Der E-Auto-Hersteller eGo hat nun die ersten beiden Wechselakku-Stationen in Betrieb genommen. Wartezeiten gibt es dennoch.
Immer noch um die Frage gestritten, ob denn ein System zum Akkuwechsel eine gute Alternative zum Laden an öffentlichen oder privaten Stationen sei. Der chinesische E-Mobil-Hersteller Nio etwa will in China bis 2020 rund 1.100 Wechselakku-Stationen entlang der Transitroute von Nord- nach Südchina bauen, die ersten 18 Anlagen sind bereits in Betrieb und versorgen die Kunden der Marke vollautomatisch mit Langstreckentauglichkeit.
Auch der deutsche Elektroauto-Hersteller eGo setzt auf die Idee und hat seine ersten beiden Akku-Tauschstation in Betrieb genommen. Am Werksstandort Aachen sowie im nahen Zülpich können Kunden nun ihre leere durch eine volle Batterie ersetzen lassen. Weitere der „ePit“ genannten Stationen sollen in Düsseldorf und Hamburg entstehen.
Dauer: 1 Stunde, Ziel: 0,5 Stunden
Der Austausch der Energiespeicher soll rund eine Stunde dauern und ist damit um ein Vielfaches schneller als das Laden an Wallbox oder Steckdose. Perspektivisch will eGo die nötige Zeit halbieren. Dennoch: Mit dem System von Nio und dessen Zeitaufwand kann sich eGo nicht messen. Kunden haben ein jährliches Wechsel-Kontingent, in dessen Rahmen der Tausch kostenlos ist. Sie bleiben zudem Eigentümer der Originalbatterie, die sie binnen eines Monats an der Wechselstation abholen können. Das Angebot ist beispielsweise für Fahrer des Kleinwagens eGo Life gedacht, die weiter als die pro Akkuladung möglichen 125 Kilometer fahren wollen.
Die Pleite von Better Place
Die Idee des Akkuwechsels hat eine lange Geschichte. Das israelische Start-up Better Place hat ab 2007 ein solches Projekt gestartet. Doch bereits 2013 war Better Place pleite, Firmenchef Agassi und seine Manager mussten sich wegen Missmanagements vor Gericht verantworten. Heute gelten vor allem zwei Umstände als Gründe für das Scheitern der Firma. Zum einen konnte Better Place neben Renault keinen weiteren Autohersteller überzeugen, auf die Tauschakku-Technik zu setzen. Das Modellangebot war daher klein und wäre auch in absehbarer Zeit klein geblieben.
Zum anderen waren die Kosten enorm: Allein die Ladestationen schlugen mit rund zwei Millionen Euro pro Stück ins Kontor. Dazu kamen kolportierte Batteriekosten von 10.000 Euro pro Einheit. Better Place kaufte daher nur gerade so viele Akkus wie nötig, fuhr diese auf Verschleiß und konnte so am Ende selbst die überschaubare Kundschaft nicht mit Qualität und Zuverlässigkeit überzeugen. Für die Batteriewechsel-Idee war das ein schwerer Schlag. Für das Auto wurde sie beerdigt, lediglich einige Elektroroller-Hersteller wie die taiwanesische Scooter-Marke Gogoro hielten und halten an ihr fest. HM/SP-X/Titelfoto: eGo
Widerspricht ein derart teures Konzept um „den Akku zu füllen“ nicht grundlegend der Idee des Super-Low-Budget-Autos?