Individuelle Mobilität in der Stadt: Ein Thema, das von Jahr zu Jahr dringender wird und nicht nur neue Technologien, sondern auch neue Konzepte und Ideen fordert. Doch es muss gar nicht so kompliziert sein, findet Peter Paul Thoma aus dem Frankfurter Stadtteil Bornheim.
Vor seinem Ingenieurbüro im Hinterhaus der Bornheimer Landwehr 39 stehen seit Anfang September ein VW ID.3 und ein E-Lastenrad. „Das Prozedere ist einfach“, führt Thoma aus und zückt sein Smartphone. Die „Hop-On“-Sharing App öffnet sich, der elekrische Volkswagen ist darin als „verfügbar“ deklariert. Ein Fingertippen auf einen grünen Button, dann entriegelt sich der ID.3 und das Fahrzeug ist offiziell gemietet. „Mit dem Lastenrad geht das genauso.
Trägt die Kosten
Da öffnet sich dann das Schloss am Hinterrad“, so Thoma und liefert sogleich den Funktions-Beweis. „Wer damit zum Einkaufen fährt, kann am Supermarkt per App das Rad abschließen und später wieder entriegeln und zurückbringen“, beschreibt er. Das E-Auto wird bei der Abgabe einfach wieder in die aktuell noch provisorische Ladestation eingesteckt. „Da erhalten wir noch im Oktober eine neue“, kündigt er an. Das Mieten von Auto oder Rad kostet natürlich etwas Geld, um die Unkosten von Peter Paul Thomas Ingenieurbüro zu decken: „Ich mache keinen Gewinn damit. Ich möchte das für die Nachbarn machen und bin außerdem überzeugt, dass solche Konzepte langfristig immer wichtiger werden.“
Ein Viertel der Einnahmen gehen an den Frankfurter Energieversorger Mainova und Hop-On für die Administration. Die Mainova bietet Hop-On gemeinsam mit Kooperationspartnern an. Natürlich sei das Car- und Bikesharing vor allem spannend für die Anwohner im direkten Umkreis – die Nachbarn also – um schnell und spontan Zugriff auf ein Auto oder ein Lastenrad zu bekommen. Deshalb müssten sich mehr Unternehmer oder Privatleute dazu entschließen, ein solches Sharing-Modell anzubieten, findet der Berater: „Wir können darüber diskutieren, ob das Elektroauto nur eine Übergangstechnologie ist. Aber für eine Innenstadt ist das definitiv besser als wenn jeder einen Diesel und einen Benziner vor der Tür stehen hat“, so der selbstständige Energieberater.
Solarstrom nutzen
„Ich bin überzeugt davon, würde man Carsharing ausbauen und vorantrieben, würden wir viele kaum genutzte Autos von den Straßen in der Innenstadt kriegen.“ Er sehe es tagtäglich in Bornheim: Die meisten Autos stühen teilweise über lange Zeiträume ungenutzt herum. „Das betrifft natürlich vor allem Privatleute. Ein Handwerksbetrieb zum Beispiel ist auf sein Fahrzeug täglich angewiesen, das ist klar“, relativiert er. Doch auch für kleine Fuhrparks wie den seines Unternehmens hat ein Sharing-Modell Vorteile: „So oft brauchen wir unser Auto nicht. Es ist also nur sinnvoll, wenn der ID.3 nicht die ganze Zeit herumsteht, sondern in den Zeiten, in denen wir ihn nicht benötigen, andere Leute ihn nutzen“, argumentiert der Frankfurter. Auto und E-Lastenrad laufen genau wie sein Büro rein mit grünem Strom.
Doch möchte Thoma als Energieberater noch weiter aufrüsten: „Das Dach des Gebäudes ist in Ost-West-Richtung. Meine nächste Investition wird es sein, Photovoltaik-Panels zu installieren, damit wir unseren eigenen Strom produzieren und in das Auto und das Fahrrad laden können.“ Die Anmeldung für das Carsharing ist ganz einfach: Wer das Rad oder das Auto nutzen möchte, kann sich in der Hop-On-App anmelden und muss einmalig bei Thoma erscheinen, um den Führerschein vorzuzeigen. Dieser wird online validiert, dann kann es schon losgehen. „Es sind bereits Leute angemeldet und das Konzept kommt gut an. Ein Nachbar meinte, hätte er früher davon erfahren, hätte er sich kein Auto gekauft“, erzählt Peter Paul Thoma. Bei einem kleinen Event stellt er das Fahrzeug, das Konzept und das Lastenrad interessierten Frankfurtern vor. „Die Leute können das dann anfassen, ausprobieren und ihre Fragen stellen“, sagt er. NM/Titelfoto: Mag
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