Schiffsverkehr

Klimaneutrale Schifffahrt: Realisierbar, aber teuer

Kaum jemand beachtet in der Klimadiskussionen die Rolle der Schifffahrt. Eine Studie der ETH Zürich liefert nun Daten.

In der Diskussion um klimaneutrale Mobilität geht es vorwiegend um Pkw, vielleicht auch Lkw. Doch was ist mit dem Flugverkehr oder der Schifffahrt? Denn diese Bereiche fallen bis auf absehbare Zeit für den elektrischen Betrieb aus. Welche Alternativen gibt es also – beispielsweise für die Schifffahrt?

Mit dieser Frage hat sich die ETH Zürich in einer aktuellen Studie gewidmet: Ergebnis: Der internationale Schiffsverkehr könnte auf alternative Kraftstoffe umgestellt werden. Allerdings hat das einen hohen Preis. Die Betriebskosten könnten um bis zu 600 Prozent steigen, die Transportleistung im Gegenzug sinken.

Drei Prozent der Emissionen

Rund drei Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen stammen aus der Schifffahrt, zu großen Teilen von Massengutfrachtern und Öltankern. Eben diese Schiffe haben die schweizerischen Experten auf die Eignung für synthetische Kraftstoffe untersucht. Neben Wasserstoff zählen dazu Ammoniak, Methan, Methanol und Designer-Diesel. Betrachtet wurden alle innereuropäischen Transportfahrten. Die Ergebnisse sollen sich allerdings auch auf den weltweiten Schiffsverkehr übertragen lassen.

Problem: der Platzbedarf

Zentrales Problem ist, den Forschern zufolge, der zusätzliche Platzbedarf für den klimafreundlichen Treibstoff. Dieser hat teilweise eine geringere Energiedichte und benötigt daher größere Tanks als Schweröldiesel, wodurch die Transportleistung sinkt. Mögliche Lösungen des Konflikts bestünden aus modularen Energiesystemen, mit denen sich der Kraftstoffvorrat an die jeweilige Route anpassen ließe. Aktuell tanken Güterschiffe in der Regel vor Fahrtantritt komplett voll und nutzen überzähligen Sprit für die nächste Reise mit. Eine weitere Lösung könnte in zusätzlichen Ladestopps bestehen. Durch die zusätzliche Technik und die längere Reisezeit würden die Betriebskosten jedoch stark steigen. Sie könnten zwei- bis sechsmal höher liegen als bei konventionellen Schiffen.

Wo kommt der Strom her?

Eine offene Frage ist zudem, wo der benötigte Strom für die alternativen Kraftstoffe herkommen soll. Die Umstellung würden den europäischen Stromverbrauch um vier bis acht Prozent steigen lassen. Sinnvoll für das Klima wäre der Umstieg nur mit regenerativ hergestelltem Strom. Nicht in den Berechnungen berücksichtigt haben die Forscher den für die Güterschifffahrt viel diskutierten Segel-Antrieb. Der wäre klimaneutral, würde aber geringere Reisegeschwindigkeiten bedeuten. HM/SP-X/Titelfoto: ABB

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