Der EV9 ist in diesem Vergleich das größere, modernere und schöner zu fahrende Auto. Foto: Hyundai

Kia: Sorento-Diesel oder EV9-Stromer?

Mit Sorento und EV9 hat Kia zwei ähnlich geschnittene SUV im Angebot. Beim Antrieb sind sie grundverschieden.

Zwei große SUV mit Platz für sechs, eins elektrisch und eins klassisch mit Diesel: Kia bietet mit EV9 und Sorento zwei ähnliche und doch grundverschiedene Modelle im höheren Crossover-Segment. Ein Vergleich der beiden Allradmodelle.

Das Design

Der Sorento ist eine Spur kleiner als der EV9. Fotos: Hyundai
Der Sorento ist eine Spur kleiner als der EV9. Fotos: Hyundai

Auch wenn sie sich äußerlich zuletzt angenähert haben – selbst nach dem Sorento-Facelift bleibt der EV9 das optisch mit Abstand modernere Auto. Der geschlossene Kühlergrill und die glatten Flanken mit den versenkten Türgriffen sowie die konsequente Kastenform und nicht zuletzt die frischere Farbpalette in Sachen Lackierung machen ihn zum Hingucker. Im Cockpit hingegen hat der Sorento die Nase vorn, vor allem bei der Materialauswahl wirkt er eine Klasse wertiger.  Auch die Bedienung ist eine Spur eingängiger, da der futuristische EV9 bereits weitgehend auf physische Tasten verzichtet.

Das Platzangebot

Mit 4,82 Metern Länge ist der Sorento zwei Handbreit kürzer als der EV9, der zudem auch etwas breiter ausfällt. Das schlägt vor allem beim Platzangebot in der dritten Reihe zu Buche, die beim E-Crossover für kurze Strecken auch Erwachsenen zumutbar ist, während im Sorento nur Kinder anständig sitzen können. Auch bei der Zugänglichkeit hat der EV9 mit seinem flachen Boden und der E-Auto-Plattform Vorteile, kann man sich doch relativ bequem zwischen den Einzelsitzen der zweiten Reihe hindurchwinden. Optional gibt es beide Modelle auch mit Dreier-Sitzbank und Platz für insgesamt sieben Personen.

Alternativ bleibt der klassische seitliche Zustieg möglich, vorbei an den umgeklappten Rückenlehnen der Mittelreihe. Auch das funktioniert beim E-Mobil ein wenig besser. Vier Personen sitzen in beiden Modellen hingegen ähnlich gut, die Einzelsitze sind bequem und vielfach verstellbar. Spürbare Unterschiede gibt es beim Kofferraumvolumen, das beim Elektromodell für jede Sitzkonfiguration immer um einige größer ausfällt. Aber auch im Sorento misst der Laderauminhalt bis zu zwei Kubikmeter.

Die Langstreckentauglichkeit

Das Cockpit im EV9 kommt weitgehend ohne Knöpfe und Schalter aus.
Das Cockpit im EV9 kommt weitgehend ohne Knöpfe und Schalter aus.

Bei der Reichweite hat der Diesel klar die Nase vorn: Rund 1.000 Kilometer schafft er auf dem Papier. In der Realität ist das durchaus zu erreichen, allerdings nur, wenn man ihn ähnlich zurückhaltend fährt wie ein Elektro-SUV. Der EV9 schafft mit diesem Fahrstil so etwa 400 Kilometer, im Winter wohl etwas weniger. Wer Wert auf schnelle Autobahnfahrt legt, dürfte noch einmal 100 Kilometer verlieren. Der Diesel-Sorento brachte es im Test auf diese Weise immer noch auf rund 750 Kilometer.

In der Praxis dürften beide aber für die meisten Anwendungen ähnliche Langstreckenfähigkeiten haben, denn der EV9 kommt mit seinem E-Antrieb zwar nicht so weit wie ein Verbrenner, lädt aber dank 800-Volt-Technik deutlich schneller nach als die meisten seiner direkten Wettbewerber. Schon eine etwas längere Toilettenpause reicht für knapp 200 Kilometer.

Der Fahrspaß

Große SUV sollten eher souveräne Gleiter als kurvenhungrige Sportler sein. Sorento und EV9 sind entsprechend eher komfortabel abgestimmt, was beim EV9 aber noch eine Spur besser gelungen ist. Der schwere E-Crossover liegt satter auf der Straße, erlaubt sich in der Kurve ein wenig mehr Karosseriespiel, bleibt aber für seine Übergröße bemerkenswert agil. Zusammen mit dem niedrigen Geräuschniveau und dem energischen Durchzug des elektrischen Allradantriebs lässt er den Diesel-Sorento klar hinter sich. Der macht seine Sache durchaus ordentlich, ist laufruhig und harmoniert gut mit dem Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe, bleibt im direkten Vergleich aber der deutlich trägere Begleiter.

