalten. Wer seinen alten Verbrenner stilllegt, erhält 10.000 Yuan (1.315 Euro) für die Beschaffung eines neuen New Energy Vehicles (E-Autos und Plug-in-Hybride).
Von Technologieoffenheit spricht dort niemand. Titelfoto: AdobeStock
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