Die digitale Performance von Autos wird immer wichtiger und überstrahlt PS und Drehmoment. Fünf digitale Trends von der CES.
Die Autowelt verändert sich immer stärker. Ging es vor Jahren noch um PS und Fahrwerksqualitäten, dreht sich heute alles nur noch um mobiles Internet, leistungsfähigere Rechnertechnik nebst Sensorik sowie neue Anzeigewelten oder KI wie ChatGPT, das derzeit ihren Siegeszug im Auto beginnt. Wen wundert´s also, dass Autohersteller und Zulieferer viele ihrer Innovationen mittlerweile auf Tech-Shows statt auf klassischen Automesse vorstellen, wie man jüngst auf der CES in Las Vegas wieder erleben konnte. Werfen wir einen Blick auf die großen Trends in Sachen Autoelektronik:
Vernetzung
Einen gewaltigen Schub neuer Möglichkeiten und Funktionen haben Vernetzung und ein allgegenwärtig verfügbares Internet ins Auto gebracht. Der Markt der Innovationen wächst dabei unaufhörlich weiter. Ob das spontane Anmieten von Carsharing-Autos per App, agiles Flottenmanagement, Echtzeit-Verkehrsinformationen, automatische Notrufsysteme, Over-the-air-Updates der Fahrzeugsoftware, Functions on Demand, die Integration von Smartphone-Inhalten ins Infotainmentsystem oder die Kommunikation mit anderen Verkehrsteilnehmern und der Verkehrsinfrastruktur: Vernetzung macht Autos zunehmend smarter und sicherer. Speziell beim Ausbau automatisierter Fahrkünste dürfte sie eine zentrale Rolle spielen. Sollen uns Pkw ohne menschlichen Fahrer von A nach B bringen, müssen sie sich in alle Richtungen vernetzen, um sich sicher und flott durch den Großstadtdschungel zu kämpfen. In Zukunft werden Autos deshalb mehr denn je zu großen und beschleunigten Drehkreuzen für Informationen jeglicher Art.
Superhirne
Seit Jahrzehnten wächst die Zahl der in Autos eingebauten Microchips und Computerhirne weiter an. Mit jeder neuen Innovation wurde ein neuer Steuerungskreislauf mit Rechnertechnik in die Fahrzeuge eingezogen, was für zunehmend komplexere Bordnetze sorgte. Unter anderem, um bei diesen den Überblick zu behalten, wird deshalb verstärkt auf neue Superhirne gesetzt, die systemübergreifend verschiedene gängige wie künftige Systeme kontrollieren und organisieren. Mittlerweile werben einige Autohersteller damit, welche Prozessoren im Fahrzeug stecken und welche Rechenleistungen sie bieten. Statt wie einst mit Zylinderzahl oder dem „Getriebe von ZF“ und „Bosch-ABS“ zu werben, wird vor allem bei Herstellern aus Fernost bereits auf Super-Chips von Nvidia und Qualcomm und deren Teraflops (Währung für Rechenpower) verwiesen. Dank ihrer neuen Superhirne werden Autos zunehmend zu rollenden Supercomputern.
Fahrerüberwachung
Die Technik bei aktiver Sicherheit kann noch so fortschrittlich sein, Fehler durch Menschen werden selbst in einer hochautomatisierten Welt der Mobilität noch Ursache vieler Unfälle sein. Um diese Fehlerquelle zu minimieren, wird der Fahrer zunehmend stärker ins Visier der Bordelektronik genommen und von immer strengeren Systemen gemaßregelt. Das reicht schon bis in die Fahrzeugklasse der Kleinwagen. Müdigkeitswarner, die Lenkbewegungen analysieren und bei unkonzentrierten Bewegungsmustern zur Pause mahnen, sind bei Neuwagen seit diesem Jahr sogar Pflicht. Die lassen sich leicht austricksen. Mittlerweile gibt es deshalb Kamerasysteme, die den Piloten präziser im Blick haben und bereits meckern, sollte dieser nur Mal kurz auf sein Smartphone schauen.