Die Kosten

Knappe 20.000 Euro trennen die beiden Markengeschwister auf dem Papier – zu Ungunsten des EV9. Wer keine Basisvariante wählt, sondern die beiden hier verglichenen Antriebsvarianten, muss 55.200 Euro (Soren-

Blick auf den Arbeitsplatz des Fahrers im Kia Sorento.
Blick auf den Arbeitsplatz des Fahrers im Kia Sorento.

to, 142 kW/194 PS, Allradantrieb) gegen 76.500 Euro (EV9, 283 kW/385 PS, Allradantrieb) abwägen. Die Serienausstattung des EV9 fällt zwar besser aus – unter anderem sind immer Premium-Audiosystem und ein kompletter Satz Assistenzsysteme an Bord – kann die enorme Differenz aber trotzdem nicht ausgleichen.

Selbst über die Energiekosten dürfte das dauern: Mit normalem Haushaltsstrom betankt, schlagen im EV9 100 Kilometer mit rund 6 Euro zu Buche, der Diesel-Sorento fährt die Strecke für rund 10 Euro. Je nachdem, ob man als E-Autofahrer eine eigene PV-Anlage nutzt oder aber besonders viel an öffentlicher Infrastruktur tankt, kann sich der Preisvorteil erhöhen – oder sogar in einen leichten Nachteil umdrehen. Gleichzeitig dürfte Diesel spätestens ab 2027 zunehmend teuer werden.

Welcher passt wem

Der EV9 ist das größere, modernere und schöner zu fahrende Auto. Auch wenn es mit seinem Abmessungs-Plus gegenüber dem Sorento in europäischen Städten noch etwas unhandlicher ist. Wer regelmäßig zu sechst oder zu siebt im Auto sitzt, dürfte den EV9 ebenfalls vorziehen. Für den Diesel-Sorento spricht neben dem günstigeren Preis die große Reichweite, vor allem bei höherem Autobahntempo.

Alternativen

Wer es mit Kia hält, kann den Sorento auch als Plug-in-Hybrid ordern (ab 59.640 Euro) und fährt dann zumindest auf Kurzstrecke elektrisch. Voll elektrisch und zu sechst oder siebt wird es richtig teuer. Zu den wenigen Angeboten zählen Tesla Model X (ab 98.000 Euro) und Volvo EX90 (ab 83.700 Euro). Hinzu kommt der Peugeot E-5008 (ab 51.150 Euro), der aber deutlich kleiner ausfällt als seine drei Konkurrenten. Kaum größer ist hingegen die Auswahl an konventionell motorisierten Siebensitzer-SUV: neben den Technik-Geschwistern Nissan X-Trail und Renault Espace gibt es noch den auslaufenden Seat Tarraco sowie den luxuriösen Mercedes GLS – und bald auch den VW Tayron.   Holger Holzer/SP-X

Technische Daten

Kia EV-AWD GT-Line:

Fünftüriges SUV der oberen Mittelklasse mit sechs Sitzen, Länge: 5,01 Meter, Breite 1,98 Meter (2,26 Meter inkl. Außenspiegel), Höhe: 1,76 Meter, Radstand: 3,10 Meter, Kofferraum-Volumen: 333 – 2.393 Liter, Frunk: 52 Liter (4WD), Anhängelast: 2.500 kg

Je ein Elektromotor vorne und hinten, 283 kW/385 PS, maximales Drehmoment 700 Nm, Allradantrieb, Batterie-Kapazität 99,8 kWh, Ladeleistung bis 240 kW, Ladedauer von 10 auf 80 Prozent: 24 Minuten, Reichweite: 505 km, Vmax: 200 km/h. 0 – 100 km/h: 5,3 Sekunden, Verbrauch nach WLTP: 22,3 kWh/100 km. CO2-Emission: 0 g/km, Testverbrauch: 24,8 kWh/100 km, Preis: ab 76.490 Euro (GT-Line: ab 82.380 Euro)

Kia Sorento 2.2 CRDI:

Fünftüriges, sechssitziges Mittelklasse-SUV; Länge: 4,81 Meter, Breite: 1,90 Meter (Breite mit Außenspiegeln: 2,17 Meter), Höhe: 1,70 Meter, Radstand: 2,82 Meter, Kofferraumvolumen Fünfsitzer: 902 – 2.100 Liter, Anhängelast: 2.500 kg

2,2-Liter-Vierzylinder-Diesel; 142 kW/194 PS, maximales Drehmoment: 440 Nm bei 1.750 – 2.750 U/min, Allradantrieb, Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe, 0-100 km/h: 9,7 s, Vmax: 202 km/h, Normverbrauch: 6,6 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 174 g/km, Testverbrauch 7,5 l/100 Kilometer, Preis: ab 55.190 Euro

 

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