Lancia

Lancia Ypsilon: Der Premium-Kleinwagen

Der Ypsilon soll Lancia wieder zum Leben erwecken. Er kommt als reiner Stromer und als Mild-Hybrid. Erste Fahreindrücke.

Lancia? Da war doch mal was. Die Traditionsmarke vollzog in Deutschland einen langsamen Tod, nachdem 2014 wurde bekannt gegeben wurde, dass die Produktion von Fahrzeugen mit dem Markennamen Lancia schrittweise eingestellt werde. Seit 2017 wird das letzte noch gebaute Modell Ypsilon nur in Italien angeboten. In Zeiten der Elektrifizierung soll auch diese Marke wiederauferstehen, mit eben jenem Ypsilon – und zwar im kommenden Jahr.

Interesse erweckt der neue Lancia Ypsilon sofort, denn der Kleinwagen sieht doch ziemlich speziell aus. Vor allem von vorne, mit dem neuen Lancia-Logo zwischen einer durchgehenden Lichtleiste und markant geformten Scheinwerferaugen. Auch beim Heck kommen Motor-Nostalgiker ins Träumen, speziell wegen der kreisrunden Rückleuchten mit dem liegenden „Y“. Keine Frage, das ist mal was anderes und hat auch das Zeug dazu, kräftig zu polarisieren.

Ypsilon
Kommt im kommenden Jahr auch nach Deutschland: Lancia Ypsilon. Fotos: Lancia

Innen greift der Ypsilon auf die Software-Architektur der Stellantis-Familie zurück, setzt aber bei der Einrichtung neue Akzente. Die Kombination aus weitgehend recycelten Stoffen und Kunststoffteilen wirkt modern und stylish, Eigenheiten wie das mittige Kaffee-Tischchen unterm Armaturenbrett mit induktiver Ladefläche sollen den Wohlfühl- und Wohnraum-Charakter des Premium-Kleinwagens betonen. So richtig praktisch ist es aber nicht, in schnellen Kurven rutscht gerne Mal das Smartphone über den knappen Rand. Zwei je 10,25 Zoll große Displays sind für die Bedienung zuständig, die Temperierung wird über eine darunter liegende Leiste mit etwas schlecht ausgeleuchteten Tasten reguliert. Auch ChatGPT hat Einzug gehalten, bei unseren Testfahrten erntete das KI-Werkzeug allerdings noch keine Begeisterungsstürme. Aber bis Mitte 2025 wird es mit der Verständigung schon klappen.

Der E-Antrieb stammt aus dem Baukasten

Die Bedienung ist weitgehend selbsterklärend und nicht so verwinkelt wie auch bei einigen anderen Konzernprodukten. Der Bordrechner reagiert fix auf Anforderungen und die Bildschirme liefern gestochen scharfe Bilder. Auch die Ausstattung mit Assistenzsystemen ist auf aktuellem Stand, so bietet der Ypsilon etwa einen Spurhalteassistenten, die adaptive Geschwindigkeitsregelung, 360-Grad-Kameras und Autonomes Fahren der Stufe 2 zwischen 30 und 150 km/h. Die akustischen Warnmeldungen der elektronischen Helfer sind nicht übermäßig nervig – und sie lassen sich natürlich auch deaktivieren.

Ypsilon
Innen geht es – für einen Kleinwagen – recht nobel zu.

Beim Thema Antrieb spielt der Stellantis-Baukasten sein Potenzial aus, den E-Antrieb und den Hybridmotor kennt man auch aus anderen Modellen des Konzerns wie Opel Corsa und Citroen C3. Was natürlich nichts daran ändert, dass sie ihre Aufgaben auch im Lancia Ypsilon sehr ordentlich erfüllen. Der 115 kW/156 PS starke Stromer sprintet in gut acht Sekunden auf 100 km/h, bei 150 Sachen ist Schluss. Die Reichweite gibt Lancia mit 403 Kilometer laut WLTP-Norm an, den Verbrauch auf rund 14,5 kWh/100 km – was ziemlich wenig ist und bei den Testfahrten teilweise sogar unterboten wurde. Wer es drauf anlegt, kommt demnach auf Landstraßen und innerorts sogar mal ganz knapp auf einstellige Verbrauchswerte, bei normaler Fahrweise mit zusätzlichen Autobahn-Anteilen ist man mit 13 bis 15 kWh/100 km kein rollendes Verkehrshindernis. Schnellgeladen wird mit bis zu 100 kW.

Es gibt auch einen Mild-Hybrid

Der zur Unterstützung des erhofften Ypsilon-Erfolgs angebotene 1,2-Liter-Dreizylinder mit 48-Volt-Hybridisierung und 0,9-kWh-Miniakku passt ebenfalls gut in den Neuzugang aus Italien. Er wird dank aufwendiger Dämmmaßnahmen auch beim kräftigen Ausdrehen nicht nervig, zieht mit seinen 74 kW/100 PS sehr ordentlich durch und lässt sich ebenfalls problemlos spritsparend betreiben. Um die vier Liter je 100 Kilometer war der untere Verbrauchswert bei den Testfahrten, 5,1 Liter der obere – und das ganz ohne krampfhafte Sparbemühungen. Für die Statistik: Der Hybrid ist maximal 190 Sachen schnell und absolviert der Standard-Sprint in 9,3 Sekunden.

Ypsilon
Italienische Lebensart: das Tischchen zwischen den Sitzen.

Das Fahrwerk des Neuzugangs kommt mit beiden Motorisierungen gut zurecht und liefert wie die sauber abgestimmte Lenkung eine gute Vorstellung ab. Auch schnelle Kurvenkombinationen bringen den Ypsilon nicht aus der Spur. Das kräftige Rumpeln beim Überfahren von groben Querfugen trübt ein wenig den Gesamteindruck, schlechte Fahrbahnen werden dagegen souverän neutralisiert.

Zu den Preisen des in den Versionen Ypsilon, Ypsilon LX und Ypsilon Cassina angebotenen feinen Kleinen äußert sich Lancia Deutschland so lange vor dem Marktstart noch nicht. In Italien hat der Verkauf schon begonnen, dort startet die Preisliste bei rund 24.000 Euro für das Hybridmodell und bei rund 35.000 für den Stromer. SP-X

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Die Platzverhältnisse im Ypsilon sind recht ordentlich.

Lancia Ypsilon – Technische Daten:

Fünftüriger, fünfsitziger Kleinwagen; Länge: 4,08 Meter, Breite: 1,76 Meter, Höhe: 1,44 Meter, Radstand: 2.54 Meter, Kofferraumvolumen: 352 Liter.

E-Version: Elektromotor; 115 kW/156 PS, maximales Drehmoment: 260 Nm, Frontantrieb, Eingang-Automatik, 0-100 km/h: 8,5 s, Vmax: 150 km/h, Lithium-Ionen-Batterie: 48,1 kWh (netto), Reichweite: 403 Kilometer, max. Ladeleistung: DC 100 kW, AC 11,0 kW (Option), Normverbrauch: 14,5 kWh/100 km, CO2-Ausstoß: 0 g/km, Preis: k. A.

Mild-Hybrid: 1,2-Liter-Dreizylinder-Hybridbenziner, 74 kW/100 PS, maximales Drehmoment: 205 Nm bei 1.750 U/min, Frontantrieb, Sechsgang-Automatik, 0-100 km/h: 9,3 s, Vmax: 190 km/h, Durchschnittsverbrauch: 4,6 l/100 km, CO2-Ausstoß: 103 g/km, Preise: k. A.

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