In der „Woche des Hütchens“ will eine Aktivistengruppe in Kalifornien Robotaxis matt setzen – mit einer simplen Warn-Pylone.
Das mit dem autonomen Fahren ist ja so eine Sache: Vor Jahren hoch gepriesen, ist die Entwicklung ins Stocken geraten (wir berichteten). Vom autonomen Fahren sind wir weltweit eine ganze Ecke entfernt. Doch es gibt ein „gallisches Dorf“, in dem das anders ist – Kalifornien. Dort betreiben die Unternehmen Waymo (Google) und Cruise (General Motors) jeweils Robotaxi-Flotten, die ohne Fahrer auskommen.
Dort bekommt nun das Projekt selbstfahrende Autos Gegenwind von unerwarteter Seite. In der „Woche des Hütchens“ rufen Aktivisten aus San Francisco nun im großen Stil zur Blockade autonomer Fahrzeuge auf. Mittel der Wahl: die überall im Stadtgebiet herumstehenden Warn-Pylonen. Hintergrund der Aktion ist eine anstehende kommunalen Anhörung zum Ausbau der Robo-Taxi-Dienste von Waymo und Cruise.
Drei Gründe gegen die Robotaxis
Initiator der Aktion ist die Gruppe „Safe Street Rebel“, die sich bereits seit längerem unter anderem für mehr Fuß- und Radwege in der kalifornischen Metropole einsetzt. Auch das Thema Roboterauto steht bei den Aktivisten prominent auf Agenda – die automatisierten Taxis würden die bereits überfüllten Straßen noch stärker verstopfen, Rettungsfahrzeuge blockieren und nicht zuletzt einen Überwachungs-Alptraum schaffen, indem sie mit ihren Kameras durchgehend den öffentlichen Raum filmten.
Die Straßenkämpfer rufen daher die Bürger San Franciscos dazu auf, die selbstfahrenden Taxis von Google-Schwester Waymo und General-Motors-Tochter Cruise mit Verkehrshütchen auf der Motorhaube zu blockieren. Die Pylonen würden die Elektronik zum Stoppen aus Sicherheitsgründen zwingen. Auf Tik-Tok- und Twitter-Videos der Gruppe ist zu sehen, wie die Roboautos nach der Platzieren der Kegel sofort die Warnblinkanlage anschalten und sich nicht mehr bewegen können.
Wer soll die Hütchen entfernen?
Da kein menschlicher Fahrer an Bord ist, kann dieser die Hütchen anschließend nicht einfach entfernen. Deaktiviert werden sollen die Fahrzeuge allerdings nur, wenn sie an ungefährlichen Orten stehen und keine Passagiere an Bord haben. Zudem mahnen die Aktivisten, die Hütchen möglichst sanft auf der Motorhaube zu platzieren, um Schäden zu vermeiden. Die Robotaxi-Betreiber bewerten die Aktion trotzdem als Vandalismus und drohen mit Strafverfolgung.
Die Cone Week oder „Hütchen-Woche“ ist vielleicht eine besonders spektakuläre Form des Protests gegen Roboterautos, die Diskussion über die selbstfahrenden Fahrzeuge ist aber schon seit längerem aufgeheizt. Zuletzt sorgte unter anderem der Fall eines überfahrenden Hundes für Schlagzeilen, zuvor waren aber auch bereits Menschen zu Tode oder zu Schaden gekommen. Auch mindestens ein Fall, bei dem die Polizei zur Ermittlung eines Verdächtigen Kameradaten eines Waymo-Fahrzeugs ausgewertet hat, ist bekannt. Weitere Kritikpunkte von Robotaxi-Gegnern sind die Schädigung des öffentlichen Personennahverkehrs durch die neuen Fahrdienste sowie die Furcht vor dem Arbeitsplatzverlust in der Taxi- und Chauffeurs-Branche. Die Dienst-Betreiber wenden ein, autonome Fahrzeuge würden die Verkehrssicherheit erhöhen und die Mobilitätskosten senken.
Aus dem Pilotprojekt würde eine Dienstleistung
Mitte Juli entscheidet die California Public Utilities Commission (CPUC), wie es mit den Robotaxis in San Francisco weiter geht. Einer der Kernpunkte ist die Frage, ob und wie Waymo und Co. künftig Entgelte für ihre Robotaxi-Dienst erheben dürfen. Mit einer Regelung würde aus dem prestigeträchtigen Pilotprojekt endgültig eine kommerzielle Dienstleistung werden. Dass sich die Behörde von den Protesten beeindrucken lässt, gilt laut amerikanischen Medien jedoch als unwahrscheinlich. Unter anderem fordern Robotaxi-Skeptiker ein langsameres und vorsichtigeres Vorgehen bei der Genehmigung sowie eine Begrenzung der Fahrzeugflotte. HM/SP-X/Titelfoto: SP-X
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