Mit dem C10 bringt Leapmotor gleich ein zweites Modell auf den Markt. Er soll vor allem mit seinem Preis punkten.
Nach dem T03 bringt die chinesische Marke Leapmotor dieser Tage ein weiteres Modell auf die deutschen Straßen, den C10. Zum T03 haben wir vor kurzem einen Fahrbericht veröffentlicht, mit dem C10 verstärkt sich sicherlich die Konkurrenz unter dem gemeinsamen Stellantis-Dach. Da scheint Ärger programmiert, denn zu einem Kampfpreis ab 36.400 Euro attackiert der 4,74 Meter lange C10 natürlich nicht nur chinesische Konkurrenz, sondern auch die neuen Konzernbrüder wie den Peugeot e-5008 oder den Opel Grandland Electric.
Leapmotor sagt, im C10 stecke die Essenz ihrer Marke. 60 Prozent der Wertschöpfung erfolge im Haus. Von der serienmäßigen Soundanlage mit 12 Lautsprechern und 840 Watt über die LED-Lichter bis zum elektrischen Antriebsstrang – alles selbst entwickelt und hergestellt. Dabei verfolgen die Chinesen eine Bauart, die bislang nur Tesla in Großserie nutzt. Der Stromer basiert auf der ebenfalls selbst entwickelten LEAP-3.0-Plattform, bei der die Batteriezellen direkt ins Chassis eingebaut werden (Cell-to-Chassis). Das soll die Steifigkeit der Karosserie erhöhen, birgt zudem Kostenvorteile. Bislang kritisierten Experten an diesem Konstrukt den hohen Reparaturaufwand, sollten mal Zellen ausfallen. Hier versichert Leapmotor, eine technische Lösung gefunden zu haben, wobei man nun viel leichter einzelne, defekte Elemente der Batterie von unten austauschen kann.
Leapmotor C10: Alles dran, alles drin
Als Lockmittel für Wechselwillige packt Leapmotor den C10 serienmäßig randvoll mit allem, was bei vielen anderen extra kostet. 20 Zoll-Aluräder, beheizbare und kühlende elektrische Sitze, riesiges Panoramadach, elektrische Heckklappe, und, und und…Überhaupt kann der Kunde nur zwischen den zwei Versionen Style (36.400 Euro) sowie Design (37.000 Euro) wählen, sowie unter fünf Farben. Das wars, eine lange Aufpreisliste ersparen sie den Kunden. Auch das Sicherheitspaket lässt kaum Lücken. 17 Assistenten, 360 Grad-Kamera – eine ganze Armada an Schutzschildern ist an Bord, um im Fall der Fälle einzugreifen. Fünf Sterne im EuroNCAP-Chrashtest sind schon mal der erste Lohn.
Die schnörkellose Linie des Außendesigns nimmt der Innenraum auf. Dieser ist geräumig und reduziert aufs Minimum und erscheint so clean, als hätte ihn gerade ein Tatortreiniger von allen Spuren gesäubert. Tesla hat damit einst begonnen, heute eifern vor allem chinesische Hersteller dem Trend nach, alle Schalter und Knöpfe ins digitale Multimedia-Land zu verbannen. Selbst die Außenspiegel oder die Heizung lassen sich nicht mehr einfach so einstellen. Auch im C10 gibt es nur noch ein paar Regler am Lenkrad. Alles andere wird über den mächtigen 14,6 Zoll-Monitor bedient, der in HD-Qualität weitgehend den gewohnten Spielregeln eines Smartphones folgt. So ziemlich alle Funktionen in dem digitalen Kasten, aber auch die Software, die den kompletten Antrieb steuert, wird regelmäßig, manchmal sogar mehrmals am Tag Over-the-Air aktualisiert.
Immer diese Klingeltöne
Gewöhnen muss man sich an die allgegenwärtige Bevormundung durch die ganzen digitalen Wächter an Bord. Ständig piept und bimmelts, zerrt es am Lenkrad oder man wird resolut zur Aufmerksamkeit gemahnt. Das meiste davon kann man vor der Fahrt im Menü deaktivieren. Leider bei jedem Start wieder von neuem.
Gutes Stichwort. Geöffnet wird der C10 per App oder Karte. Was dann folgt ist von unspektakulärer, ja fast schon langweiliger Präzision. Leapmotor zählt in China ohnehin zu den besten ihrer Zunft und beherrscht das Stromern von Geburt an. Mit seinen 160 kW/218 PS reißt der C10 keine Bäume aus, beschleunigt aber harmonisch und ohne jegliche Hektik im E-Strang. Die Kraft geht an die Hinterräder, eine Allradvariante gibt es noch nicht.
Auch die Komfortabstimmung ist erstaunlich abgeklärt, Straßenschäden werden ohne großes Poltern klaglos hingenommen. Ausweichmanöver bei höherem Tempo sind allerdings eine schaukelige Angelegenheit, da steckt ziemlich viel Weichspüler in Federn und Dämpfern. Dafür ist der adoptierte Opel-Bruder die Ruhe selbst. Fahr-, Wind und Antriebsgeräusche schluckt die aufwendige Dämmung sehr effektiv – ein entspanntes Kerlchen.
C10: Schwächen bei der Ladeleistung
Kommen wir zu dem, von dem sich Stellantis in Zukunft Synergien verspricht, dem sehr kompakt gebauten E-Antrieb. Mit dem 69,9 kWh starken Lithium-Eisenphosphat-(LFP) Akku, der in der Herstellung günstiger ist als eine Lithium-Ionen-Batterie, kommt der C10 laut WLTP-Norm 420 Kilometer weit. Bei ersten Testfahren über Landstraßen und Autobahnen pendelte sich der Verbrauch bei knapp unter 19 kWh ein. Absolut akzeptabel für einen fast zwei Tonnen schweren SUV.
Im Gegensatz zu der Ladeleistung, die mit nicht mehr konkurrenzfähigen, maximalen 84 kW ans Werk geht. In China sei Ladezeit eben kein entscheidender Faktor, begründet Leapmotor das Trödeltempo. Würde der europäische Markt schnellere Ladezeiten fordern, könne man schnell reagieren und das 400-Volt-Bordnetz zügig auf ein 800-Volt-System aufrüsten. Die Plattform sei dafür bereits ausgelegt, alles eine Frage der Kosten. Tomas Hirschberger/SP-X
Leapmotor C10 – Technische Daten:
Fünftüriger Elektro-SUV mit Heckantrieb; Länge: 4.739 mm, Breite: 1.900 mm, Höhe: 1.680 mm, Radstand: 2.825 mm. Kofferraum 435 – 1400 Liter, vorderer Frunk 32 Liter, Gewicht 1980 kg.
E-Antrieb, LFP-Batterie mit 69,9 kWh, Leistung 160 kW/218 PS, max. Drehmoment 320 Nm, 1-Gang-Getriebe, 0-100 km/h: 7,5 s, Vmax: 170 km/h, Verbrauch 19,8 kWh/100km (kombiniert, WLTP), elektrische Reichweite 420 km (WLTP).
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