Eine Studie besagt, dass Corona bei der Schwäche des ÖPNV nur eine Nebenrolle spielt. Das Auto bleibt Trumpf.
Der deutsche ÖPNV befindet sich nicht erst seit Corona in der Krise. Nicht allein die Angst vor Ansteckung lässt die Nutzerzahlen sinken, sondern auch mangelnde Flexibilität und schwache Angebotsqualität, wie eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin (WZB) und des Sozialforschungsinstituts Infas feststellt. Die Forscher haben unter anderem 1.500 Personen nach ihren Erfahrungen mit Bus und Bahn befragt.
Kritik erntet unter anderem die altmodische Angebots-Struktur. So hätten die Verkehrsbetriebe nicht auf die sich ändernde Arbeitswelt reagiert, in der beispielsweise Homeoffice-Arbeit eine zunehmende Rolle spielt. Die starren Abo-Modelle sind für Gelegenheits-Nutzer preislich nicht attraktiv, während feste Fahrpläne zeitweise zu leeren Bussen führen. Flexible On-Demand-Dienste per App und variablere Ticketpreise könnten das ändern, werden aber bislang kaum angeboten.
Nur noch 16 Prozent haben ein ÖPNV-Abo
Im Ergebnis bleiben die Kunden fern. Hatten im vergangenen Jahr noch 22 Prozent der Befragten ein ÖPNV-Abo, sind es heute nur noch 16 Prozent. Vor allem auf dem Land fährt laut der Studie vielerorts nur noch Bus und Bahn, wer zwingend darauf angewiesen ist. Etwa, weil er sich kein Auto leisten kann. In höheren Einkommensklassen sei der Nahverkehr außerhalb der Metropolen kaum noch existent – der Anteil dieser Bevölkerungsgruppe an den zurückgelegten Kilometern beträgt lediglich zwei Prozent.
Das Auto bleibt trotz der vielbeschworenen Verkehrswende bislang Fortbewegungsmittel Nummer eins – rund 60 Prozent der Wege werden mit dem Pkw zurückgelegt. Auch der leichte Aufschwung bei der Fahrradnutzung oder dem Zu-Fuß-Gehen ändert an der Gesamtlage nichts. Für Klimaziele und Lebensqualität in den Städten bedeutet das den Experten zufolge nichts Gutes. SP-X/Foto: SP-X
Add a Comment