Ford sieht im E-Transit Custom eine Steilvorlage. Man sei bereits Marktführer und wolle diesen Vorsprung nun ausbauen, so der Kontext der Präsentation in London. Dafür hat der Hersteller Feldforschung betrieben und den E-Transit auf die Bedürfnisse der Kunden ausgerichtet. Eine der Neuerungen sticht besonders hervor.
Grundsätzlich sehen die Daten auf dem Papier vielversprechend aus: Eine Nutzlast von bis zu 1100 Kilogramm und eine Anhängelast von zwei Tonnen bringt der E-Transit Custom mit. Hinzu kommt eine WLTP-Reichweite von 380 Kilometern aus der 74-kWh-Battrie und die Möglichkeit mit 125 kW schnellzuladen. Ein solides Fundament, mit dem Ford die Transit-Stammkunden, zu denen vor allem kleine und mittlere Unternehmen gehören, auf die elektrische Seite der Macht lotsen will.
Weniger „Downtime“
Doch hat sich der Hersteller noch mehr überlegt. D-Ford heißt eine neue Marktforschungseinheit, die maßgeblich am Entwicklungsprozess des E-Transit Custom beteiligt ist. „Human-centered design“ nennt Ford das. Das D-Ford-Team hat auf der ganzen Welt Transit-Nutzer bei der Arbeit begleitet und deren Verbesserungsvorschläge sehr ernst genommen, wie es bei der Präsentation heißt.
Man wollte die „Downtime“ des Fahrzeugs reduzieren, also die Zeit, die das Auto aus Wartungsgründen einem Unternehmen nicht zur Verfügung steht. Unter anderem versorgen die Ford Pro Telematic-Dienste den Fuhrparkleiter permanent mit detaillierten Informationen über den Zustand des Fahrzeugs. Das soll helfen, Wartungszeiten zu minimieren. Ein Londoner Blumenlieferant erklärt im von D-Ford produzierten Video, dass er am Tag mehrfach das Auto mit vollen Händen erreicht und das Ein- und Ausladen umständlich ist. „Delivery Assist“ heißt ein Ausstattungspaket, das Lieferfahrern den Alltag erleichtern soll, indem es die Handgriffe beim Ein- und Ausladen und ständigem Ein- und Aussteigen reduziert. Mitarbeitern können dank digitalem Schlüssel Zugriffsrechte gewährt werden. So muss nicht ständig im Betrieb nach dem Fahrer gesucht werden, der den Schlüssel noch einstecken hat, begründet das D-Ford-Team diese Neuerung mit Verweis auf die Probleme des Londoner Blumenhändlers
Brilliantes Detail: Ein Tischlenkrad
Ein vermeintlich kleines Detail bringt die Journalisten in London besonders zum Staunen: Im Video erklärt ein Techniker, er müsste aus dem Auto regelmäßig an Zoom-Konferenzen teilnehmen und auch im geparkten Fahrzeug essen und Akten ablegen. Ein versetzter Airbag und die Verschiebung des Radstandes schafft mehr Platz im Cockpit, ein 5G-Modul sorgt für schnelles Internet. Dann kommt der Clou: Im neuen Ford E-Transit lässt sich das Lenkrad nach hinten kippen, also in eine waagerechte Position bringen. Eine Plastikplatte wird darauf gelegt und fertig ist der Arbeits- oder Esstisch.
Ford Pro hat bereits Mitte des Jahres den ebenfalls batterieelektrischen E-Transit auf den Markt gebracht. Er fand bis dato in Europa bereits über 8.300 Abnehmer. Der E-Transit Custom ist eines von vier neuen Nutzfahrzeug-Modellen mit Elektroantrieb, die Ford Pro bis 2024 in Europa anbieten will. Mit dem E-Transit Custom zielt Ford auf die Elektrifizierung der KMU-Fuhrparks in ländlichen Gebieten, verspricht Skeptikern dass trotz E-Antrieb keine Kompromisse in puncto Leistungsfähigkeit gemacht werden. Mit den Software-Lösungen, die Ford Pro anbietet, soll Unternehmen ein rundum-sorglos-Service geboten werden.
Ab Herbst 2023
Zur Auswahl stehen, je nach Karosserie-Variante, zwei Radstände und zwei Dachhöhen. Mit flachem Dach ist das Fahrzeug weniger als zwei Meter hoch. Dies ist zum Beispiel in Parkhäusern, Tiefgaragen oder Laderampen im Untergeschoss von Hallen von Vorteil. In der Kastenwagen-Ausführung bietet der neue E-Transit Custom ein Ladevolumen zwischen 5,8 und 9,0 Kubikmetern sowie eine Laderaumlänge von bis zu 3,45 Metern.
Der E-Transit Custom läuft ab Herbst 2023 beim türkischen Joint-Venture Ford Otosan vom Band. Hierfür entsteht eine neue Produktionslinie, die Teil des bereits angekündigten Investments in Höhe von zwei Milliarden Euro ist. Zur Anlage gehört eine moderne Fertigung sowie eine Batteriemontage, die Ford Otosan als Kompetenz-Zentrum für die Nutzfahrzeug-Herstellung und Heimat der europäischen Transit-Produktion stärken soll. Analog zu Schlüsselinvestitionen in Solarenergie und Energie-Effizienz unterstützt das neue Werk den Plan von Ford Otosan, mit allen türkischen Firmenteilen bis 2030 CO2-Neutralität zu erreichen.
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