Fiat elektrifiziert seinen Kleinstwagen: Den knuffigen 500 gibt es nun auch als Mild-Hybrid. Bringt das was? Ein Fahrbericht.
Kleinstwagen haben es nicht leicht. Denn die immer aufwändigere Abgasreinigung droht, die Preise für die Stadtflitzer derart in die Höhe zu treiben, dass ein Verbrenner auf absehbare Zeit nicht mehr wirtschaftlich ist. Zudem haben es die Kleinen auch beim Verbrauch recht schwer, denn die meist kleinen Motoren müssen schon arg auf Trab gehalten werden, damit man mit ihnen flott vom Fleck kommt. Und das tut ihnen nicht gut; sprich: der Verbrauch ist relativ zur Fahrzeuggröße zu hoch.
Sauber nach Euro 6d
Macht aber eigentlich auch nichts, denn die Zukunft der Winzlinge liegt im Elektroantrieb. Hier können sie zeigen, dass sie wirklich sparsam sind, wie die Elektro-Drillinge VW up, Seat Mii und Skoda Citigo beweisen und darob derzeit ausverkauft sind. Auch der Kleinwagenspezialist Fiat schlägt den Weg hin zur Elektrifizierung ein und brachte jüngst den rein elektrischen 500e auf den Markt. Kurz darauf hat man den Benziner hybridisiert, heißt: Mit einem Mild-Hybridsystem ausgestattet.
Zu diesem Zwecke nutzt Fiat den 51 kW/70 PS starken Einliter-Dreizylinder-Sauger und kombiniert ihn mit einem Riemen-Starter-Generator (RSG). Dieser ist mit über ein Riemensystem mit der Kurbelwelle verbunden und unterstützt entweder den Verbrenner oder fungiert als Stromerzeuger. Den Durchschnittsverbrauch gibt Fiat mit 4,1 Litern an, was einem CO2-Ausstoß von 93 Gramm pro Kilometer entspricht. Freilich erfüllt er die Emissionsklasse Euro 6d.
Einer von zwei Benzinern
Grund genug für uns, den beliebten Winzling zum Tanze zu bitten und nachzuforschen, wie das denn so funktioniert mit dem Hybridsystem und dem Sparen. Vorgestellt hat sich bei uns das 2020er Modell in Matt-Grün mit dem hippen Beinamen Rock Star. Es gibt ihn für 16.951 Euro, mit einigen Extras wie der Matt-Lackierung (974 Euro), Bi-Xenon-Scheinwerfer (965), Parksensoren (438) Hifi-System von Beats (575), Uconnect (389) und Leichtmetallfelgen (243) kam der Testwagen auf knapp 21.000 Euro. Die Basisvariante Pop kostet 13.637 Euro. Zum Vergleich: die zweite verfügbare Benzinervariante, der 1,2-Liter Dualogic mit 69 PS kostet als Rock Star 17.439 Euro.
Sitze ein wenig zu hoch
So ausgerüstet kann man sich in dem City-Flitzer schon wohlfühlen. Das zentrale Display erleichtert die Bedienung, und für die Stadt ist der Fiat 500 nach wie vor ein guter Tipp. Leider sind für große Menschen die Sitze ein wenig zu hoch angebracht; zwar besaß „unser“ 500 einen höhenverstellbaren Fahrersitz, doch dabei neigt sich nur das hintere Ende der Sitzfläche nach unten – und das bringt nicht sehr viel. Auch sind die Seitenwangen recht hoch, was zu Druckstellen an den Schenkeln führen kann. Ein axial verstellbares Lenkrad hätte wir uns ebenso gewünscht wie eine Sitzheizung. Immer an Bord ist die Taste für den City-Lenkradmodus, nach deren Betätigung es sich beim Parken leichter bewegen lässt. Ist der Flitzer am Fahren, reagiert die Lenkung im Normalmodus.
5,3 Liter je 100 Kilometer
Da der Cinquecento ja kein neues Modell ist, ist schon viel über ihn geschrieben worden, weshalb wir es bei diesen allgemeinen Anmerkungen belassen wollen. Vielmehr interessiert uns die Frage, ob die doch etwas aufwändigere Technik der Mild-Hybridisierung den Verbrauch drückt. Nun, wir kamen auf unseren Touren auf einen Schnitt von 5,3 Liter je 100 Kilometer, wobei wir viel auf Landstraßen und Autobahnen unterwegs waren. Da machen sich die 70 PS durchaus negativ bemerkbar, denn vor allem an leichten Steigungen tut sich das Wägelchen schon recht schwer.
Dafür kann er segeln. Nimmt man unterhalb von 30 km/h den Gang raus und kuppelt ein, dann schaltet sich der Motor ab. Kuppelt man erneut, schaltet er sich wieder an. Das funktioniert im Rollen wie auch im Stand.
70 PS: untere Grenze
Nimmt man ihn ein wenig härter ran kraxelt der Verbrauch in die Höhe; zwischenzeitlich standen im Bordcomputer auch mal 5,9 Liter als Mittel. Was nicht verwundert, denn der 1,0-Liter-Motor muss sich – wie erwartet – schon mühen, um den Wünschen des Fahrers nach schnellerer Beförderung nachzukommen. Immerhin: Auf rund 250 Kilometern Fahrstrecke rekuperierte das System genau 1,0 Kilowattstunden.
Wichtig ist aber: Ein Mild-Hybrid wie der 1,0 GSE macht nur dann Sinn, wenn man auch gewillt ist, vorausschauend zu fahren. Man muss also Ausrollphasen nutzen und sollte kein Streckenprofil haben, bei dem man täglich (schnell) Autobahn fährt. Dann schafft man es, der Konsum auf unter fünf Liter zu drücken. Halten wir dennoch die 5,3 Liter als Schnitt auf 100 Kilometer fest. Verglichen mit den Angaben des Herstellers ist das zwar nur gut ein Liter Mehrverbrauch, prozentual sind es aber 25 Prozent.
Fazit: Der 500er bleibt ein hippes Auto für die Stadt. Erstaunlich ist, dass er trotz des technischen Mehraufwandes günstiger ist als der 1,2 8V. Man darf gespannt sein, wie er sich gegen den 500e schlägt. HM/Titelfoto: FCA
Technische Daten – Fiat 500 1,0 GSE Hybrid Rock Star
Dreitüriger Kleinst-Pkw mit Frontantrieb, Länge: 3,57 Meter, Breite: 1,63 (mit Außenspiegeln 1,89 m) Meter, Höhe: 1,49 Meter, Radstand: 2,30 Meter, Kofferraumvolumen: 185 bis 550 Liter.
Antrieb: 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner mit Mild-Hybrid, 51 kW/70 PS bei 6.000 U/min, maximales Drehmoment: 92 Nm bei 3.500 U/min, 0-100 km/h: k.A., Vmax: k.A., Normverbrauch: 4,1 l/100 km, Praxisverbrauch: 5,3 l/100 km, CO2-Ausstoß: 93 g/km, Abgasnorm: Euro 6d.
Preis: 16.951 Euro.
Add a Comment