Seit Jahresanfang müssen die Versorger dynamische Stromtarife anbieten. Wie kann man mit ihnen Geld sparen?
Der Strommarkt ist ständig in Bewegung, und es lohnt sich, bei dessen Entwicklung auf dem Laufenden zu bleiben. So gibt es seit Anfang dynamische Stromtarife. Das heißt, die Energieversorger müssen in Deutschland ihren Kunden einen Stromtarif anbieten, mit dem vor allem Nutzer von Elektroautos beim Aufladen an der heimischen Steckdose günstiger Strom tanken können als bisher. Sogenannte „dynamische Stromtarife“ bieten darüber hinaus die Chance, die Energiewende voranzutreiben und unsere Stromversorgung trotz steigender Anteile volatiler Wind- und Sonnenenergie stabil zu halten. Zudem ermöglichen sie den Kunden, Strom gezielt dann zu beziehen, wenn er sauber und günstig ist. Allerdings müssen für die neuen Tarife bestimmte technische Voraussetzungen erfüllt sein. Und ob man wirklich viel sparen kann, ist keineswegs garantiert.
Der von den Kunden über dynamische Tarife bezogene Strom wird an der europäischen Strombörse EPEX in Echtzeit gehandelt. Im Tagesverlauf schwanken die Preise zum Teil erheblich. Kostete die Kilowattstunde an der EPEX am 22. Januar 2025 zwischen 3 und 4 Uhr nachts nur 12,17 Cent, waren es fünf Stunden später fast 24 Cent. Aber: Günstiger Strom ist nicht unbedingt nur in den Nachtstunden verfügbar, denn an sonnigen Tagen mit viel überschüssigem Solarstrom kann sich auch in den frühen Nachmittagsstunden ein Zeitfenster für Schnäppchen-Strom öffnen. Jeweils am Vortag kann man sich per App oder Onlineportal über die kommenden Strompreise informieren – und dann den Stromverbrauch – insofern möglich – in die günstigen Stunden legen.
Dynamische Stromtarife: Smart Meter erforderlich
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Prinzipiell kann jeder private Stromkunde in einen dynamischen Tarif wechseln, aber längst nicht für jeden bieten sie gute Einsparmöglichkeit. Das liegt unter anderem daran, dass die Kosten der Kilowattstunde immer nur einen Teil der gesamten Kosten ausmachen. Je geringer der Stromverbrauch ist, desto geringer ist der Anteil der Stromkosten im Vergleich zu anderen Kosten wie etwa den Netzentgelten. Bei Kunden, die viel Strom verbrauchen, etwa weil sie mit Strom heizen oder ihr Auto tanken, ist der Anteil der Stromkosten an den Netzentgelten dagegen relativ hoch, was wiederum das Potenzial erhöht, mit dem dynamischen Tarif auch Kosten zu senken. Eine Garantie, dass man tatsächlich weniger zahlt als bisher, gibt es allerdings nicht. Darauf weisen die Stromversorger auch hin. Denn wenn die Verbrauchsspitzen nicht überwiegend in Zeitfenster mit niedrigen Strompreisen verlagert werden können, bleiben die Einsparpotenziale gering.
Voraussetzung für den Abschluss eines dynamischen Stromtarifs ist bei den meisten Stromversorgern ein sogenannter Smart Meter, mit dem die Verbräuche auch den Verbrauchszeiten und damit den zu diesen Zeiten gültigen Strompreisen zugeordnet werden können. Doch Obacht: Wer einen digitalen Stromzähler hat, hat nicht automatisch einen Smart Meter, auch intelligentes Messsystem (iMS) genannt. Erst die Kommunikationseinheit Smart Meter Gateway macht den Stromzähler dazu. Wird der Stromverbrauch des Stromkunden automatisch an den Lieferanten übermittelt, oder liegt der Verbrauch über 6.000 kWh pro Jahr, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits ein Smart Meter vorhanden. Dieser ermöglicht es dem Stromkunden auch, über eine App oder eine Webseite einzusehen, zu welchen Zeiten er wie viel Strom verbraucht.
Wer trotzdem nicht weiß, ob ein Smart Meter vorhanden ist, kann auch nachschauen. Die Gateway-Komponente ist ein kleiner Dongle am Zähler. Hersteller sind zum Beispiel PPC, EMH oder Theben. Die Smart-Meter-Technik kostet übrigens Geld. Der Gesetzgeber hat den Preis für Privatkunden mit einem Jahresverbrauch von bis zu 6.000 kWh auf 20 Euro pro Jahr gedeckelt.
Ausblick: Mit Billigstrom Geld verdienen
Zusätzlich zum Smart Meter sollte der E-Auto-Nutzer über eine intelligente Wallbox und ein mit dieser kommunizierendes E-Auto verfügen. Dann werden Stromtarife, Lademenge und Ladezeit vollautomatisch ermittelt und die Ladevorgänge entsprechend optimal mit Blick auf eine vom Nutzer vorgegebene Abfahrtszeit geplant. Die Abfahrtszeit wird in einer App eingestellt, alles andere erledigt sich von selbst.
Muss noch in die Technik investiert werden, kann es lange dauern, bis sich etwa die Investition in eine teure Wallbox über die Strompreisersparnis amortisiert. Wer aber ohnehin die Anschaffung eines neuen E-Autos und einer neuen Wallbox plant, sollte darauf achten, dass diese jeweils die Voraussetzungen für eine optimale Nutzung dynamischer Stromtarife mitbringen.
Im Idealfall ermöglicht das E-Auto auch das bidirektionale Laden Vehicle to Grid (V2G), bei dem die Traktionsbatterie als Smart Grid-Puffer in das Stromnetz eingebunden werden kann. Wird dann überschüssiger und günstiger Strom in der Autobatterie gespeichert, kann er in Zeiten hoher Strompreise wieder ins Netz eingespeist werden. Sobald die gesetzlichen Rahmenbedingungen für diese ebenfalls netzdienliche Funktionserweiterung geschaffen sind, ließe sich sogar Geld mit dem Billigstrom aus dem Netz verdienen. Mario Hommen/SP-X
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