Mercedes hat nun ein Batterie-Recycling-Werk eröffnet und will 96 Prozent der Rohstoffe zurückgewinnen. Und bekennt sich zur E-Mobilität.
Ein stetiger Kritikpunkt gegen reine E-Autos (BEV) ist der Ressourcenverbrauch durch die Produktion der Akkus. Vor allem die Rohstoffe Lithium und Kobalt und deren Abbau und die Folgen für die Umwelt stehen im Vordergrund der Diskussion und verleiten allzu schnell zur Ablehnung des E-Antriebs. Die Umweltschäden, die die Förderung, der Transport und die Raffinierung von Benzin und Diesel hervorrufen, wird dann gerne vergessen. Doch das ist eine andere Baustelle.
Denn nun geht es um die Batterien in Elektroautos und die Frage, was man macht, wenn sie am Lebensende angekommen sind. In den mobilen Energiespeichern sind schließlich seltene und damit teure Rohstoffe enthalten, die vorwiegend aus Ländern des globalen Südens oder aus Fernost kommen, bislang ist die Recycling-Quote eher bescheiden. Mit einer Batterie-Recycling-Fabrik beim Mercedes-Werk Kuppenheim in Nordbaden möchte Mercedes-Benz eine Antwort auf diese Frage geben. Weil sie so wichtig ist und weil ein Teil des Glanzes immer abstrahlt, kam auch reichlich Polit-Prominenz – allen voran Bundeskanzler Olaf Scholz – zur Eröffnung des Werks.
Klares Bekenntnis zur Elektromobilität
Mercedes-Chef Ola Källenius bekräftigte das klare Bekenntnis des Konzerns zur Elektromobilität. Zwar werde vorübergehend der Schwerpunkt in Richtung Hybrid verschoben, doch langfristig stehe es außer Frage, dass die individuelle Mobilität rein elektrisch werde. Bis 2039 werde die Neuwagenflotte mit dem Stern CO2-frei sein, dafür nehme Mercedes einen zweistelligen Milliardenbetrag in die Hand. Källenius dankte den Technologiepartnern sowie der Politik auf allen Ebenen, dass das Batterie-Recycling-Werk so kurz nach der Grundsteinlegung im März 2023 in Betrieb gehen konnte. Einen zweistelligen Millionenbetrag habe der Konzern investiert, doch ist der Vorstandsvorsitzende zuversichtlich, dass sich die Ausgabe rechnen werde. Källenius wollte sich vom allgemeinen Pessimismus nicht anstecken lassen: „Wir wissen, wie man Autos baut.“
Launig bemerkte der Kanzler, dass Mercedes mit der neuen Fabrik zwei deutsche Leidenschaften bediene: Auto und Recycling. Es sei richtig, auf Elektromobilität zu setzen, so Scholz. Die deutsche Autoindustrie mahnte er, sich ihrer Stärken zu besinnen. „Vieles an den derzeit oft geäußerten pessimistischen Erwartungen erinnert mich an die 1980er und 1990er Jahre, als zunächst die Japaner, dann die Koreaner auf die europäischen Märkte drängten.“
Recycling-Quote: 96 Prozent
Der Clou der Recycling-Fabrik ist, dass die Alt-Batterien nicht verbrannt und dann erst aufbereitet werden. Nach dem Zerkleinern werden die Batterien in einem integrierten mechanisch-hydrometallurgisches Verfahren aufbereitet. Aluminium, Lithium und Graphit stehen danach für den Neubau von Batterien ebenso zur Verfügung wie Eisen und Kunststoff. Mercedes-Benz kooperiert für die neue Batterie-Recycling-Fabrik mit dem Technologiepartner Primobius, ein Joint-Venture des deutschen Unternehmens für Anlagen- und Maschinenbau SMS Group und des australischen Prozesstechnologieentwicklers Neometals.
Dieses Verfahren ist weniger energieintensiv als die heute in Europa etablierte Pyrometallurgie, und erzeugt geringere Abfallmengen. Der Betrieb der Recycling-Fabrik, die mit Grünstrom versorgt wird, ist CO2-neutral. 96 Prozent der in den Altbatterien enthaltenen Materialien sollen zurückgewonnen werden. Die Fabrik hat eine Jahreskapazität von 2.500 Tonnen, aus den recycelten Stoffen sollen mehr als 50.000 neue Batteriemodule entstehen. Für die neue Fabrik wurden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umgeschult, die zuvor in der Getriebeproduktion beschäftigt waren. SP-X/Titelfoto: Mercedes
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