Digitale Trends: Das Auto als Supercomputer
Zunehmend häufiger wird auch in Autos gemeckert, wenn das aktuell geltende Tempolimit überschritten wird. Künftig sollen die Überwachungsaugen auch die Stimmung des Fahrers anhand von Mimik und Stimme analysieren, um auf diese über Einstellungen von Lüftung, Klimatisierung und Ambiente-Beleuchtung Einfluss zu nehmen. Sensoren am Lenkrad und dem Sicherheitsgurt sollen zudem den Puls sowie die Atemfrequenz kontrollieren und diesen unter anderem über seinen Gesundheitszustand informieren. Seit Jahren wird zudem über Promille-Detektive diskutiert, die bei Alkoholisierung des Fahrers per Motorblockade Alkoholfahrten verhindern sollen. Die Europäische Union schreibt bis Juli 2024 eine Schnittstelle zur einfachen Integration sogenannter Alkohol-Interlocks in Neufahrzeugen zwingend vor. Magna hat Anfang 2024 auf der CES in Las Vegas ein Gerät vorgestellt, das die künftigen Anforderungen der Zulassungsbehörden in der EU und in den USA erfüllen soll.
Display-Welten
In den 80er-Jahren galten die kleinen Displays von Casio-Uhren als große Innovation in den analogen Anzeigenwelten automobiler Cockpits. Wohl keiner hätte damals auch nur ansatzweise davon geträumt, dass Autofahrer eines Tages in Bildschirmlandschaften regelrecht versinken und sich XXL-Screens von der Fahrer- bis zu Beifahrertür spannen. Statt wie noch vor wenigen Jahren über nervig kleine Daumenkinos werden zunehmend mehr und größere Riesen-Screens ins Armaturenbrett integriert. Längst zeigen die Displays weit mehr als nur fahrrelevante Informationen oder die Navigationskarten an. Imposante Hyperscreens machen Autos zu rollenden Kinosälen und Multimedia-Kommunikationszentralen. Zusammen mit Head-up-Displays öffnen sie Tore in die Augmented Reality. Sie erzeugen Stimmungen oder zeigen Kunstwerke. Auch ihre Funktion als Bedienoberflächen angesichts einer zunehmenden Vertouchung der Cockpits nimmt zu. Neue Displaytypen erzeugen dank 3D-Anzeigetechnik räumliche Tiefe. Die nächste Generation von Displays mit Micro-LEDs und volltransparenten Körpern werden wie Kristalle die Cockpits von Premiummobilen schmücken.
Künstliche Intelligenz
KI ist mittlerweile in aller Munde und längst auch in der Autowelt angekommen. Mittlerweile gibt es in einigen Fahrzeugen animierte Assistenzsysteme wie etwa Nomi beim Hersteller Nio, die man fast wie einen menschlichen Beifahrer erlebt. Hinter solchen Systemen stecken oft schon KI-Systeme, die lernfähig sind. Hat Nomi etwas nicht verstanden, weist sie darauf hin, zu lernen und vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt auf das Anliegen eingehen zu können. Ebenfalls „Powered by AI“ sind Amazon Alexa und ChatGPT, die in künftig immer häufiger in die Infotainmentsysteme von Autos integriert werden, um dabei zu helfen, die Spracherkennung zu verbessern sowie die Sprachausgabe verständlicher und individueller zu machen. Mit Hilfe von Chatbots wird das Spektrum an Themen und Informationen in Autos deutlich wachsen, da sowohl alle Fahrzeuginformationen und das Wissen aus dem Internet gebündelt zur Verfügung stehen werden. Auch bei automatisierten Fahrsystemen kommt der Künstlichen Intelligenz eine Schlüsselrolle zu. SP-X/Titelfoto: Mercedes-Benz
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