Der kleine Hersteller Sol Motors aus Böblingen hat mit dem Pocket Rocket seine (E-)Ideen wirklich umgesetzt.
Viele E-Start-ups haben die Corona-Zeit nicht überstanden. Zu den wenigen, die die Hürde zur Marktreife genommen haben, gehört heute Sol Motors aus Böblingen mit dem auffällig gestylten E-Moped Pocket Rocket. Inzwischen technisch ausgereift, kann es als Kleinkraftrad oder Leichtkraftrad bestellt werden. Ende 2024 sind die ersten Exemplare in Kundenhand gegangen.
Dass Sol Motors das geschafft hat, mag manche überraschen, denn ursprünglich war der Start für 2019 geplant. Dafür wurde damals sogar eine Crowdfunding-Aktion auf Indiegogo gestartet. Diese verlief laut Sol-Motors-Gründer Manuel Messmer zwar erfolgreich, wurde aber abgebrochen, weil gut 80 Prozent der Bestellungen aus den USA kamen, was dem jungen Unternehmen als zu großes Risiko erschien. Nach dem gescheiterten Crowdfunding folgten Corona, Lieferketten-Chaos, langwierige Prüfungsprozesse und die Suche nach Investoren. Vor gut zwei Jahren stieg ein Privatinvestor ein und sicherte dem Start-up eine solide finanzielle Basis.
Pocket Rocket: Privatinvestor stieg ein
Das Pocket Rocket beeindruckte im Konzeptstadium durch seine Einfachheit, die trotz der Anforderungen für die Straßenzulassung und einiger technischer Kompromisse auch in der Serienversion umgesetzt werden konnte. Zu den Neuerungen gehören eine vor dem Hinterrad angebrachte Box für die Motorsteuerung, eine weitere Box für das IoT-Modul und eine an der Hinterradachse befestigte Kennzeichenhalterung. Außerdem wurde das bisher schlanke Steuerrohr verkleidet, um Platz für ein Positionslicht sowie Kabel und Leitungen zu schaffen.
Zentrales Element bleibt ein horizontales, im Durchmesser gegenüber dem Konzept leicht vergrößertes Rohr, an dessen Oberseite sich weiterhin ein Einzelsitz befindet, während die vorderen und hinteren Enden jeweils die Scheinwerfer und Rückleuchten integrieren. Mittig unter dem Oberrohr verläuft in V-Form ein dünneres Rohr, das die Fußrasten aufnimmt und als Anlenkpunkt für die Hinterradführung dient. Diese besteht aus einer Zweiarmschwinge und zwei Federbeinen. Das Vorderrad wird von einer Teleskopgabel geführt. Das Gewicht des Pocket Rocket ist von ursprünglich 55 auf 71 Kilogramm gestiegen. Eine Person, die auf dem Rad Platz findet, sollte nicht mehr als 130 Kilogramm wiegen. Für die Verzögerung sorgen zwei hydraulische Scheibenbremsen, die Sol Motors noch mit einem CBS-Bremssystem aufgerüstet hat.
68/108 Kilometer Reichweite sollen drin sein
Der Sekundärantrieb entfällt, denn für den Vortrieb sorgt ein Nabenmotor, der zentral im Hinterrad sitzt und damit auch für die Energierückgewinnung geeignet ist. Die auf 45 km/h begrenzte Variante leistet 4 kW/6 PS und 120 Newtonmeter. Die Pocket Rocket S genannte Leichtkraftradversion bringt es auf 6 kW/8,5 PS und 160 Newtonmeter. Dank neuer Batteriezellen (21700er statt 18650er) soll die S echte 85 km/h erreichen. 108 beziehungsweise 68 Kilometer Reichweite verspricht das Unternehmen. Mit einem Schnelllader dauert das Tanken rund zwei Stunden. Die Akkus sollen auch nach 1.200 Ladezyklen noch mindestens 80 Prozent ihrer ursprünglichen Kapazität bieten.
Die Preise für eine Pocket Rocket beginnen bei rund 6.000 Euro für die 50er Version, das 125er Pendant kostet 7.000 Euro. Wer eine Sonderlackierung wünscht – der Online-Konfigurator bietet hier eine Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten – muss noch einmal einige hundert Euro drauflegen. Bei einer Online-Bestellung kommen noch die Versandkosten hinzu.
Die Technik für den Antrieb kauft Sol Motors in China ein, vieles andere kommt von europäischen Zulieferern. Den Rahmen etwa fertigt die österreichische Firma Remus, die für ihre Auspuffanlagen bekannt ist. Zusammengebaut werden die E-Bikes in einer Art Manufaktur in Deutschland. SP-X
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