Nissan bietet den Qashqai auch als e-Power-Modell an. Kann das Konzept überzeugen? Wir haben es ausprobiert.
Der Nissan Qashqai ist ein SUV der ersten Stunde und zudem ein Erfolgsmodell seit vielen Jahren. Kein Wunder also, dass Nissan ihn regelmäßig pflegt. In der jüngsten Ausbaustufe bringt der Qashqai eine Motorvariante mit, die aufhorchen lässt. Denn der „e-Power“ wird von einem 140 kW (190 PS) starken Elektromotor angetrieben, der seinerseits von einem 1,5-Liter-Dreizylinder-Benzinmotor an Bord (116 kW/158 PS) gespeist wird. Der dient aber lediglich dazu, einen Generator zur Stromerzeugung anzutreiben. Dieser lädt den knapp 2 kWh großen Lithium-Ionen-Akku. Entscheidend ist: Es gibt keine mechanische Verbindung zwischen Verbrenner und den Antriebsrädern.
Lesen Sie hier das Test-Tagebuch zum Nissan Qashqai e-Power
Der technische Aufwand zweier Motoren sowie eines Akkus soll freilich Einsparungen bringen, doch kann das angesichts der Umwandlungsverluste gelingen? Nissan sagt ja und gibt einen Verbrauchsdurchschnitt von 5,2 bis 5,3 Liter an. Zum Vergleich: Das zweite Modell der Palette, der Qashqai mit 1,3-Mildhybrid-Antrieb, verbraucht laut WLTP 6,3 Liter je 100 Kilometer. Ein genauerer Blick lohnt also.
Doch bevor wir zu den Testwerten kommen schauen wir uns das e-Power-Konzept etwas genauer an. Dieses ist nicht zu verwechseln mit dem des klassischen Hybriden. Es ist auch keine Range-Extender-Lösung, denn der Benziner springt auch an, wenn etwas stärker beschleunigt wird oder wenn man schneller als 60 km/h fährt. Beim langsamen Dahin- und Ausrollen arbeitet nur der E-Motor. Auch kann man den Akku nicht extern laden, der Qashqai e-Power wird ausschließlich betankt.
Qashqai e-Power: Nur der E-Motor treibt an
Für den Stadtverkehr gibt es eine Taste, mit der man den Benziner deaktivieren kann. Dann reicht die elektrische Energie für etwa 3 Kilometer. Auch gibt es eine Taste zum Einschalten der (einstufigen) Rekuperation. Während der (schnelleren) Fahrt bekommt man vom Verbrenner im Innenraum meist nicht viel mit. Ein leises Brummen deutet darauf hin, dass er aktiv ist. Nur wenn man kräftig Strom gibt, heult er vernehmlicher, lupft man das Strompedal, wird auch der Dreizylinder wieder ruhiger – alles in allem lässt es sich damit gut leben. Lediglich beim heftigen Beschleunigen heult er auf, beruhigt sich aber beim Lupfen des Gaspedals sofort wieder.
Ansonsten ist sich der Qashqai auch in der jüngsten Ausführung treu geblieben. Bedienung, Fahrkomfort, Innenraumgröße und Ergonomie sind ausgereift und durchdacht. Vor allem die Funktionen für Klima und Sitzheizung etc. lassen sich per Taste nach dem Einsteigen schnell aktivieren und – wenn es schließlich warm ist – deaktivieren. Der Laderaum fasst 455 bis 1.440 Liter und bietet Staufächer unterhalb des Bodens. Die Anhängelast des e-Power beträgt allerdings nur 750 Kilo (gebremst und ungebremst), während das zweite Qashqai-Modell, der Mild-Hybrid, bis zu 1.800 Kilo an den Haken nehmen darf. Immerhin: Die Stützlast beträgt 100 kg, die Dachlast 75.
Verbrauchsrunde: 5,6 Liter je 100 Kilometer
Wie steht es nun mit dem Verbrauch? Auf unserer Testrunde über 100 Kilometer begnügte sich der Qashqai mit 5,6 Liter – in Bezug auf die WLTP-Angaben (5,2 bis 5,3 Liter) kann sich das durchaus sehen lassen. Weniger gut sah es im Alltagsbetrieb aus, worin auch Kurzstrecken gerechnet werden: Hier wies der Bordcomputer 6,7 Liter aus.
