Wer einen elektrischen Dienstwagen fährt, muss (oder möchte) meist auch zu Hause laden. Doch welche Lösungen gibt es?
Wer seinen elektrischen Dienstwagen zu Hause lädt, braucht die richtige Infrastruktur. In vielen Fällen übernimmt das der Arbeitgeber. Aber nicht immer ist das die optimale Lösung. Welche Wallbox mit welcher Peripherie im individuellen Fall die beste ist, hängt von zahlreichen Umständen ab. Eine Orientierungshilfe.
Selbst kaufen oder den Arbeitgeber kaufen lassen?
Wer eine für die eigene Situation passgenaue Box will, sollte sie zumindest selbst auswählen. In einigen Fällen hat der Arbeitgeber aber eigene Vorstellungen, weil er die Abrechnungs-Funktion der Box in sein eigenes Buchungssystem einbauen will. Das klappt besser mit einheitlicher Hardware. Wer die Kosten für den Kauf trägt, ist Verhandlungssache.
Der Arbeitgeber kann den vollen Betrag oder auch nur einen Teil übernehmen, auch der komplett private Kauf ist möglich. Bei der Wahl der passenden Option sollte bedacht werden, dass man den Arbeitsplatz oder auch nur den Wohnort möglicherweise in Zukunft wechselt. Gehört die Box dem Arbeitgeber, könnte ein Rückbau nötig werden. Geregelt werden müsse auch Dinge wie die Kostenübernahme im Falle einer Reparatur.
Pauschal oder verbrauchsgenau?
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, den Dienstwagen-Fahrstrom gegenüber dem Arbeitgeber abzurechnen – pauschal oder eben verbrauchsgenau. Letzteres funktioniert allerdings nur, wenn die Wallbox an einem separaten Zähler hängt oder ein geeichter Energiezähler integriert ist. Ist in der eigenen Garage bereits eine Wallbox installiert, ist beides oft nicht der Fall.
Wer nicht umbauen will, muss dann die Pauschal-Regelung wählen. Wie viel der Arbeitgeber zahlt, richtet sich dabei nach der Fahrzeugart und hängt auch davon ab, ob zusätzlich auf dem Firmenparkplatz geladen werden kann. Im letzteren Fall erhalten Arbeitnehmer mit E-Auto 30 Euro pro Monat, Nutzer eines Plug-in-Hybriden 15 Euro. Das reicht grob gerechnet zirka für rund 100 beziehungsweise 50 Kilowattstunden, also für rund 500 beziehungsweise 250 Kilometer rein elektrische Fahrt.
Gibt es auf der Arbeit keine Lademöglichkeit, steigt die Pauschale auf 70 beziehungsweise 35 Euro. Dann wären für E-Autofahrer rund 1.100 Kilometer im Monat und 13.200 Kilometer im Jahr drin. Trägt der Arbeitnehmer die Kosten lieber selbst, kann alternativ der geldwerte Vorteil aus der Privatnutzung des Fahrzeugs vermindert werden. Genaues Nachrechnen lohnt sich.
Für wen lohnt ein separater Zähler?
Wer lieber genau als pauschal abrechnet, braucht einen Zähler. Der kann direkt in der Wallbox sitzen oder zwischen Wallbox und Hauptstromzähler geschaltet sein. Letzteres ist eine interessante Lösung, wenn bereits eine ältere Wallbox ohne eigenes Zählwerk installiert ist. Allerdings kann dann an dem betreffenden Anschluss ausschließlich der Dienstwagen geladen werden. Wer einen elektrischen Zweitwagen hat, braucht für diesen dann eine eigene Box.
Für wen lohnt sich eine Wallbox mit Zähler?
In den meisten Fällen dürfte der Zähler in der Box die eleganteste Lösung sein. Verfügt das Wandladegerät zudem über eine Zugangskontrolle über eine RFID-Karte, lassen sich die Tankvorgänge einzelnen Fahrzeugen zuordnen, so dass auch der Zweitwagen oder das Fahrzeug von Gästen an der Box geladen werden kann.
Brauche ich eine eichrechtskonforme Wallbox?
Für die Dienstwagenabrechnung daheim ist keine eichrechtskonforme Wallbox notwendig, so Ladegerätehersteller Amperfied. Wenn nur für bekannte Nutzer abgerechnet wird, kann ein MID-Zähler ausreichen. Beispielsweise, wenn man an der Wallbox zu Hause ausschließlich den Firmenwagen lädt und man diese Ladevorgänge mittels RFID-Karte freischaltet. „MID“ steht dabei für den europäischen „Measuring Instruments Directive“-Standard, der eine hinreichend genaue Messung garantiert. Das deutsche Eichrecht geht in vielen Details darüber hinaus – etwa was Überwachung, Instandhaltung und Reparatur angeht. Besteht der Arbeitgeber auf eine eichrechtskonforme Wallbox, dann muss eine solche installiert werden. Das Angebot an eichrechtskonformen Geräten ist mittlerweile groß, allerdings liegen sie meist im gehobenen Preissegment.
Worauf muss ich achten, wenn ich eine PV-Anlage habe?
Wer mit seinem Dienstwagen Strom vom eigenen Dach tanken will, benötigt eine für die Einbindung in Solaranlagen geeignete Wallbox. Idealerweise verfügt diese über eine sogenannte Phasenumschaltung. Diese verhindert, dass der Ladevorgang unterbricht, sobald die PV-Anlage weniger als 4,1 kW zur Verfügung stellt. Die Box deaktiviert in diesem Falle zwei der drei Phasen und arbeitet dann auch bis zu einer Mindestleistung von 1,4 kW weiter.
Entsprechende Boxen gibt es in großer Auswahl, ein Teil bringt zudem einen MID-Zähler mit, einige auch ein integriertes Lastmanagement. Das kann in Mietshäusern perspektivisch sinnvoll sein, wenn mehrere Parteien ihr Auto laden. Neben der Box selbst ist möglicherweise auch weitere Infrastruktur nötig. Sehr flexibel und funktionsreich, aber auch kostspielig ist ein HEMS („Home Energy Management System“). Etwas einfacher geht es mit einem externen Leistungsmessgerät, über das sich die Wallbox per App programmieren und steuern lässt. SP-X/Titelfoto: Kia
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