Die chinesische Marke MG Motor feiert in Europa bislang Erfolge. Doch wie geht es weiter? Ein Ausblick.
Eigentlich stand die englische Marke MG einst für rassige Roadster vom Schlage MG A, MG B und MG Midget. Doch das ist lange Vergangenheit. Als vor gut sechs Jahren die britische Marke MG Motor ihren Relaunch auf dem europäischen Markt einläutete, erschienen ziemlich langweilig gestylte SUVs wie ZS und EHS. Nicht viel gefühlvoller gingen die neuen Eigner – seit 2007 gehört MG zum chinesischen Autokonzern SAIC (Shanghai Automotive Industrie Corporation) – die Sache bei den Kompaktmodellen MG3 und MG4 sowie dem Mittelklasse-SUV Marvel R an. Und selbst beim ersten elektrischen Kombi, dem MG5 (läuft noch in diesem Jahr ohne Nachfolger aus), legten die Designer den Fokus vor allem auf Funktionalität.
Umso erstaunlicher, dass MG bei den Neuzulassungen in Deutschland und auch in vielen europäischen Ländern auf Rang eins unter den aus China importierten Modellen fährt. Das Konzept Mainstream-Design, eine breite Antriebspalette, bestehend aus Benzinern, Full-Hybriden (HEV), Plug-in-Hybriden (PHEV) und vollelektrischen Modellen (BEV), kombiniert mit attraktiven Verkaufspreisen, scheint beim Kunden gut anzukommen. Mittlerweile konnte MG Motor in Europa über eine halbe Million Fahrzeuge absetzen.
Kann MG Motor gegen BYD bestehen?

Ob dies so munter weitergeht, bleibt abzuwarten. Besonders im Hinblick auf die nachrückende chinesische Konkurrenz, allen voran BYD, dem weltweit größten Hersteller von Elektroautos. Auch wenn MG derzeit mit dem elektrischen Roadster Cyberster – der einzige seiner Art weltweit – für Schlagzeilen sorgt und kräftig sein Image poliert, garantiert solch ein innovatives „Leuchtturmmodell“ längst noch keinen nachhaltigen Abstrahleffekt auf die Marke. Der Cyberster steht wie der MG4 auf der Modular Scalable Platform (MSP) des Mutterkonzerns SAIC und startet in Deutschland zunächst als Dual-Motor-Allradversion XPower. Zur Mitte des Jahres soll eine Variante mit Single-Motor und Hinterrad folgen. Eine Coupé-Version des Cyberster wurde intern diskutiert, offiziell jedoch verneint.
Bei den SUVs will MG das Angebot um neue Antriebsoptionen erweitern. Der HS erhält als erste Baureihe der Marke einen Plug-in-Hybrid. Dessen Systemleistung liegt bei 200 kW/272 PS, die elektrische Reichweite bei über 100 Kilometern. Die ZS-Baureihe, Bestseller im Portfolio, und in neuer Generation um 11 Zentimeter auf 4,43 Meter gewachsen, bekommt schon im Frühjahr eine Variante mit reinem Benzinantrieb. Mit ihm möchte MG Kunden mit begrenztem finanziellem Budget ansprechen. Gleiches gilt für das Kompaktmodell MG3, das es bereits als Vollhybrid (HEV) gibt und dem gerade ein günstig eingepreister Benziner (1,5-Liter-Vierzylinder) zur Seite gestellt wird.
Neue Akkutechnik mit mehr Reichweite

Auf der anderen Seite erweitert die britische Marke mit dem ZS EV ihr Strom-Angebot. Zudem steht der Nachfolger des Marvel R auf dem Plan. Die neue Generation des Mittelklasse-SUV – vorgesehen ist ein anderer Modellname – war ursprünglich noch für 2025 vorgesehen, wird aber in Deutschland wohl erst 2026 eingeführt.
Ob auch sie von der neuen Akkutechnik profitiert, ist unklar. Als ziemlich sicher gilt dagegen, dass MGs Mutterkonzern SAIC noch in diesem Jahr eine Semi-Solid-State-Batterie vorstellen wird. Der Hochvoltspeicher arbeitet mit einem Mix aus festen und flüssigen Elektrolyten, soll nicht viel mehr kosten als derzeitige Flüssig-Pendants, jedoch deutlich mehr Reichweite ermöglichen. Zu hören ist von Größenordnungen von bis zu 1.000 Kilometern.
Realistischer ist, dass die Semi-Solid-State-Technik in einigen IM-Modellen zum Einsatz kommen könnte. Unter diesem Label sollen in Europa schon bald Premium-Elektroautos angeboten werden. Dies kündigte MG bereits im Februar 2024 in Genf an. IM steht für Intelligent Mobility. Die Marke wurde in China bereits 2020 gegründet, Autos gibt es seit 2022, wie beispielsweise das SUV LS6, das SUV-Coupé LS7 und die Oberklasse-Limousine L7. In Europa plant MG vermutlich noch 2025, zunächst in UK und einigen ausgewählten Ländern mit dem L6 zu starten. Ob auch Deutschland dazu gehören wird, bleibt abzuwarten. Von offizieller Seite heißt es hierzu: nein.
IM: Neue Premiummarke für Europa
Die knapp fünf Meter lange Limousine erhält in der Basisvariante eine 400-Volt-Auslegung mit LFP-Batterie. Topmodelle sind mit 800 Volt und NCM-Akkus ausgestattet. Die Kapazität erreicht 100 kWh. Zwei E-Motoren ermöglichen Allradantrieb, stark einschlagende hintere Räder sollen nahezu seitliches Einparken erlauben. Auf den IM L6 könnten die Chinesen dann 2026 den LS6 folgen lassen.
Erst danach wird sich Grundlegendes beim Design ändern, das MG sowohl in China als auch in England entwerfen lässt. Denn Neuzugang Josef Kaban, einst bei Audi, Skoda, BMW, Rolls-Royce und Volkswagen in Diensten, zeichnet künftig als Vice President des Global Design Centers von SAIC Motor verantwortlich und dürfte MG gegenüber heute zu deutlich mehr Emotionalität verhelfen. Michael Specht/SP-X
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