Nio hat ein neues Flaggschiff: Der EL8 ist ein sechssitziges Luxus-SUV. Die Markteinführung ist für September geplant.
Als ES8 war der Wagen bereits in China und Norwegen im Handel. Nach der Überarbeitung und der namensrechtlichen Auseinandersetzung mit Audi heißt das große SUV nun EL8 – und kommt auch nach Deutschland. Wir hatten jetzt die Gelegenheit, das Flaggschiff der Marke sowohl außen als auch innen in Augenschein zu nehmen.
Mit einer Länge von 5,01 Metern, einer Breite von 2,20 Meter (inklusive Außenspiegel) und einer Höhe von 1,75 Meter ist das knapp 2,6 Tonnen schwere SUV eine stattliche Erscheinung. Der Radstand von 3,01 Meter sorgt dabei für kurze Überhänge. Die nach vorne flach abfallende Fronthaube und das coupéartig gezeichnete Dach geben dem Nio EL8 einen ebenso eleganten wie dynamischen Charakter. Außerdem konnte so ein cW-Wert von 0,25 erzielt werden.
Das Gesicht des Sechssitzers trägt die typische Nio-DNA mit den extremen schmalen Tagfahrlichtern. Filigran haben die Designer auch die Rücklichter gestaltet. Die sind über ein feines Leuchtenband miteinander verbunden und verleihen dem EL8 optisch mehr Breite. Da die Karosserie oberhalb der muskulös herausgearbeiteten Radhäuser nach oben schmaler zuläuft, wird die Breite zusätzlich betont. Für schicke Optik sorgen zudem flächenbündige Fenster, in die Kotflügel integrierte Kameras, eine unauffällig in die Dachlinie integrierte Dachreling sowie versteckte Blinker. Die Heckklappe schwingt weit nach oben. Dahinter liegt ein Ladeabteil mit einer Größe von 265 Litern, wenn alle Plätze belegt sind. Auf Knopfdruck falten sich die Sitze der dritten Reihe elektrisch zusammen, so dass dann ein Kofferraumvolumen von 810 Litern auf einer topfebenen Fläche zur Verfügung steht. Außerdem gibt es ein kleines Fach im Unterboden, in dem sich bei Bedarf das Ladekabel verstauen lässt. Einen Frunk gibt es wie bei allen anderen Nio-Modellen auch im EL8 nicht.
Kühlschrank und Hot-Stone-Massage
Das Passagierabteil ist in zwei Ausführungen verfügbar. Sie unterscheiden sich in der Anordnung der zweiten Sitzreihe. Entweder es gibt einen schmalen Mittelgang zur dritten Sitzreihe, 14-fach verstellbare Rücksitze und breite Armlehnen. Wer dagegen die besonders umfangreich bestückte Executive Edition wählt, die uns auch für die erste Kontaktaufnahme mit dem EL8 zur Verfügung stand, bekommt eine Mittelkonsole mit einem kleinen Kühlschrank zwischen den zwölffach verstellbaren Ottoman-Liegesitzen der zweiten Sitzreihe, sowie eine Hot-Stone-Massage-Funktion für die erste und zweite Sitzreihe. Hier genügt ein Knopfdruck, um die Liegesitze in die entsprechende Position zu fahren. Ebenfalls per Knopfdruck sind die beiden Sitze der zweiten Reihe nach vorne zu verschieben, um dann relativ bequem in die dritte Reihe zu gelangen. Selbst dort ist das Platzangebot noch sehr groß. Die Lehnen lassen sich stufenlos in der Neigung verstellen.
Generell hat Nio den EL8 ziemlich komplett ausgestattet. So gibt es außer einer Vielzahl von Assistenzsystemen eine 10,2 Zoll große digitale Instrumentenanzeige, ein 12,8 Zoll großes Zentraldisplay und ein Head-up-Display mit einer Größe von 16,3 Zoll. Das hochwertige 2.300-Watt-Infotainmentsystem umfasst 23 Lautsprecher und DAB-Radio. Bluetooth und Navigation sind ebenso wie ein Vielzahl von USB-C-Anschlüssen selbstverständlich.
Doch nun zur Technik des über beide Achsen angetriebenen Nio EL8. Vorn ist ein Permanentmagnet-E-Motor mit 180 kW (245 PS), hinten eine 300 kW (408 PS) starke Induktionsmaschine mit einem laut Nio weltweit ersten dualen Dreiphasen-Wechselrichter verbaut. Das soll für eine verbesserte Spitzenleistung sorgen. Mit der Gesamtleistung von 480 kW (643 PS) sowie einem Drehmoment von 850 Newtonmetern beschleunigt der EL8 den Angaben zufolge in 4,1 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 200 Kilometern pro Stunde.
Preise: Ab 82.900 Euro – ohne Akku
Die Energie für die Motoren wird wahlweise entweder in Batterien mit einer Kapazität von 73,5 kWh (Standard) oder 90 kWh (Long Range/beides netto) gespeichert. Wobei Nio davon ausgeht, dass überwiegend der große Akku geordert wird. Während der On-Board-Lader wie auch bei den anderen Nio-Modellen nur 11 kW leistet, liegt die Ladeleistung an DC-Ladestationen bei der Standard-Version bei maximal 140 kW, bei der Long-Range-Variante bei bis zu 240 kW. Letzteres allerdings nur, wenn die Ladesäulen eine Stromstärke von mehr als 500 Ampere hat. Ansonsten liegt die Ladeleistung bei 184 kW.
Die Ladedauer von zehn auf 80 Prozent wird mit 30 beziehungsweise 24 Minuten angegeben. Noch schneller geht es an den so genannten Swap-Stationen von Nio. Hier wird der komplette Akku in gerade einmal fünf Minuten vollautomatisch gewechselt. 15 dieser Stationen gibt es inzwischen in Deutschland. Die maximale Reichweite mit dem großen Akku gibt Nio im WLTP-Zyklus mit 510 Kilometern an. Mit der kleineren Batterie sollen 390 Kilometer möglich sein.
Fahrwerksmäßig hat Nio den EL8 mit einer Zweikammer-Luftfederung sowie einem so genannten Continuos Damping Control (CDC) System ausgerüstet. Damit werden die Dämpfungskräfte der Stoßdämpfer in Echtzeit angepasst, verspricht Nio. Die verbaute Luftfederung reduziere die Neigung des Fahrzeugs beim Beschleunigen um 25 und beim Bremsen um 40 Prozent. Serienmäßig sind 20-Zoll-Räder vorgesehen. Auf Wunsch können 21 oder 22 große Felgen geordert werden.
Der Nio EL8 wird für mindestens 82.900 Euro brutto zuzüglich Batteriemiete oder Batteriekauf angeboten. Die Executive-Variante kostet 87.900 Euro. Wie bei anderen Nio-Modellen auch, beträgt die Akku-Miete 169 (kleiner Akku) oder 289 Euro. Dann kann man auch den Akkutausch in Anspruch nehmen. Wer die Akkus kaufen möchte, blättert 12.000 beziehungsweise 21.000 Euro zusätzlich auf den Tisch. Der Auslieferungsstart erfolgt im September.
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