Wer bislang dachte, dass große Metropolen in Sachen Carsharing vorne liegen, sieht sich getäuscht. Doch sie haben aufgeholt.
Nicht Berlin oder München, sondern Karlsruhe ist die Carsharing-Hauptstadt 2019. Denn auf 1.000 Einwohner kommen in Karlsruhe 3,2 Carsharing-Fahrzeuge. Auf den weiteren Rängen folgen München, Hamburg und Berlin. Die Millionenstädte haben damit im Ranking gegenüber 2017 aufgeholt. Insgesamt gibt es in Deutschland 740 Städte und Gemeinden mit einem Carsharing-Angebot.
In Deutschlands Carsharing-Hauptstadt Karlsruhe ist die Zahl der Fahrzeuge ist seit der letzten Erhebung im Jahr 2017 um 21 Prozent gewachsen. Das Karlsruher Angebot wird vor allem von einem stationsbasierten Anbieter getragen, der seit 2019 zusätzlich Fahrzeuge im free-floating Carsharing bereitstellt.
Auf den Plätzen 2, 3 und 4 folgen im Ranking hinter Karlsruhe die drei Millionenstädte München (vorher Platz 6), Hamburg (vorher Platz 10) und Berlin (vorher Platz 12). Alle drei Städte konnten ihre Position gegenüber 2017 deutlich verbessern. Das liegt vor allem daran, dass hier neue Anbieter von free-floating Carsharing mit großen Flotten in den Markt eingestiegen sind. In München stehen derzeit bezogen auf 1.000 Einwohner 2,1 Carsharing-Fahrzeuge zur Verfügung, in Berlin sind es 1,6 Fahrzeuge.
Gute Versorgung auch in vielen kleineren Städten
Das Ranking 2019 zeigt, dass eine gute Versorgung nicht auf große Städte beschränkt ist. Freiburg im Breisgau belegt mit 1,6 Autos pro 1.000 Einwohnern Platz 5 im Ranking. Heidelberg und Darmstadt besetzen ebenfalls Plätze unter den Top 10. Und in den Top 20 des Gesamtrankings finden sich insgesamt acht Städte mit weniger als 250.000 Einwohnern. In diesen Städten haben bereits langjährig existierende, mittelständische Anbieter ihre Angebote in den letzten Jahren erheblich ausgebaut.
Carsharing ist noch lange nicht Mainstream
In 126 von 151 Städten sind die Angebote im Vergleich zu 2017 erheblich gewachsen. In den 20 besten Städte des neuen Rankings wuchs die Zahl der Carsharing-Fahrzeuge seit 2017 um über 30 Prozent. Angesichts von mehreren hundert privaten Pkw pro 1.000 Einwohner in allen untersuchten Städten ist die Marktdurchdringung des Carsharing – mit maximal 3,2 Fahrzeugen pro 1.000 Einwohnern – jedoch weiterhin gering. Gunnar Nehrke, Geschäftsführer des Bundesverband CarSharing e.V. kommentiert:
„In Karlsruhe und in 739 weiteren Städten und Gemeinden in ganz Deutschland arbeiten CarSharing-Anbieter daran, eine ökologische Alternative zum privaten Pkw bereitzustellen. Das geschieht meist ohne jede finanzielle Förderung und oft unter schwierigen Rahmenbedingungen. Ergänzend zur Förderung von ÖPNV und Fahrradinfrastruktur sollten Bund, Länder und Kommunen auch den Ausbau des Carsharing endlich systematisch fördern.“
Kritik an Bundesverkehrsminister Scheuer
Nehrke ruft die Kommunen insbesondere dazu auf, möglichst flächendeckend Stellplätze im öffentlichen Raum einzurichten. Ziele müsse es sein, dass kein Bewohner eines innerstädtischen Wohngebiets weiter als 400 Meter von einer Carsharing-Station entfernt lebe. Auch jenseits der Innenstädte sollten Kommunen die Ausbreitung dort fördern, wo durch ein gut ausgebautes ÖPNV-Angebot bereits eine Grundlage dafür geschaffen ist.
Nehrke kritisiert in diesem Zusammenhang Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer. Der habe es lange versäumt, durch eine StVO-Novelle die Grundlage für die Umsetzung des bereits 2017 verabschiedeten Carsharinggesetzes zu schaffen. Damit habe der Minister den Ausbau in den Kommunen erheblich ausgebremst.
Im Carsharing-Städteranking werden alle deutschen Städte mit mindestens 50.000 Einwohnern betrachtet, in denen es derzeit ein Angebot gibt. Insgesamt sind 151 Städte im Ranking vertreten, sieben mehr als im letzten Ranking aus dem Jahr 2017.
In der Carsharing-Hauptstadt Karlsruhe findet am 15. und 16. September 2020 übrigens der Deutsche Mobilitätstag statt. HM
Add a Comment