Der MX-30 ist das erste E-Auto von Mazda. Und die Japaner beweisen, dass sie das Spiel beherrschen, denn das Auto überzeugt nicht nur auf der Straße. Wenn auch zwei große Schönheitsfehler auffallen.
Was gab es im Vorfeld für eine Aufregung. Als Mazda erklärte, im ersten eigenen Elektroauto auf eine nur 35,5 kWh starke Batterie zu setzen, bescheinigten viele dem MX-30 bereits ein frühes Scheitern. Doch seit dem 25. September ist das Auto zu kaufen und zudem ist man bei Mazda mit den bisherigen Vorbestellungen sehr zufrieden, heißt es bei der Vorstellung. Den kleinen Akku wollen die Japaner nicht totschweigen. Im Gegenteil: Joachim Kunz vom Forschungs- und Entwicklungszentrum von Mazda erläutert: „Es geht darum, sich die Lebensdauer der gesamten Batterie anzuschauen.“
Keine größeren Batterien
Der Punkt, an dem ein E-Auto einen Verbrenner in Sachen Öko-Bilanz überholt, trete bei einer kleineren Batterie deutlich früher ein. Die Gesamteinsparung an CO2 von der Materialgewinnung bis zum Recycling der Batterie sei zudem deutlich mehr als bei größeren Batterien. „Wir sind sicher, dass die Reichweite des MX-30 für die normale Nutzung im Alltag ausreichend ist“, betont Kunze und stellt klar: „Auch in Zukunft werden wir keine größeren Batteriepakete anbieten.“ Man sei vom eingeschlagenen Weg überzeugt und wolle in Zukunft eher mit Range Extendern experimentieren. Damit fährt Mazda in entgegengesetzter Richtung zu anderen Herstellern, die versuchen, die Batteriekapazität so weit wie möglich zu erhöhen.
Nun aber zum Fahrzeug. Der MX-30 bietet scharfe Kanten, sieht aus wie die Mischung aus einem SUV und einem Coupé, wirkt dabei durchaus gefällig. Schnell fällt auf, dass die hinteren Türen keine äußeren Griffe haben, doch dazu später mehr. Der MX-30 verkörpert die typischen Tugenden von Mazda. Die Lenkung ist sehr direkt, der Innenraum eher puristisch. Auf den kurvigen Strecken im Bergischen Land, die wegen Corona kurzfristig als Teststrecke herhalten mussten, kommt schnell Fahrspaß auf. Tatsächlich fallen uns beim Fahrgefühl keine negativen Punkte auf, außer dass die Sicht durch die seitlichen Fenster recht begrenzt ist. Das Head-Up-Display sitzt in guter Position in der Windschutzscheibe und versorgt den Fahrer mit Informationen zur geplanten Route, dem aktuellen Tempolimit und der Geschwindigkeit.
Schönheitsfehler – aber große
Im Innenraum lassen sich sämtliche Einstellungsmöglichkeiten schnell und problemlos entdecken. Eine schwebende Mittelkonsole trägt den Schalthebel, hinter dem Lenkrad befindet sich eine Taste, die die fünfstufige Einstellung der Bremsverzögerung ermöglicht. Das hat allerdings keinen Einfluss auf die Rekuperation. Lediglich das Fahrgefühl ändert sich durch Nutzen des Schalters. Um auditives Feedback zu gewährleisten, hat Mazda den MX-30 mit einem leisen Sound versehen. Beim Beschleunigen ertönt ein dezentes und weiches Dröhnen. Dieses klingt in etwa so, als würde man viele hundert Meter entfernt ein Motorrad beschleunigen hören. Uns ist der Sound weder negativ noch positiv aufgefallen.
Á propos negativ: Beim Fahren wirkt der Mazda als Gesamtwerk absolut rund, weshalb die Schönheitsfehler umso auffälliger sind. Gerade bei der Mittelkonsole hatte der Designteufel den Hersteller wohl gepackt. Zwar sieht die schwebende Mittelkonsole gut aus, doch die Ablage für Schlüssel, Smartphone oder Sonnenbrille befindet sich darunter und ist vom Fahrersitz aus nicht zu sehen. Auch muss der Fahrer jedes Mal sein Handgelenk verdrehen, um während der Fahrt in der Mittelablage nach etwas zu tasten. Hier erstickt das Design die Funktionalität. Und hinter den kommoden Vordersitzen wird es ungebührlich eng, denn Erwachsenen dürfte es schwer fallen, in dem Fahrzeug bequem Platz zu finden.
Kork und der RX-8
Die beiden hinteren Türen lassen sich nur öffnen, wenn die vorderen Türen geöffnet sind und schwingen nach hinten auf. Hier haben sich die Designer am RX-8 orientiert. Ob das gefällt oder nicht, ist Geschmackssache. Einen praktischen Nutzen haben die nach hinten öffnenden Türen nicht, außer dass Kinder auf der Rückbank sie nicht selbst öffnen können, solange die Vordertüren geschlossen sind.
Der RX-8 bleibt jedoch nicht das einzige Zitat im MX-30. Im Innenraum verwendet Mazda veganes Leder und zudem Kork, denn vor ziemlich genau 100 Jahren hatte der Autohersteller – bevor er zu diesem wurde – mit der Produktion von Kork begonnen. Was bleibt nun also unter dem Strich? Mazda liefert ein mehr als ordentliches E-Erstlingswerk ab. Die Umweltprämie abgezogen, ist der Neuwagen für rund 24.000 Euro zu haben und bringt dabei schon allerlei Assistenzsysteme und Extras mit. Die Fokussierung auf die kleineren Akkus beweist einmal mehr, dass Mazda gerne andere Wege geht als die Mitbewerber. Rund 250 Kilometer Reichweite hat der MX-30 voll geladen. Die Japaner erklärten bei der Pressekonferenz übrigens, auch neue Verbrennungsmotoren zu entwickeln. Künftig wolle man auf eine möglichst breite Palette von Antrieben setzen. NM/Fotos: Mazda
Mazda MX-30 – Technische Daten:
Fünftüriger, fünfsitziger Crossover; Länge: 4,40 Meter, Breite: 1,80 Meter (Breite mit Außenspiegeln: 2,04 Meter), Höhe: 1,56 Meter, Radstand: 2,65 Meter, Kofferraumvolumen: 366 – 1.171 Liter.
Elektromotor, 107 kW/145 PS, maximales Drehmoment: 271 Nm bei 0 – 3.243 U/min, Frontantrieb, 1-Stufen-Reduktionsgetriebe, Akkukapazität: 35,5 kWh (brutto), Ladeanschluss: Typ2 und CCS, AC-Ladeleistung: 6,6 kW (1-phasig), DC-Ladeleistung: 50 kW, Ladedauer: Wallbox: 4-5 Stunden, DC (bis 80 Prozent): 30-40 Minuten, 0-100 km/h: 9,7 s, Vmax: 140 km/h, Normverbrauch (WLTP): bis zu 19 kWh, Normreichweite (WLTP): bis zu 200 km, Testverbrauch: 15,0 kWh, CO2-Ausstoß: 0 g, Effizienzklasse: A+, Preis (16 % MwST): ab 32.646 Euro (Umweltbonus möglich).
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