MG3 Hybrid+: Der hybride Kleinwagen fährt nicht nur sparsam, sondern er punktet auch mit seinem Preis. Ein Fahrbericht.
Die chinesische Marke MG baut ihr Produktportfolio stetig aus. Jüngster Zuwachs in Deutschland ist der MG3, ein Kleinwagen mit klassischem Hybridantrieb – also ohne Stecker. Doch ganz so klassisch ist der MG3 Hybrid+ nicht, denn der Antrieb besteht aus einem 75 kW/102 PS starken Benziner mit 1,5 Liter Hubraum und einem 100 kW/136 PS liefernden E-Motor. Unterm Strich resultiert aus dieser Kombination eine Systemleistung von 143 kW/195 PS. Das ist ziemlich üppig für einen 4,11 Meter langen, gerade mal 1.285 Kilo schweren Kleinwagen.
Das Besondere: Das Getriebe muss mit drei Gängen auskommen. Deshalb dreht der Motor etwa bei voller Beschleunigung im Sport-Modus recht hoch, um bei Erreichen des gewünschten Tempos nochmal einen Gang zuzulegen – mit besänftigenden Auswirkungen auf die Geräuschkulisse. Bei normaler Fahrweise sind die Gangwechsel des Dreigang-Automaten aber praktisch nicht zu spüren. Bisweilen macht es sich mit leicht erhöhten Drehzahlen bemerkbar, wird aber nie störend.
MG3 Hybrid+: Getriebe mit drei Gängen
Hauptsächlich geht es darum, den Verbrenner möglichst effizient zu betreiben. Dazu wählt der erstmals in einem MG eingesetzte Hybrid-Antrieb, angepasst an den jeweiligen Fahrmodus (Eco, Normal, Sport), automatisch die jeweils passende Zusammenarbeit von Verbrenner, E-Maschine und Generator, von EV mit reinem Elektroantrieb bis parallel, wenn Benzin- und Elektromotor gleichzeitig in Aktion sind. In der Stadt macht sich der 1,83 kWh große Akku positiv bemerkbar, denn dann hat der Verbrenner über eine längere Zeit seine Ruhe.
Und es geht ausgesprochen flott voran. Nicht nur, dass der MG3 in 8,0 Sekunden von Null auf 100 sprintet, auch das Beschleunigen auf der Autobahn im höchsten Gang meistert er souverän. Der Zwischensprint von 80 auf 120 km/h wird in 5,0 Sekunden erledigt. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 180 km/h erreicht. Dem straffen Fahrwerk bereitet das keine Probleme, hier hat MG eine gute Abstimmung für europäische Verhältnisse gefunden.
Doch welchen Einfluss hat diese Quirligkeit auf den Verbrauch? Zunächst einmal: Werden die Kraftreserven nicht ausgereizt, kommt der MG3 Hybrid+ mit unter 5,0 Litern aus. Wir maßen bei einer längeren Autobahnfahrt einen Durchschnittsverbrauch laut Bordcomputer von 5,2 Liter je 100 Kilometer. Auf der Landstraße waren es 4,4 Liter. Insgesamt kamen wir auf einen Testverbrauch von 5,1 Liter – mit hohem Autobahnanteil.
Verbrauch: 5,1 Liter je 100 Km
Doch lassen wir die Technik hinter uns, denn es gilt, einen Blick auf die Einrichtung zu werfen. Klar, auch im MG-Kleinwagen ist eine Menge Kunststoff verbaut, doch gibt es auch Flächen, die edler wirken – wie etwa Verkleidungen an der Front des Armaturenbretts. Insgesamt kann man sich nicht beschweren: Einen billigen Eindruck macht das Ambiente nicht. Auch die Sitze haben ihre Langstreckentauglichkeit unter Beweis gestellt; sie sind zudem schön gesteppt. Einziger Makel: Das Lenkrad lässt sich nicht axial verstellen.
Ansonsten finden auch große Personen genügend Platz sowohl auf den Vorder- als auch auf den Rücksitzen. Das Kofferraumvolumen liegt mit 293 bis 983 Litern im Mittelfeld des Segments, die deutliche Stufe bei umgeklappter Rückbank und die hohe Ladekante können beim Beladen allerdings ziemlich stören.
