Verbrenner

Der Rebound-Effekt oder: Was gut klingt muss nicht immer gut sein

Wenn gute Vorsätze sich ins Gegenteil verkehren: Warum wir den Rebound-Effekt nicht unterschätzen sollten.

Kennen Sie den Rebound-Effekt? Nein? Sollten Sie aber. Denn der Rebound-Effekt lauert hinter allen Einsparpotenzialen und droht, deren positiven Effekte zu vernichten. Sie gehört zur derzeit hochkochenden Mobilitätsdiskussion dazu wie der SUV, der als Symbol für alles Verabscheuungswürdige steht.

Es geht um Effizienz. Die moderne Technologie soll uns ermöglichen, unseren Lebensstil weitgehend aufrecht zu erhalten, während die Umweltschäden zurückgedrängt werden, indem wir weniger CO2 emittieren. Nehmen wir als Beispiel die Glühbirne. Die neuen Energiesparlampen verdrängten zu Beginn der Nullerjahre die bewährten Glühlampen. Doch die Rechnung ging nur teilweise auf, denn die eingesparte Energie ging (und geht) dadurch zum Teil wieder verloren, dass Verbraucher mehr Lampen nutzten oder sie länger brennen ließen. Auch emittieren sie nicht so viel Hitze, so dass mehr geheizt werden muss.

Nach dem Rebound- droht der Backfire-Effekt

Und noch eine persönliche Bemerkung: Die „unkaputtbaren“ Leuchtmittel erwiesen sich zumindest in meinem Haushalt als durchaus kaputtbar – und beim Zerbrechen dieser muss man aufpassen, dass man sich keine Quecksilbervergiftung zuzieht.

Diese Nachteile fressen die Effizienz wieder auf. Ist der Rebound-Effekt so stark, dass er die Vorteile sogar ganz tilgt, dann spricht man von „Backfire“, im Volksmund auch vom Eigentor. Beispiel gefällig? Die vielzitierten E-Scooter. Sie gehen viel schneller kaputt als prognostiziert, landen in Flüssen, müssen nachts abtransportiert (mit Diesel-Transportern) und geladen werden (mit Grünstrom?) und erfüllen nicht den Zweck, den man ihnen zuschrieb: nämlich innerstädtische Fahrten vom Auto auf den Roller zu verlagern. Vielmehr werden Wege, die zuvor zu Fuß zurückgelegt wurden, nun per E-Scooter bewältigt. Von der Produktion und Entsorgung derselben ganz zu schweigen.

Ein überaus komplexes System

Was lernen wir daraus? Für die Umgestaltung eines so komplexen Systems wie den Verkehr und die Mobilität des Einzelnen sollte man sich jeden Schritt genauestens überlegen, die Komplexität des Systems nicht unterschätzen und vor allem den zentralen Faktor einbeziehen, der über den Erfolg des Wandels entscheidet: den Menschen.

Das ist keine leichte Aufgabe, kann man doch kaum einschätzen, wie die Bürgerin und der Bürger auf ein Angebot oder auf Einschränkungen reagieren. Für viele steht das Auto als Garant ihrer persönlichen Freiheit, für privaten Raum, für Emotion, für den Transport von Gütern. Sie betrachten es als Hobby, dessen Pflege sie sich widmen und im Falle von Oldtimern für die Liebe zu vergangenen Zeiten. Diese Beziehung zu ersetzen können öffentliche Transportmittel freilich nicht leisten. Menschen mit „Benzin im Blut“ rümpfen angesichts der Alternativen nur die Nase.

Ist das E-Auto emotional?

Vielleicht kann das Elektroauto diese Beziehungen irgendwann auch knüpfen – eben dann, wenn sich der Autobürger an den soundlosen Charakter gewöhnt hat und es hip findet. Tesla ist hier eindeutig ein Vorreiter, und die Verdienste dieser Marke und seines Schöpfers Elon Musk können diesbezüglich gar nicht genug gewürdigt werden. Doch auch beim E-Auto droht ein Rebound-Effekt. Das umweltfreundliche Image verleitet Menschen, noch mehr Wege auf vier Rädern zu absolvieren als zuvor. Und das ist keinesfalls umweltfreundlich. HM

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