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Laden an der Wallbox: Bei den Netzentgelten sparen

Zeitbasiert reduzierte Netzentgelte: Wie Elektroautonutzer vom 1. April 2025 an beim Laden sparen können.

Die Energiewirtschaft befindet sich im Wandel. Die steigende Einspeisung erneuerbarer Energien, neue Verbrauchsmuster durch Elektromobilität und zunehmende dezentrale Energieproduktion stellen neue Anforderungen an das Stromnetz. Eine effektive Methode, um Lastspitzen zu glätten und das Netz effizienter zu nutzen, sind zeitbasiert reduzierte Netzentgelte. Zum 1. April wird Paragraph 14a des EnWG um einen Zeittarif erweitert.

Besonders für Besitzer von Elektrofahrzeugen (EVs) bieten diese Modelle erhebliche Vorteile. Durch intelligentes Laden zu Zeiten niedriger Netzauslastung können sie ihre Stromkosten erheblich senken. Doch wie funktionieren diese Entgelte genau, welche Einsparpotenziale bieten sie für Elektroautofahrer, und welche Herausforderungen gibt es?

Grundlagen der Netzentgelte

Netzentgelte sind die Kosten, die Verbraucher für die Nutzung der Stromnetze zahlen. Sie lagen im letzten Jahr bei 13,22 Cent je kWh. Diese Gebühren finanzieren die Instandhaltung, den Ausbau und den Betrieb der Stromnetzinfrastruktur. Traditionell werden sie nach einem festen Tarifmodell berechnet, das sich an der maximalen Lastspitze oder der bezogenen Energiemenge orientiert.

Allerdings kann dieses Modell ineffizient sein, da es keine Anreize setzt, den Verbrauch zeitlich zu verschieben. Besonders in Zeiten hoher Einspeisung erneuerbarer Energien kann eine flexible Lastverlagerung die Netzstabilität verbessern und zur besseren Nutzung bestehender Infrastruktur beitragen.

Um dies zu erreichen werden vom 1. April an neue Anreize gesetzt. Besitzer einer Wallbox haben damit eine zusätzliche Möglichkeit, um den Fahrstrompreis zu senken. Im Paragraph 14a des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) ist als neue Option ein zeitbasiert reduziertes Netzentgelt vorgesehen, wie der Branchendienst „electrive.net“ berichtet.

Der Netzbetreiber darf die Wallbox dimmen

Wenn Besitzer von Elektroautos eine heimische Wallbox in Betrieb nehmen wollen, darf der Netzbetreiber das seit 1. Januar 2024 nicht mehr mit dem Verweis auf lokale Überlastungen verzögern oder ablehnen. Der Netzbetreiber darf aber steuerbare Verbrauchseinrichtungen wie die Wallbox dimmen: Gemeint ist die Begrenzung der Leistung von 11 auf 4,2 Kilowatt (kW) für bis zu zwei Stunden am Tag. Für diese Steuerbarkeit erhalten die Wallboxeigner als Gegenleistung reduzierte Netzentgelte.

Bisher konnten sie zwischen zwei unterschiedlichen Formen der Senkung wählen, nämlich entweder einer jährlichen Pauschale, die zwischen 110 und 190 Euro liegt, oder einer durchgehenden Reduktion von 60 Prozent aufs Netzentgelt. In der Fachsprache nennen sich diese Optionen Modul 1 und Modul 2. Modul 2 wird meistens für den Betrieb von Wärmepumpen verwendet, die steuerbar sind.

Neu ab 1. April ist Modul 3 als „Kann-Regelung“. Diese dritte Wahlmöglichkeit bei der Reduktion der Netzentgelte wird grundsätzlich mit Modul 1 kombiniert: zu der Pauschale kommt eine zeitbasierte Reduktion. Hierfür definiert der jeweilige Netzbetreiber ein ganzes Jahr im Voraus drei feste Zeitfenster. Um zu prüfen, wie hoch die Reduktion beim jeweiligen Netzbetreiber wann ist, müssen die Endkunden das Preisblatt herunterladen.

Wichtig: Auf das Preisblatt schauen

„electrive.net“ nennt auch ein Beispiel, die Hamburger Energienetze: Modul 1 sieht eine Jahrespauschale von 158,05 Euro vor. Hinzu kommt Modul 3 mit den jeweiligen Zeitfenstern und Entgelten. Im Bereich der Hamburger Energienetze sind zwischen 17.15 Uhr und 21 Uhr 16,25 Cent pro kWh fällig. Das ist der so genannte Hochtarif, den Elektroautobesitzer vermeiden sollten. Der Standardtarif von 12,11 Cent pro kWh gilt zwischen 21 Uhr und 0.30 Uhr sowie zwischen 7 und 17.15 Uhr. Attraktiv wird es im Niedertarif zwischen 0.30 Uhr und 7 Uhr: Hier beträgt das Netzentgelt lediglich 4,84 Cent pro kWh.

Die faktische Differenz zwischen dem teuersten und dem billigsten Netzentgeltfenster beträgt beim konkreten Beispiel der Hamburger Stromnetze also satte 11,41 Cent pro Kilowattstunde.

Freilich gibt es einige Herausforderungen, die mit der Einführung von zeitbasierten Netzentgelten verbunden sind:

  1. Technologische Voraussetzungen: Um dynamische Netzentgelte effektiv umsetzen zu können, sind intelligente Messsysteme (Smart Meter) und eine digitale Infrastruktur erforderlich.
  2. Akzeptanz bei Verbrauchern: Viele Verbraucher sind nicht ausreichend informiert oder skeptisch gegenüber dynamischen Tarifen.

Die Energiewende erfordert innovative Ansätze zur effizienten Nutzung der Stromnetze. Zeitbasiert reduzierte Netzentgelte können einen wichtigen Beitrag leisten, um die Netzstabilität zu verbessern, Kosten zu senken und erneuerbare Energien besser zu integrieren. Besonders Elektroautofahrer können durch intelligentes Laden erhebliche Einsparungen erzielen. Mit der zunehmenden Digitalisierung und verbesserten Informationslage könnten diese Modelle in den kommenden Jahren eine zentrale Rolle in der Energieversorgung und Elektromobilität spielen. Titelfoto: Kia

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