Auto- und Motorradhersteller Honda zeigt auf der Design Week in Mailand drei Studien auf zwei und vier Rädern. Ihre Gemeinsamkeit: die nachhaltige Produktion.
Die Zukunft der Mobilität ist nicht unbedingt ein Thema, das man im Museo Diocesano zu Mailand erwarten würde. Doch die weltberühmte Mailänder Möbelmesse mit angeschlossener Design-Abteilung macht es möglich. Im Innenhof der ehrwürdigen Anlage voller kirchlicher Devotionalien an der Piazza Sant’Eustorgio ist während der Messetage unter anderem Honda eingezogen. Der japanische Hersteller will anhand dreier spezieller Exponate zeigen, dass es ihm mit der Nachhaltigkeit wirklich ernst ist. Und dass der Countdown läuft: Bis 2050, so das Credo, soll die CO2-Neutralität über alle Produkte und geschäftlichen Aktivitäten hinweg geschafft sein.
Ein steiniger Weg. Und einer, der aus unzähligen kleinen und kleinsten Schritten besteht. Wobei klein gut zu den Messe-Schaustücken passt. Etwa zum Sustaina-C Concept, der die Nachhaltigkeit schon im Namen trägt. Er hat durchaus Ähnlichkeiten mit dem mittlerweile eingestellten Honda e, ist aber noch einen Tick filigraner und rollt mit einer sehr speziellen Karosserie an. „Sie besteht aus recyceltem Acrylharz, das aus gebrauchten Rücklichtern gewonnen wird, und muss nicht lackiert werden“, heißt es bei Honda. Das sieht ungewohnt, aber durchaus spannend aus.
Im Falle des Mailänder Schaustücks auch wegen des schwarz-weißen Marmoreffekts, der beim Gießen durch das Mischen von Farben mit unterschiedlichen Schmelzpunkten entsteht. Der Effekt fürs Umweltkonto ist nicht von der Hand zu weisen. Die Emissionen bei der Produktion können durch diese Technik um bis zu 45 Prozent reduziert werden, heißt es. Dazu ist die auffällige Verkleidung rissfest, kleine Beulen lassen sich problemlos reparieren und Witterungseinflüsse machen ihr nichts aus.
Die einteilige Heckklappe des Sustaina-C Concept ist transparent und funktioniert wie ein Smartphone-Display. Damit lassen sich also beispielsweise Warnhinweise an nachfolgende Autofahrer einspielen. Oder Werbung. Honda spricht von „neuen Dimensionen für das Außendesign zukünftiger Fahrzeuge“.
Das Stichwort Design passt auch zum zweiten Messeobjekt, dem Pocket Concept. Der wird aus dem Kofferraum geholt, wenn auch der kleine Sustaina nicht mehr weiterkommt, also für die berühmte letzte Meile. Seine Formgebung ist nämlich zumindest ungewöhnlich, dazu glänzt er mit einer Beleuchtungsanlage, die auch einem großen Bike gut zu Gesicht stehen würde und mit zeitgemäßer Konnektivität – jeweils im Kleinformat. Schaustück Nummer drei ist dagegen ein ganz normaler Motorroller, aber mit halbtransparenten, unlackiert grünen Verkleidungsteilen.
Es handelt sich um das Sondermodell „Vetro“ (Glas) des Scooters SH125i. Bei der Produktion im italienischen Honda-Werk in Atessa lassen sich durch die Verwendung des zusammen mit Honda Motor in Japan entwickelten ABS-Kunststoffs bis zu 9,5 Prozent CO2 einsparen. Und noch eine weitere Vorreiterrolle kann der Sonder-Roller für sich beanspruchen: Er erfüllt als erstes Honda-Produkt aus Atessa bereits die Voraussetzungen für die Emissionsklasse Euro5+. Sie ist ab Ende 2024 für alle neuen Modelltypen vorgeschrieben. Rudolf Huber/SP-X
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