Nissan Qashqai

Nissan Qashqai: Ein Klassiker bleibt sich treu

Der Qashqai ist für Nissan das Erfolgsmodell in Deutschland. Kann die dritte Generation diesen Erfolg fortsetzen? Ein Fahrbericht.

Seit seiner ersten Generation ist der Nissan Qashqai aus dem Straßenbild hierzulande nicht wegzudenken. Im Sturm eroberte der damals noch ein wenig rundere Kompakt-SUV die Herzen der Deutschen und verkaufte sich seither Millionen Mal. Nun ist die dritte Generation des in England gebauten Japaners erschienen – und er hat seine Tugenden mehrheitlich über die Zeit gerettet. Doch nicht alle, aber dazu später mehr.

Der Allrounder

Nissan Qashqai
Das Design des Nissan Qashqai ist auch in der dritten Generation als gelungen zu bezeichnen. Foto: Mag

Der Qashqai ist ein Auto, das fast alles kann, aber nichts herausragend. Größe, Platz, Preise, Qualität, Antrieb – an alldem lässt sich wenig aussetzen. Das ist auch in der nunmehr neuen Auflage so, hat sich vielmehr an die gestiegenen Ansprüche der Kunden angepasst. So fällt die Materielauswahl höherwertiger aus, an der Verarbeitung gab es ja noch nie etwas auszusetzen. Zudem hat er sich die kompakten Maße erhalten: Mit 4,42 Meter Länge und 1,83 Meter Breite passt er in jede Parklücke. Der Kofferraum fasst 436 bis 1.422 Liter und bietet das aus dem Vorgänger bekannte Bodenkonzept, in dem man die beiden Platten herausnehmen oder aufstellen kann, um Ladegut zu sichern.

Dezente Warntöne

Vorn sitzt man sehr bequem, unterstützt von einer wirksamen und elektrisch einstellbaren Lordosenstütze und einer Massagefunktion. Die Sitze muten zunächst recht straff an, haben sich aber als überaus langstreckentauglich erwiesen. Auch im Fond finden Erwachsene guten Unterschlupf, zu fünft wird es allerdings recht eng.

Lesen Sie auch das Test-Tagebuch zum Nissan Qashqai.

Nissan Qashqai
Die Sitze sehen nicht nur gut aus, sie sind auch langstreckentauglich. Foto: NIssan

Unterstützt wird der Fahrer freilich von den heute üblichen Assistenten. Der adaptive Tempomat sorgt für den nötigen Abstand und Entspannung am Steuer. Der Spurhalteassistent arbeitet eher unauffällig und korrigiert sanft die Richtung. Allerdings meldete er sich bei starkem Regen mehrfach ab. Wie schon im Vorgänger zeigen die Kameras ein übersichtliches Bild der Umgebung. Dezente Töne warnen bei Fehlbedienung, Annäherung an Hindernisse oder dem Nicht-Anlegen des Gurtes. Sehr angenehm. Das Smartphone lässt sich leicht verbinden und in einer Ladeschale kabellos laden. Das Navi wird mit Echtzeit-Verkehrsinformationen versorgt.

Zwei Benziner stehen zur Wahl

Änderungen gab es auch beim Antrieb. Es stehen derzeit zwei Varianten des 1,3-Liter-Benziners zur Wahl, mit 103 kW/140 PS sowie 116 kW/158 PS. Ersterer wird ausschließlich mit Schaltgetriebe angeboten. In unserem Testwagen mit der stärkeren Motorisierung arbeitete das Xtronic genannte CVT-Getriebe, ein stufenloses Automatikgetriebe. Ein wenig in Verruf gekommen ist das stufenlose Getriebe in früheren Ausbaustufen bei anderen Herstellern durch das laute Aufheulen beim Gasgeben ohne nennenswerte Beschleunigung. Doch schon auf den ersten Kilometern stellt sich heraus, dass die Konstruktion im Qashqai diese Eigenschaft kaum noch besitzt: Geht es ruhig vonstatten, hört man vom Motor kaum etwas. Muss man auf der Autobahn beschleunigen, wird das Treibwerk zwar deutlich hörbar, doch nicht störend. Wüsste man nicht, dass ein CVT-Getriebe am Werk ist, könnte man es für eine normale Stufen-Automatik halten. Leider ist sie mit dem Start-Stopp-Mechanismus an der Ampel schlecht abgestimmt, denn allzu oft geht ein merkliches Rucken durch den Wagen, wenn man weiterfahren möchte.

