Nur wer ein Nutzfahrzeug verschrottet bekommt Förderung: Von Retrofit ist nicht die Rede. Der BEM empört sich.
Seit Beginn des neuen Jahres unterstützt die Bundesregierung die Anschaffung von fabrikneuen Lkw (Abgasstufe Euro VI) oder denen, die elektronisch bzw. Wasserstoff betrieben sind, wenn gleichzeitig ein alter Lkw (Abgasstufen Euro 0 bis Euro V/EEV) verschrottet wird – mit bis zu 15.000 Euro. In der maßgeblichen Richtlinie zur Förderung der Erneuerung von Nutzfahrzeugflotten ist, wie sich jetzt erst herausstellte, kein einziger Absatz zur Förderfähigkeit für Maßnahmen enthalten, die die bestehende Fahrzeugsubstanz erhalten und erneuern bzw. vom Verbrenner- zum Elektroantrieb umrüsten. Im gesamten Papier taucht das Wort Retrofit nicht ein einziges Mal auf.
„Ressourcenverschwendung“
Der Bundesverband eMobilität (BEM) e.V. kritisiert aufs Schärfste das aktuelle Vorgehen des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI). Die Richtlinie sei das blanke Gegenteil von Nachhaltigkeit und widerspreche dem Klimaschutzplan, sagte BEM-Vorstand Markus Emmert nach der Befassung mit der Richtlinie in der Arbeitsgruppe 3. „Der Austausch von alt gegen neu markiert eine Ressourcenverschwendung, die erneut deutlich macht, dass das führende Haus in Sachen Mobilität in Deutschland die Elektromobilität nicht verstanden hat. Dutzende von Unternehmen, auch in Bayern, widmen sich dem Umbau von Bussen und Lkw, damit bestehendes Gerät ein zweites Leben erhält und weiter genutzt werden kann und darüber hinaus auch kein Export von Verbrenner-Fahrzeugen und CO2-Emission stattfinden kann. Wenn man noch dazu weiß, dass Retrofit weit günstiger ist als Neueinkauf – insbesondere für Kommunen, Verkehrs- und Kleinunternehmer – dann verschlägt die Richtlinie dem Leser regelrecht die Sprache.“
Unter Retrofit (engl. für nachrüsten, umrüsten, Nachrüstung) wird die Modernisierung oder der Ausbau bestehender Anlagen und Betriebsmittel verstanden. In Deutschland ist in der Automobilindustrie teilweise auch der Begriff „Aktionierung“ geläufig. Führende Unternehmen in diesem Bereich sind aentron, AL-KO, BPW Bergisch Achsen, e-trofit, IAV Automotive Engineering, I SEE ELECTRIC TRUCKS, Paul Nutzfahrzeuge, Trailer Dynamics, Voltabox, ZF Friedrichshafen und Ziehl-Abegg, die sich im Bundesverband eMobilität bereits seit Jahren zum Thema austauschen und teilweise gemeinsame Lösungen forcieren. In einer Stellungnahme an das BMVI haben sie ihre Einwände aktuell vorgetragen. HM/Titelfoto: pixabay
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