Die Bedienung ist übersichtlich; der Home-Bildschirm teilt sich auf in die wichtigsten Bereiche, in denen man Funktionen direkt anwählen (Temperatur) oder direkt in die jeweiligen Bereiche wechseln kann. Alles in allem findet man sich schnell zurecht und auch den Button, der die Klingeltöne abschaltet. Das dreimalige feine Ping lässt sich zudem auch gut überhören. Zudem gibt es noch eine Reihe Tasten für Scheibenheizungen und auch Laut-/Leise der Soundanlage.
Nervöse Assistenten, gute Ausstattung
Wichtig ist aber die Abschaltmöglichkeit für den Spurhalteassistent, der viel zu nervös eingestellt ist und bisweilen leicht ins Lenkrad greift, wenn man ein wenig zu weit links oder rechts fährt. Auch der Totwinkelwarner überreagiert gerne und sondert grelle Pfeiftöne ab – etwa, wenn ein Auto zum Überholen ansetzt. Hier sollte MG tunlichst nachbessern. Und auch die Dosierbarkeit der ansonsten guten Bremsen sollte überarbeitet werden; sie gehen manchmal recht ruppig zu Sache.
Was den MG3 Hybrid+ aber heraushebt ist der Preis. Während nämlich etwa der Toyota Yaris in der Basis ab 25.500 Euro zu haben ist, startet der MG3 bei 19.990 Euro. Der Yaris Style mit 130 PS startet sogar erst bei 31.900 Euro. In diese Regionen schafft es der MG erst gar nicht, denn (die von uns gefahrene) Top-Version Luxury bringt es lediglich auf 23.990 Euro. Und ist komplett ausgestattet: LED-Scheinwerfer, 360-Grad-Kamera, Keyless Entry, beheizbare Vordersitze, ein beheizbares Lederlenkrad und das komplette, MG Pilot genannte Sicherheitspaket etwa mit adaptiver Geschwindigkeitsregelung, Stauassistent, und Totwinkelwarnung.
Schon zur Basisausstattung zählen ein etwas abgespeckter MG Pilot und beispielsweise Halogen-Scheinwerfer, Rückfahrkamera, 10,25-Zoll-Infotainmentsystem mit Navigation und Digitalradio, Android Auto und Apple CarPlay und Klimaautomatik. Nicht enthalten ist seltsamerweise der Heckscheibenwischer. Und die Rückbank lässt sich in allen Versionen nur am Stück umklappen. Zum Vorteil gereicht der Marke ihr 7-jähriges Garantieversprechen.
Fazit: Es gibt wenig zu meckern am MG3 Hybrid+. Er ist sparsam, fast perfekt ausgestattet und relativ geräumig. Kleinigkeiten freilich stören wie die nervösen Assistenten oder das axial nicht verstellbare Lenkrad. Hier sollte die Marke nachbessern. Auf jeden Fall ist er ein Schnäppchen.
MG3 Hybrid+ – Technische Daten:
Fünftüriges, fünfsitziger Kleinwagen; Länge: 4,11 Meter, Breite: 1,80 Meter, Höhe: 1,50 Meter, Radstand: 2,75 Meter, Kofferraumvolumen: 293 – 983 Liter, Zuladung: 448 kg, Anhängelast: 500/500 kg (gebremst/ungebremst), Dachlast: k.A., Stützlast: k.A.
1,5-Liter-Dreizylinder-Benziner mit 75 kW/102 PS plus Elektromotor mit 100 kW/136 PS; Systemleistung mit 143 kW/194 PS, maximales Drehmoment: k.A., 0-100 km/h: 8,0 s, Vmax: 170 km/h, Frontantrieb, Dreigang-Automatikgetriebe, Normverbrauch: 4,4 Liter/100 km, CO2-Ausstoß: 100 g/km, Energieeffizienzklasse C.
Messwerte: Max. Ladeleistung 11 kW AC, 155 kW DC, Ladeleistung (Durchschnitt) 80,5 kW, Ladezeit von 16 auf 80 % SoC: 39 Minuten.
Verbrauch: Testverbrauch: 5,1 Liter/100 km, Testrunde (100 km): 4,7 l/100 km, Reichweite: ca. 800 km.
Preis: ab 19.900 Euro, Testwagenpreis: 23.990 Euro.
Sparsamer und flotter Antrieb
Komplett ausgestattet
Viele Ablagen
Günstiger Preis
7 Jahre Garantie
Nervöse Assistenten
Kein axial verstellbares Lenkrad
Bisweilen ruppige Bremsen
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