Im Blick: das CVT-Getriebe

Nissan Qashqai
Vor dem Fahrerplatz geht es aufgeräumt zu. Ein Head-up-Display wird gegen Aufpreis angeboten. Foto: Mag

Trotz seiner nur gut 1.300 Kubikzentimeter Größe bringt der turbogeladene Vierzylinder genug Power, um den Qashqai flott auch über hügelige Strecken zu treiben. Etwas gestört hat uns, dass Nissan die USB-Buchsen (eine USB-3, eine USB-C) in die Box unter der Armauflage versenkt hat – das Anschließen des Handys per Kabel ist dann recht unkommod. Dennoch: Der Qashqai ist ein durchdachtes und ausgereiftes Auto und weiterhin der Alleskönner für den Alltag.

Stattlicher Preis

Ein Schnäppchen ist er aber nicht mehr. Zwar beginnt die Preisliste bei 27.090 Euro (Visia) und bietet schon so einiges, was man gerne im Auto hat, etwa LED-Scheinwerfer, vier Fahrmodi, Keyless-Go und viele Sicherheitshelfer. Doch wer die „volle Bude“ möchte, muss schon tief in die Tasche greifen. So war unser Testwagen (Tekna+) mit dem Allradantrieb ausgerüstet, den es ab der dritten von fünf Ausstattungsstufen, N-Connecta, gibt. Zudem mit allem, was das Leben angenehm macht inklusive Bose-Soundanlage, die erwähnten Massagesitze, Glasdach und Ledersitze, Head-up-Display, beheizbare Frontscheibe und Lenkradheizung. Der Preis dafür: 47.170 Euro brutto.

Fauxpas: der Verbrauch

Nissan Qashqai
Der Laderaum ist zwar nicht gewachsen, aber es gibt nun eine Klappe im Boden, die sich aufstellen lässt. Foto: Mag

Soweit also alles paletti? Leider leistet sich der Qashqai 3 an einer Stelle einen Fauxpas, wo wir ihn nicht verortet hätten, dem Verbrauch. Laut WLTP sollte er im Schnitt 6,2 Liter je 100 Kilometer konsumieren. In der Bilanz unserer Testfahrten kam er aber auf 8,0 Liter, wobei diese vornehmlich aus Langstrecken bestanden. Im Alltags-Winterbetrieb kletterten die Werte des Bordcomputer zuletzt Richtung 8,5 Liter. Die Mild-Hybrid-Technik hat also wenig gebracht, denn das Vorgängermodell mit dem 1,6-Liter-Benziner im Bekanntenkreis ist erheblich sparsamer unterwegs – bei etwa gleichem Fahrzeuggewicht. Entsprechend weist der Autokostenrechner des ADAC für das Modell Kosten von 66,5 Cent je Kilometer oder 831 Euro monatlich aus.

Fazit: Wie erwähnt ist der Qashqai seinen Qualitäten treu geblieben, auch wenn man ihn mittlerweile ziemlich hochrüsten kann – und dann in ungewohnten Preisregionen landet. Doch auch für roundabout 35.000 Euro brutto bekommt man ein gut ausgestattetes Modell. Leider zeitigt die Mild-Hybridisierung keine Wirkung: der Verbrauch ist zu hoch.

Nissan Qashqai 1,3 DIG-T Xtronic 4×4 Tekna+ – Technische Daten:

Fünftüriges, fünfsitziges Crossover; Länge: 4,42 Meter, Breite: 1,83 Meter, Höhe: 1,62 Meter, Radstand: 2,66 Meter, Kofferraumvolumen: 436 – 1.422 Liter, Anhängelast: 750/1.800 kg (ungebremst/gebremst).

Vierzylinder-Ottomotor mit 1,3 Liter Hubraum (116 kW/158 PS), maximales Drehmoment: 270 Nm bei 1.800 bis 3.750 U/min, CVT-Getriebe, Allradantrieb, 0-100 km/h: 9,9 s, Vmax: 198 km/h, Normverbrauch: 6,2 Liter/100 Kilometer (WLTP), CO2-Ausstoß: 140 g/km (WLTP), Testverbrauch: 8,02 Liter/100 km, Abgasnorm: Euro 6 ISC-FCM, Effizienzklasse: B.

Preis: ab 27.090 Euro brutto, Testwagenpreis: 47.170 Euro brutto.

Lesen Sie auch das Test-Tagebuch zum Nissan Qashqai.

Plus/Minus:

Gelungenes Design

Wertige Materialien

Tolles Head-up-Display

Sehr alltagstauglich

Gute Bedienung

Gute Sitze

Allrad

Hoher Verbrauch

Ruckeln beim Ampelstart

USB-Buchsen unter Armauflage

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