Fahren künftige Lkw mit Strom oder Brennstoffzelle? Fest steht: Der Wandel muss kommen. Scania macht erste Schritte.
Elektroantriebe für schwere Lkw sind teuer. Ohne sie wird die Branche allerdings ihre Emissionsziele verfehlen, wie eine Studie der Unternehmensberatung PwC errechnet hat. Spätestens 2025 ist demnach eine Alternative zu Diesel nötig. Für die Transportunternehmen wird das kostspielig: Liegen die Gesamtbetriebskosten von schweren Diesel-Trucks bei 57 Cent pro Kilometer, betrage sie bei batterieelektrischen Lkw 68 Cent, für Wasserstoff errechnen die Experten einen Betrag von 65 Cent. Synthetische Kraftstoffe sind mit 95 Cent wohl nicht wettbewerbsfähig.
Es fehlt die Infrastruktur
Neben den passenden E-Lkw fehlt es allerdings auch an Ladeinfrastruktur. Für ein erstes Lkw-Schnellladenetzt wären in Europa rund 120 Ladeparks an den Hauptrouten nötig. Der Bau der Stationen würden rund 2,5 Milliarden Euro kosten. Für wasserstoffbetriebene Lkw wären 70 Tankstellen und Investitionen von 2,2 Milliarden Euro nötig. Noch teurer wäre ein Netz für Oberleitungs-Lkw, das mit 36,2 Milliarden Euro für 21.500 Kilometer zu Buche schlüge. Einen Vorteil in Sachen Infrastrukturausbau haben zumindest auf der Abgabeseite die synthetischen Kraftstoffe – sie könnten wie konventioneller Diesel und normales Benzin über die Autobahntankstellen verkauft werden.
Elektro-Scania: Bis zu 250 Kilometer
Auch wenn die hohen Investitionskosten und die fehlende Infrastruktur den Wandel sehr schwer machen, so will VW-Tochter Scania in den kommenden Jahren das Angebot an Lastwagen mit elektrifizierten Antrieben deutlich ausbauen. Den Auftakt zu dieser Offensive markieren die jetzt vorgestellten Modelle BEV und PHEV.
Im Fall des batterieelektrischen Scania BEV kommt ein 230 kW/313 PS und 2.200 Newtonmeter starker E-Motor zum Einsatz, der seinen Strom im Lkw aus im Motortunnel und entlang des Fahrgestellt untergebrachten Batteriepaketen bezieht. Der BEV ist mit Kabinen der L- oder P-Serie kombinierbar. Kunden können zudem zwischen zwei Akkugrößen mit 165 oder 300 kWh wählen, die Reichweiten von 130 beziehungsweise 250 Kilometer erlauben. Mit dem Combined Charging System (CCS) ist ein Aufladen mit bis zu 130 kW der Akkus in 55 beziehungsweise 100 Minuten möglich.
Alternative: der Plug-in-Hybrid
Alternativ gibt es von Scania einen PHEV genannten Lkw mit Plug-in-Hybridantrieb, der einen E-Motor mit einem Diesel kombiniert. Elektrisch stehen 115 kW/156 PS zur Verfügung, der Diesel stellt 265 kW/360 PS bereit. Der Strom aus der 90 kWh großen Batterie soll für 60 Kilometer emissionsfreies Fahren reichen. Ein Nachladen mit bis zu 95 kW dauert 35 Minuten.
Die elektrische Antriebstechnik beider Trucks ist vorwiegend auf den urbanen Einsatz ausgelegt. Die Zugmaschinen lassen sich dort für den Warentransport oder mit entsprechenden Aufbauten alternativ als Basis für Müllfahrzeuge, Betonmischer oder Kipper einsetzen. SP-X/Titelfoto: Daimler
Der Link zu „Netz für Oberleitungs-Lkw“ geht ins Leere.
Hier bei mir in der Nähe gibt es zwei Oberleitungs-Strecken:
„Die Teststrecke befindet sich auf der Bundesautobahn A5 zwischen den Anschlussstellen Langen/Mörfelden und Darmstadt/Weiterstadt. In diesem Abschnitt werden je Fahrtrichtung 5km Autobahn elektrifiziert.“
Ein „Netz“ ist nicht angedacht, sondern Strecken mit zwei Fahrdrähten, die während der Fahrt den Akku aufladen. Die Informationen dazu sind sehr verhalten, ich hoffte, aktuelle Nachrichten zu finden. Hier ein Video, hochgeladen am 07.05.2019: https://youtu.be/UB298IXBvtU
Merkwürdig: Zum Schluss des Videos ist ein Oberleitungs-LKW mit ausländischem Kennzeichen zu sehen, interviewt wird ein englisch sprechender Fahrer. Titel des Videos: „Hessen testet E-Highway für Lkw”