Viele rein elektrisch angetriebene Transporter bis 3,5 Tonnen gibt es noch nicht. Wir haben uns die Angebote mal angesehen.
Handwerker, Lieferdienste, Logistikunternehmen – sie alle brauchen Transporter, und sie alle haben wenig Muße, sich mit dem Thema Fahrzeugwahl zu beschäftigen. Entsprechend ratlos war der Handwerker, der jüngst bei uns eine Reparatur durchführte und dabei auf das Thema E-Transporter zu sprechen kam. Da er ja sowieso nur eine begrenzte Anzahl an Tages-Kilometern fahre, könne er auch einen Stromer nutzen. Doch welchen? Er habe keinen Überblick über das derzeitige Angebot.
Nun, dem Manne kann geholfen werden. Und so haben wir einen Überblick erstellt über die derzeit am Markt offerierten Lastenstromer in der Klasse bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht.
In der Tabelle zum Download finden Sie alle relevanten Daten im Überblick (PDF)
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es große Unterschiede zwischen den Modellen gibt. So gibt es eine Spreizung der Batteriegrößen von 36 kW (VWN/MAN) bis hin zu 89 kWh bei Maxus. Entsprechend unterschiedlich fallen die Reichweiten aus. Auch beim Ladevolumen gibt es Differenzen: Hier bietet Renault eine Mindestgröße von 7,75 Kubikmeter an, während man in die Stellantis-Drillinge e-Boxer, Jumper electric und Movano-E bis zu 17 m³ packen kann. Relativ dicht beisammen sind alle E-Transporter hingegen beim Preis.
Problem: Die Anhängelasten
Ein großes Manko besitzen indes fast alle E-Transporter: Sie dürfen keine Anhängekupplung anbauen und demnach auch keine Hänger ziehen. Ausnahmen sind der Maxus Deliver 9, der immerhin 1.500 kg an den Haken nehmen darf, sowie der Ford E-Transit, der 750 kg (gebremst) ziehen darf. Der E-Transit ist übrigens ein Neuling, er kommt im Mai auf den Markt.
Werfen wir also einen Blick:
Maxus eDeliver 9
Ein neuer Stern am emissionsfreien Nutzfahrzeughimmel ist die Marke Maxus, Mitglied des chinesischen SAIC-Konzerns – und mit denen wir auch schon selbst praktische Erfahrungen sammeln konnten. Flaggschiff ist der eDeliver 9, der als Kastenwagen in der 3,5-Tonnen-Klasse in zwei Längen (5,55 und 5,94 Meter) und zwei Aufbauhöhen (2,53 und 2,76 Meter) als N1 sowie als N2 mit langem Radstand und hohem Aufbau und einem zulässigen Gesamtgewicht von 4.050 Kilogramm angeboten wird. Damit sind beim eDeliver 9 ein Maximalladevolumen von 12,3 Kubikmeter und eine Zuladung von bis zu 1.350 Kilogramm möglich. Für alle Karosserievarianten gibt es einen 150 kW/204 PS und 310 Newtonmeter Drehmoment starken E-Antrieb, der eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h erlaubt. Bei Maxus stehen drei Batteriegrößen zur Wahl. Alle N1-Varianten sind es mit dem kleinen 52-kWh-Akku verfügbar, der 186 Kilometer Reichweite verspricht. Alternativ ist für alle N1-Varianten ein Upgrade auf 72 kWh und damit 236 Kilometer möglich. Für die N2-Version gibt es grundsätzlich 89 kWh und damit 296 Kilometer Reichweite. Der große Akku ist außerdem für N1-Versionen mit langem Radstand optional bestellbar. Je nach Akkugröße kann das Laden mit 11 kW zwischen 6 bis 9 Stunden dauern, am DC-Schnelllader ist ein Nachladen von 20 auf 80 Prozent in 35 Minuten möglich. Die Preisspanne des eDeliver 9 reicht von 51.490/61.273 Euro bis 64.790/80.813 Euro (netto/brutto).
Fiat E-Ducato
Seinen Bestseller Ducato (Titelfoto) bietet Fiat Professional seit 2021 auch mit batterieelektrischem Antrieb in einer Vielzahl von Varianten an. Alle eint ein 90 kW/122 PS starker E-Motor, der eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h erlaubt. Beim Stromspeicher stehen Batterien mit 47 oder 79 kWh zur Wahl, die laut WLTP-Messung 235 beziehungsweise 360 Kilometer Reichweite erlauben. Befüllen lassen sich die Akkus mit 7, 11 oder 22 kW sowie mit Schnellladetechnik auch mit 50 kW. Die geschlossenen Kastenvarianten gibt es in den drei Längenformaten 5,41, 6,0 und 6,36 Meter, wahlweise mit Hochdach oder Superhochdach. Das Stauraum-Spektrum reicht von 10 bis maximal 17 Kubikmeter, während die Nutzlast von 985 bis 1.910 Kilogramm variiert. Verfügbar sind auch einige Assistenzsysteme wie Kollisionsverhinderer oder Spurhalter. Die Preise starten bei 55.400 Euro/65.926 Euro.
