Der automobile Ausblick auf 2021: Elektrifizierte Autos überspringen die 20-Prozent-Grenze und die Chinesen kommen.
Der Automarkt ist im Wandel, das hat wohl jeder mittlerweile mitbekommen. Und dieser Wandel dürfte auch im kommenden Jahr 2021 Bestand haben, wahrscheinlich sich noch weiter beschleunigen. Werfen wir also einen Blick auf die großen Trends und was uns 2021 erwartet.
Viele neue Stromer
Schon 2020 sind Elektroautos oder Ladeinfrastruktur an so manchem Abendbrottisch zum Diskussionsthema geworden, in den kommenden zwölf Monaten gibt es noch mehr Gesprächsstoff. Auch, weil sich das Angebot noch einmal deutlich vergrößert: Noch nie kamen in einem Jahr so viele echte Elektroautos oder E-Varianten konventioneller Pkw auf den Markt wie 2021 geplant. „Batterieelektrische Autos und Plug-in-Hybride werden die 20 Prozent Marktanteil im nächsten Jahr locker überspringen“, so Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer. „Gleichzeitig wird der Diesel immer stärker zum Antrieb von gestern.“ 2021 dürfte für die Autohersteller generell besser laufen als 2020: Dudenhöffer rechnet mit insgesamt knapp 3,2 Millionen Pkw-Neuzulassungen, auch auf aufgrund höherer Verkaufsförderungen (2019: 3,6 Millionen).
Die Chinesen geben Strom
Unter den im kommenden Jahr neu zugelassenen Autos werden auch einige neue Fabrikate sein. Vor allem aus China drängen neue Hersteller auf den Markt. Sie hoffen mit preiswerten Elektro-Autos und neuen Vermarktungskonzepten auf Erfolg. Konkret sind die Pläne zum Beispiel bei der ehemals britischen Marke MG mit dem elektrischen Kompakt-SUV ZS, Volvo-Schwestermarke Lynk & Co. mit dem Kompakt-SUV 01 als Hybrid und Plug-in-Hybrid, sowie dem elektrischen Mittelklasse-SUV U5 von Aiways. „Ich glaube, der Versuch jetzt wird erfolgreicher sein als der, den wir vor Jahren gesehen haben“, schätzt Autoexperte Stefan Bratzel von der FH Bergisch Gladbach die Situation ein. „Es wird aber nach wie vor für chinesische Hersteller kein Selbstläufer sein.“
Das Auto-Abo
Wer in den kommenden zwölf Monaten mit dem Gedanken spielt, sich ein neues Auto zuzulegen, kommt um ein weiteres Thema nicht herum: die Auto-Abos. „Monatliche Komplettpreise sind hochspannend“, sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. „Es wird das Thema der kommenden Jahre und den Automarkt neu formieren.“ Hier zahlt der Kunde einen festen monatlichen Betrag, bei dem Wartung, Reparaturen, Steuern und Versicherung eingerechnet sind. In unsicheren Pandemie-Zeiten ein Weg zum eigenen Auto ohne hohes Risiko, zumal die Verträge meist kurze Laufzeiten haben oder flexibel kündbar sind. Start-ups wie Cluno oder ViveLaCar, Vermieter wie Sixt und Hersteller wie Mercedes, Volvo und seit einigen Monaten auch Porsche und der PSA-Konzern mit Peugeot, Citroen, DS und Opel bieten Abonnements an; weitere dürften folgen.
Automatisiertes Fahren
Nur ein kleiner Bruchteil der Autokäufer beschäftigt sich vermutlich konkret mit dem folgenden Thema, wichtig wird es trotzdem: 2021 könnten tatsächlich die ersten Serienfahrzeuge offiziell hochautomatisiert auf deutschen Straßen fahren. Erstes Auto mit Selbstfahr-Erlaubnis dürfte die Mercedes-S-Klasse sein. Fährt sie mit der Technik für das sogenannte Level 3 (von 5), darf der Autofahrer beispielsweise während der Fahrt Zeitung lesen. „Die Chancen stehen gut“, sagt Stefan Bratzel. „Es scheint, dass Verkehrsministerium und Hersteller in der Abstimmung gut aufgestellt sind.“
Reform des Bußgeldkatalogs
Neben allen Zukunftstrends wird für Autofahrer im kommenden Jahr noch eines ganz konkret wichtig: Bundesregierung und Länder dürften zur Reform des Bußgeldkatalogs endlich einen Kompromiss finden. Dann gelten unter anderem höhere Strafen für Autofahrer, die Radler gefährden. Und auch zu schnelles Fahren wird härter bestraft. Hintergrund: Weil die im April in Kraft getretene Novelle der Straßenverkehrsordnung einen Formfehler enthielt, gelten seit Juli vorübergehend wieder die Regeln des alten Bußgeldkatalogs. HM/SP-X/Titelfoto: Lynk
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