Elektrisch angetriebene Motorräder bleiben auch 2024 Exoten. Anders sieht es da bei den Rollern aus. Ein Überblick.
Der E-Antrieb im Zweiradsektor ist eine eher seltene Spezies. Denn vor allem in den stärkeren Leistungsklassen nimmt das örtlich emissionsfreie Antriebskonzept nur langsam Fahrt auf. Gleiches gilt für die Leichtkrafträder. Doch in der kommenden Saison gibt es ein wenig Bewegung – vor allem im Roller-Bereich. Schauen wir uns die neuen Elektro-Zweiräder mal an.
Große Hersteller wie Ducati oder Triumph haben bereits vor einiger Zeit Elektro-Zweiräder in Aussicht gestellt, deren Serienstarts allerdings weiter auf sich warten lassen. Vorerst bleibt es hier bei Newcomern, die in der emissionsfreien Nische ihr Glück suchen. Zu den bereits etablierten Namen der E-Szene gehört der Hersteller Zero Motorcycles, der zudem Modelljahr 2024 sein Angebot modernisiert hat. Die Topmodelle SR/F, SR/S und DSR/X sind künftig mit 84 kW102 PS starken Antrieben und bis zu 17,3 kWh großen Akkus für bis zu 188 Kilometer Reichweite gerüstet. Das Mittelklassemodell Zero S und DS bietet 51 kW/69 PS sowie 14,4 kWh für 160 Kilometer. Die Einstiegsmodelle FX und FXE sind es 34 kW/46 PS beziehungsweise 7,2 kWh und 93 Kilometer Reichweite.
Elektro-Zweiräder: Harley bringt S2 Del Mar
Mit der S2 Del Mar bringt Harley-Ableger Livewire Anfang 2024 ein zweites E-Modell mit 63 kW/84 PS und einer 10,5 kWh großen Batterie auf den Markt. Damit soll das 18.500 Euro teure und unter 200 Kilogramm leichte Bike 163 km/h schnell und bis 111 Kilometer weit fahren. Fast doppelt so viel kostet die Lacama 2.0, die der Hersteller Italian Volt im April 2024 an den Start bringt. Für Vortrieb sorgt hier ein kompakter Axial-Flussmotor, der mit seinen 110 kW/150 PS auf 230 km/h beschleunigt. Die Reichweite soll über 200 Kilometer betragen.
Ebenfalls etwas Bewegung kommt in die 125er-Klasse. So markieren die Ninja e-1 und die Z e-1 (Titelfoto) Kawasakis Einstieg in die E-Mobilität. Optisch wirken beide Modelle konventionell, der bürstenfreie Motor mit 5 kW/7 PS Dauer- und 9 kW/12 PS Spitzenleistung soll auf maximal 99 km/h beschleunigen. Die Reichweiten sind mit knapp über 70 Kilometer bescheiden. Die Preise liegen bei rund 8.200 und 8.800 Euro.
BMW will mit dem neuen Elektromodell CE 02 vornehmlich junge Leute ansprechen. Auf die 3,2 kW/4 PS starke 50er-Version dürfen bereits 15jährige aufsatteln. Alternativ gibt es den 95 km/h schnellen CE 02 mit 11 kW/15 PS und 90 Kilometer Reichweite, für den der Nutzer eine A1-Lizenz benötigt. Ab Frühjahr 2024 sind beide Varianten für 7.500 beziehungsweise 8.500 Euro verfügbar.
Schließlich bringt E-Rollerhersteller Niu mit der RQi einen ersten Motorradtypen an den Start, der bei rund 8.000 Euro starten soll. Antrieb ist ein Mittelmotor mit 7,5 kW/10 PS Dauer- sowie 18 kW/24 PS Spitzenleistung, der auf 110 km/h beschleunigt. Strom kommt aus zwei herausnehmbaren Akkus mit zusammen rund 5,2 kWh Speicherkapazität für rund 120 Kilometer Aktionsradius.
Verheißungsvoller sind die Neuheiten im Roller-Bereich, wo der Elektroantrieb sich längst etabliert hat. Auf den E-Trend reagieren mittlerweile auch die japanischen Hersteller. So bringt Honda zunächst als Verleih- und Leasingmodell mit dem EM1 e seinen ersten Kleinrad-Roller mit 1,7 kW/2,3 PS starken Nabenmotor und 1,5 kWh großen Wechselakku für gut 40 Kilometer Reichweite auf den Markt. Yamaha führt 2024 den 8 kW/11 PS starken und über 100 km/h schnellen Scooter E01 mit über 100 Kilometer Reichweite ein.
Zwei neue E-Roller aus Deutschland
Darüber hinaus werden zwei E-Roller aus Deutschland ihr Comeback feiern. Govecs hat zum Modelljahr 2024 die E-Schwalbe technisch überarbeitet. Als wichtigste Neuerung gibt es herausnehmbare statt festinstallierte Akkus für bis zu 100 Kilometer Reichweite. Zunächst wird es das Retro-Modell als 45 km/h schnelle L1e-Version mit 2,3 kW/3 PS starkem Nabenmotor geben.
Nach der Insolvenz Anfang 2023 steht außerdem der deutsche Elektroroller-Hersteller Kumpan vor einem Neustart. Dazu wurde der bis zu 100 km/h schnelle Ignite überarbeitet. Die Modellpflege bringt ein neues Batteriesystem und eine neue Steuerungssoftware. Die Preise für den Mitte 2024 wieder verfügbaren Stromer werden vermutlich wie bisher bei rund 7.000 Euro starten.
Aus Fernost kündigen sich zudem einige spannende E-Roller-Neuheiten an. Bereits lieferbar ist der rund 5.000 Euro teure Segway E300se. Das 10 kW/14 PS starke Topmodell der Chinesen fährt bis zu 105 km/h schnell und dank zwei jeweils 2 kWh großen Akkus 85 Kilometer weit. Scorpio Electric heißt ein Startup aus Singapur, das mit dem X1 einen flotten Premium-Roller entwickelt hat. Im Sommer 2024 soll der zu Preisen ab 10.000 Euro in Europa an den Start gehen. Eine Besonderheit ist die einarmige Aluschwinge fürs Hinterrad. Der 10 kW/14 PS starke E-Motor soll bis 105 km/h beschleunigen, eine 5 kWh große Batterie 200 Kilometer Reichweite bieten.
Zu Preisen von rund 17.700 Euro bringt schließlich der chinesische Hersteller Horwin das 230 Kilogramm schwere Elektro-Kraftpaket Senmenti 0 auf den Markt. Dank 74 kW/99 PS und 894 Newtonmeter kann der Roller in 2,8 Sekunden auf Tempo 100 und auf maximal 200 km/h beschleunigen. Wie bei E-Autos setzt Horwin auf eine 400-Volt-Architektur mit einer großen 17-kWh-Batterie für über 300 Kilometer Reichweite. SP-X/Titelfoto: Kawasaki
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