Fragen an Jan Oehmicke, Vice President DACH bei MG Motor, zu einem Jahr Zugehörigkeit zum deutschen Markt sowie die Pläne der Marke.
MG Motor ist mit der Marke MG noch ein junger Player auf dem deutschen Markt. Mit drei rein elektrischen Modellen und einem Plug-in-Hybriden hat die Tochter des chinesischen SAIC-Konzerns ganz klar den Markt elektrisch angetriebener Fahrzeuge auserkoren. „Wir liegen damit goldrichtig“, sagt der Vice-President DACH, im Interview mit Puls Magazin.
Puls Magazin: Wie sieht die Bilanz nach etwa einem Jahr am deutschen Markt aus? Hat sich die Marke etabliert?
Jan Oehmicke: Als MG Motor als Tochter von SAIC Motor begonnen hat, sich im deutschen Automobilmarkt zu engagieren, war das eine wohlüberlegte Entscheidung. Mit der Ausrichtung voll- und teilelektrifizierte Autos anzubieten, liegt MG Motor unserer Meinung nach goldrichtig. Und das, obwohl wir uns sprichwörtlich in die „Höhle der Löwen“ gewagt haben. Wir glauben, dass die Zeit reif ist, eine Marke zu etablieren, die Elektromobilität mit hoher Produktqualität und günstigen Preisen vorantreibt. SAIC Motor hat viele Jahre Erfahrung bei der Fertigung von Fahrzeugen, liefert entsprechende Qualität und entwickelt gleichzeitig mit Hochdruck die Mobilitätslösungen der Zukunft weiter. Wir hören unseren Kunden mit einer stark selbstreflektierenden Haltung genau zu. MG Motor ist deshalb ein seriöser Partner, das goutieren die Kunden, das beweisen die jüngsten Vertriebszahlen.
Wie viele Vertriebspartner hat die Marke derzeit und in Zukunft?
Wir sind 2021 mit dem Ziel gestartet, 100 Vertriebs- und Servicepunkte bei Mehr-Marken-Autohäusern aufzubauen und dieses Ziel haben wir erreicht. Darauf werden wir weiter aufbauen. Wir verfolgen dabei das Konzept des Agentenmodells. Der Händler verkauft und berät, der Kunde schließt den Vertrag allerdings mit MG Motor Deutschland direkt. Unsere Vertriebspartner erhalten dann eine entsprechende Prämie. Wir denken, dass dieses Modell Zukunft hat.
„3.200 Fahrzeuge verkauft“
Wie viele Fahrzeuge wurden verkauft? Welches ist das beliebteste Modell?
Zwei Dinge muss man natürlich im Rückblick auf das Jahr 2021 mit bedenken: die Covid-19-Pandemie und die Verzögerungen in den Lieferketten rund um Halbleiter und andere Zuliefererteile. Beides hat die Automobilindustrie weltweit stark eingeschränkt. Die Zulassungszahlen von MG Motor in Deutschland liegen im Jahr 2021 bei rund 3.200 Fahrzeugen. Unser Plug-in-Hybrid MG EHS hat sich dabei als das stärkste Modell herausgestellt, aber auch unser B-Segment-SUV, der MG ZS-EV, ist sehr beliebt. Von ihm haben wir im Herbst eine produktgepflegte Weiterentwicklung auf den Markt gebracht.
Wie sehen Ihre Pläne für die nächsten Jahre in Deutschland und Europa aus? Und wie Ihre Ziele?
Unser Fokus lag zunächst im Privatkundensegment, seit einiger Zeit wachsen wir aber in Sachen Firmenkunden. Die ersten Monate haben wir im operativen Geschäft gut gemeistert. Natürlich haben wir höhere Ziele, die wir erreichen wollen. Wenn wir eine solide Marktabdeckung erreichen wollen, müssen wir unser Netz an Vertriebs- und Servicestützpunkten Zug um Zug weiter ausbauen. Daran arbeiten wir.
„Ein rein elektrischer Kombi“
Welches Modell kommt als nächstes?
Mit unserem kürzlich gestarteten Lifestyle-SUV, dem MG Marvel R, zeigen wir was technologisch machbar ist. Das ist ein innovatives, komfortables Fahrzeug mit rund 400 Kilometer Reichweite. Größe, Ausstattung und Preis sind bei ihm etwas höher positioniert, aber im Vergleich zur Konkurrenz bieten wir deutlich mehr Auto. Bei unserem überarbeitetem B-Segment-SUV, dem MG ZS EV, haben wir zuletzt neuen Batterieoptionen nachgelegt und Bordelektronik und Infotainment auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Dazu werden wir ab Frühsommer 2022 den weltweit ersten rein elektrischen Kombi anbieten, den MG5. Er wird eine gute Reichweite, hohe Qualität, ein familientaugliches Raumangebot und sehr vernünftige Preise vereinen. Auf diesen Marktstart freuen wir uns schon jetzt.
Wie schätzen Sie die Entwicklung der Elektromobilität in Deutschland ein? Hat der Plug-in-Hybrid eine Zukunft?
Ich denke, dass die Verkaufs- und Zulassungszahlen von rein elektrischen Modellen beweisen, dass die Mobilitätswende erfolgreich eingeläutet ist. Immer mehr Menschen entscheiden sich bewusst für rein elektrische Fahrzeuge. Doch nicht für jeden Kunden sind Batterie-elektrische Autos das Richtige, deshalb entscheiden sich viele für Plug-in-Hybride. Als Übergangstechnologie werden diese bei der Verkehrswende einen wichtigen Beitrag leisten können – die richtige Nutzung vorausgesetzt. Aus unserer Sicht kommt es darauf an, eine ausgewogene Mischung zu erreichen. MG Motor setzt aber klar auf rein elektrische Fahrzeuge, was sie an unserer aktuellen Produktpalette ablesen können: Auf einen Plug-in-Hybrid kommen drei rein elektrische Modelle.
Welche Marken betrachten Sie als direkte Konkurrenten?
Natürlich haben wir ein Auge auf das Wettbewerbsumfeld und analysieren genau, wo wir und andere stehen. Wir sind überzeugt das wir das „Was“ und das „Wie“ unseres Angebots klug gewählt haben, um langfristig erfolgreich zu sein. Das Rückgrat der Strategie ist aber die Erfahrung, die SAIC über sehr viele Jahre im Automobilbau und auch -verkauf gesammelt hat. Darin unterscheiden wir uns von anderen Marken und auch unsere Vertriebs- und Produktstrategie ist anders aufgestellt. Es ergibt deshalb nicht viel Sinn, sich mit einzelnen Marken zu vergleichen, auch wenn wir unseren Wettbewerbern stets mit Respekt begegnen. Titelfoto: MG Motor
Vielen Dank für das Gespräch.
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