Ford E-Transit
Kommt im Mai auf den Markt, kann aber schon bestellt werden: Ford E-Transit. Foto: FordFord nimmt mittlerweile Bestellungen für seinen ab Mai 2022 erhältlichen Elektro-Transit entgegen. Hier starten die Preise bei 55.845 Euro/66.500 Euro für die Basis-Variante mit kurzem Radstand. Beim Stromspeicher gibt es eine Einheitslösung mit 77 kWh, die bis zu 317 Kilometer WLTP-Reichweite verspricht. Von 11 bis sogar 115 kW Ladeleistung lassen sich hier an einer Schnellladestation abrufen. Ist ein entsprechender Schnelllader verfügbar, dauert es nur etwas über eine halbe Stunde, um die Batterie von 15 auf 80 Prozent zu laden. Beim Antrieb stehen zwei Leistungsstufen mit 135 kW/184 PS sowie 198 kW/269 PS zur Wahl. Der elektrische Transit kann ebenfalls in verschiedenen Auf- und Ausbauvarianten sowie Radständen und Dachhöhen geordert werden. Das maximale Ladevolumen beträgt 15,1 Kubikmeter, die Nutzlast liegt bei bis zu 1.616 Kilogramm. Auch hier sind Notbremsassistent mit Fußgängererkennung sowie Spurhalter verfügbar.
VW e-Crafter/MAN eTGE
Bereits seit 2018 vertreibt VW Nutzfahrzeuge seinen e-Crafter. Ihn gibt es ausschließlich als rund sechs Meter langen Kastenwagen mit 10.700 Liter großen Laderaum sowie 1.720 Kilogramm Zuladung. Vergleichsweise bescheiden sind die Eckdaten des E-Antriebs: Die 100 kW/136 PS starke Maschine erlaubt maximal Tempo 90, eine 36-kWh-Batterie ermöglicht 115 WLTP-Kilometer Reichweite. Mit 40-kW-Strom ist diese in 45 Minuten aufladbar. Der mit dem MAN eTGE baugleiche e-Crafter ist für 53.900/64.141 Euro zu haben. Die umfangreiche Serienausstattung enthält unter anderem auch City-Notbremsfunktion und Spurhalteassistent.
Den Klassiker gibt es auch elektrisch: Mercedes-Benz eSprinter: Foto: DaimlerDie elektrische Variante des großen Mercedes-Transporters Sprinter wird zu Preisen ab 54.090/ 64.367 Euro angeboten. Zu diesem Basistarif fährt der große Transporter mit einer 35 kWh starken Batterie vor, die für bis zu 119 WLTP-Kilometer reicht. Kunden, die den 47 kWh-Akku für eine Reichweite von bis zu 168 Kilometern wählen, müssen rund 61.830/73.578 Euro investieren. Optional ist Ladetechnik mit bis zu 80 kW möglich. Für den Antrieb sorgt bei beiden Varianten ein 85 kW/115 PS starker E-Motor, der eine Höchstgeschwindigkeit von stolzen 120 km/h erlaubt. Der elektrische Sprinter wird in der Kombination Standardlänge (6 Meter) und Hochdach (2 Meter) angeboten. Das Ladevolumen beträgt 11 Kubikmeter, die Zuladung 1.045 Kilogramm. Dieser Tage hat Mercedes einen Ausblick auf das neue Modell des eSprinters gegeben, das im zweiten Halbjahr 2023 starten soll. Die Reichweite werde sich im Vergleich mit dem aktuellen Modell (35 kWh) mit seinen bis zu 120 Kilometern je nach Konfiguration mehr als verdoppeln. Angekündigt sind drei Batterie- und zahlreiche Aufbauvarianten vom Kastenwagen bis hin zum Fahrgestell für Kofferaufbauten.
Renault Master E-Tech
Elektropionier Renault bietet seinen Master bereits seit mehreren Jahren in der Elektroversion E-Tech als Kastenwagen in drei Längen (5,08 bis 6,23 Meter) und zwei Höhen (2,31 und 2,50 Meter) an. Das Ladevolumen reicht von 7,75 bis 12,5 Kubikmeter, die Nutzlast von 900 bis 1.053 Kilogramm. Der 57 kW/76 PS starke Motor erlaubt maximal 100 km/h. Ende 2021 haben die Franzosen die kleine 33-kWh-Batterie durch eine größeres 52-kWh-Fomat getauscht. Seither kann der Franzose 190 Kilometer weit fahren. Unter Zufuhr von 22 kW Wechselstrom dauert das Befüllen auf 80 Prozent zwei Stunden, auf 100 Prozent drei Stunden. Die Preise der starten bei 54.900/65.331 Euro inklusive Batterie.
Opel Movano-E/Citroen Jumper Electric/Peugeot e-BoxerSeit kurzem mit größerer Batterie: Renault Master E-Tech. Foto: RenaultIn gleich vier Längenformaten von 4,96 bis 6,36 Meter sowie in drei Höhenformaten von 2,25 bis 2,76 Meter ist Opels großer Movano auch in einer E-Version verfügbar. Das Ladevolumen reicht von 8 bis 17 Kubikmetern, die maximal Nutzlast von 665 bis 1.090 Kilogramm. Für alle Karosserievarianten gibt es einen E-Motor mit 90 kW/122 PS, der bei den kleineren Karosserievarianten mit 37 kWh sowie bei den größeren Formaten mit 70 kWh großen Stromspeicher kombiniert wird. Die WLTP-Reichweiten gibt Opel mit 116 beziehungsweise bei der großen Batterie mit 200 bis 247 Kilometer an. Das Aufladen kann bei Wechselstrom mit 7,4 oder 22 kW zwischen 3 bis 12 Stunden dauern, an einem 100 kW starken Schnelllader ist ein Befüllen von 0 bis 80 % in einer Stunde möglich. Die Preise liegen zwischen 57.990/69.008 Euro und 68.380/81.372 Euro. Notbremsassistent und Spurhalter sind verfügbar, kosten allerdings 680/809 Euro Aufpreis. Die Opel-Schwestermarken Citroen und Peugeot bieten zu ähnlichen Konditionen die jeweils baugleichen Jumper Electric beziehungsweise e-Boxer an. Titelfoto: Fiat
Hier gibt es die Übersicht in Tabellenform zum Download (PDF)
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