Batteriemarkt

Batteriemarkt: Überkapazitäten in 2030

Im globalen Batteriemarkt drohen in 2030 enorme Überkapazitäten. Doch die dürften sich auf China beschränken.

Trotz der jüngsten Verlangsamung der Prognosen der Automobilhersteller für die Elektrofahrzeugproduktion zeigt der globale Batteriemarkt weiterhin eine enorm hohe Wachstumsrate sowie eine steigende Nachfrage nach Lithium-Ionen- und Natrium-Ionen-Batterien. Allein zwischen 2020 bis 2030 wird sich die Nachfrage mehr als verachtzehnfachen mit einem jährlichen Wachstum von 34 Prozent.

Der Hauptgrund für diese Entwicklung ist die Umstellung der Automobilindustrie auf batterieelektrische Fahrzeuge. Das hat insbesondere in den USA und Europa entsprechende Auswirkungen auf die industrielle Landschaft. So entstehen in diesen Regionen neue Hotspots für die Batterieproduktion sowie neue Unternehmen zusätzlich zu den bereits existierenden in Asien.

Zu diesen und weiteren Ergebnissen kommen die Strategieberatung Roland Berger und der Lehrstuhl Production Engineering of E-Mobility Components (PEM) der RWTH Aachen in ihrer Publikation „Battery Monitor 2023“, die einen umfassenden Marktüberblick über die globale Batterieindustrie gibt.

Im Fokus stehen Produktionsproszesse

Im Fokus der aktuellen Entwicklungen stehen vor allem technische Innovationen für eine effizientere Produktion und alternative Batteriematerialien. „Um im internationalen Markt bestehen zu können, müssen Hersteller ihre Produktionsprozesse optimieren. Die Entwicklung neuer Fertigungstechnologien ist dabei die wichtigste Voraussetzung für eine effiziente, kostengünstige und gleichzeitig nachhaltige Batterieproduktion“, sagt Professor Heiner Heimes, Mitglied der Institutsleitung des RWTH-Lehrstuhls PEM.

Es wird erwartet, dass die Nachfrage nach Batterien im Jahr 2030 rund 4.900 Gigawattstunden (GWh) erreichen wird, ein deutlicher Anstieg gegenüber der letztjährigen Prognose von etwa 4.000 GWh. Diese erwartete Nachfrage wird allerdings von angekündigten Produktionskapazitäten von global rund 8.900 GWh im Jahr 2030 überschritten. Ob alle diese Kapazitäten realisiert werden können, ist jedoch zweifelhaft. „Wir erwarten keine Überkapazität außerhalb von China“, sagt Wolfgang Bernhart, Partner bei Roland Berger. „Der Mangel an Materialien, Talenten und gesicherten Verkäufen schwächt Hersteller und Produktionsprozesse weltweit.“

Batteriemarkt: China baut Überkapazitäten auf

Zusätzlich entstehen im Markt Ungleichgewichte – verstärkt durch nationale Gesetzgebungen. Die Produktionskapazitäten und Bedarfe der Länder, insbesondere der USA, China und Europa, entwickeln sich stark auseinander. „In Nordamerika werden wir neue relevante Marktteilnehmer sehen. In Europa sind große Batteriekapazitäten angekündigt, aber sehr viele der Unternehmen sind noch sehr jung, so dass wir eine Konsolidierung des Marktes erwarten“, sagt Bernhart. „China baut wiederum immense Überkapazitäten auf. Eine niedrige Auslastung und Exportdruck sind die Folge.“

Ein Import der Waren aus China in die USA sei jedoch eher unwahrscheinlich: Die erhebliche Steuer von 25,4 Prozent auf Batterieimporte aus China sowie die Hürden für chinesische Hersteller und Zulieferer durch den Inflation Reduction Act hemmen den internationalen Handel. Aus diesem Grund konzentrieren sich die chinesischen Hersteller zunehmend auf den europäischen Markt und verschärfen damit den Kostendruck für lokale Produzenten.

Um der langjährigen Erfahrung asiatischer Fabriken entgegenzuwirken, haben in den vergangenen Jahren innovative Produkt- und Prozesstechnologien im Batteriesektor an Bedeutung gewonnen. Infolgedessen ist ein zunehmender Trend zu Patenten aus den USA und Europa festzustellen. Besonders im Bereich Fertigungstechnologien sind diese Innovationen relevant. Unternehmen muss ein erfolgreicher Spagat zwischen einer effizienten, vergleichsweise kostengünstigen und nachhaltigen Batterieproduktion gelingen. Nur so können sie mittelfristig in diesem dynamischen Markt ihre Position sichern. Titelfoto: Bosch

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