Was nicht verwundert, werden bei jedem Start die diversen Heizungen für Sitze (vorn), Windschutzscheibe, Lenkrad und bisweilen auch Heckscheibe aktiviert. Im Sommer dürfte sich das reduzieren. Letztlich haben wir einen Gesamtverbrauch von 6,9 Liter gemessen – ein Level, das auch der Mildhybrid erreichen dürfte. Ein Vorteil des e-Power-Systems ist die Reichweite. Mit einem Tankinhalt von 55 Litern schafft der Qashqai locker mehr als 700 Kilometer.
Ein Wort noch zum „Euro-Klingeln“. Seit Mitte 2023 müssen alle neuen Fahrzeuge mit einem Warnton ausgestattet sein, der ab einem Kilometer Tempoüberschreitung warnt. Und nahezu jeder Hersteller ist das Thema auf seine Weise angegangen. Auch Nissan. Im Qashqai melden sich vier (nicht unangenehm klingende) Töne. Doch man kann sie nicht für die gesamte Fahrt ausschalten, sondern man muss die Okay-Taste links am Lenkrad jedesmal neu drücken, damit sie verstummen.
Der e-Power startet bei 39.780 Euro
Bleibt der Blick auf die Preise. Während der 1,3-Liter in der schon reichhaltig ausgestatteten Basisvariante Acenta mindestens 34.140 Euro kostet, muss man für den e-Power 39.780 Euro (auch Acenta) hinblättern. Die zweite Ausstattungsstufe N-Connecta (unser Testwagen) kostet 42.850 Euro, besitzt aber in Verbindung mit dem Winterpaket für 700 Euro schon nahezu alle Extras, die man sich für ein modernes Auto wünscht. Es fehlen: motorbetriebene Heckklappe und Head-up-Display; beides gibt es im e-Power erst ab Tekna für 46.120 Euro.
Unter dem Strich waren wir gerne mit dem Qashqai e-Power unterwegs. Er ist ein ausgereiftes Fahrzeug, das hierzulande viele Fans hat, und sein Verkaufsanteil liegt bei 50 Prozent. Man muss aber auch zugestehen, dass es auch dem 1,3-Liter Mild-Hybrid zuzutrauen ist, dass er in der (Winter-)Praxis bei rund 7 Litern landet. Es dürfte also nicht leicht sein, den Mehrpreis über den niedrigeren Verbrauch wieder hereinzufahren. Titelfoto: Nissan
Lesen Sie hier das Test-Tagebuch zum Nissan Qashqai e-Power
Nissan Qashqai e-Power N-Connecta – Technische Daten:
Viertüriges, fünfsitziges SUV der Kompaktklasse; Länge: 4,43 Meter, Breite: 1,84 Meter (mit Seitenspiegeln 2,08 m), Höhe: 1,63 Meter, Radstand: 2,89 Meter, Kofferraumvolumen: 455 – 1.379 Liter, Anhängelast: 750 kg (gebremst/ungebremst), Dachlast: 75 kg, Stützlast: 100 kg, Frunk: keiner.
Motor: 1,5-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner, 116 kW/158 PS, Drehmoment: 250 Nm, E-Maschine 140 kW/190 PS, Drehmoment 330 Nm, 1-Ganggetriebe, Frontantrieb, 0-100 km/h: 7,9 s, Vmax: 170 km/h, Normverbrauch: 5,3 Liter/100 km (WLTP), CO2-Ausstoß: 116 g/km (WLTP), Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: D.
Verbrauch: 5,3 Liter (WLTP), Testverbrauch: 6,9 Liter (Winter), Testrunde (100 km): 5,6 Liter, Alltagsverbrauch 6,7 Liter, Reichweite: ca. 750 km.
Preis: ab 42.850 Euro, Testwagenpreis: 46.120 Euro.
Lokal emissionsfrei
Gute Bedienbarkeit
Hohe Reichweite
Komfortables Fahren
Gute Platzverhältnisse
Wertige Anmutung
Klingeltöne
Etwas hoher Alltagsverbrauch
Geringere Anhängelast
Add a Comment