Hybrid

Opel Grandland X Plug-in-Hybrid: Zweiter Zwitter

Den Grandland X von Opel gibt es als Plug-in-Hybrid in zwei Versionen. Wir haben uns die zahmere Variante näher angesehen.

Plug-in-Hybride werden immer zahlreicher. Kaum eine Marke kann es sich leisten, ohne sie auszukommen. Grund dafür sind die Abgasregeln auf EU-Basis, die die Hersteller auf 95 g CO2 je Kilometer verpflichten. Schaffen sie das nicht, drohen Strafzahlungen. Plug-ins bieten hier einen willkommenen Ausweg, denn sie verbrauchen auf dem Papier (NEFZ, WLTP) sehr wenig und drücken damit den Flottenverbrauch.

Opel Grandland X Plug-in-Hybrid
Den Opel Grandland X Plug-in-Hybrid gibt es in zwei Versionen. Fotos: Opel

Beliebt sind sie aber auch bei Dienstwagennutzern, da sie diese nur mit 0,5 Prozent des Listenpreises versteuern müssen – gegenüber einem Prozent für nicht-elektrisierte Autos. Das macht sich deutlich auf dem Gehaltszettel bemerkbar. Nicht beliebt sind sie bei Elektroauto-Fans und -Nutzern, denn sie sehen in ihnen Mischwesen ohne Existenzberechtigung.

Statt 300 nur 220 PS Systemleistung

Wie dem auch sei, wir möchten uns an dieser Stelle in diesen Streit nicht einmischen und widmen uns einem der jüngsten Sprösslinge auf dem Markt, dem Opel Grandland X Plug-in-Hybrid. Einer der jüngsten? Hat er nicht schon fast ein Jahr Markterfahrung auf dem Buckel? Ja, hat er – aber als Hybrid4 mit Allradantrieb und 300 kumulierten PS. Im Laufe des Jahres hat Opel eine ausschließlich frontgetriebene Version mit 220 PS Systemleistung nachgeschoben, die mit einem Basispreis von 44.190 auch günstiger ausfällt.

Eben jene hat uns über viele Kilometer kutschiert – und das recht angenehm. Der Antriebsstrang und dessen Harmonisierung ist sehr gut gelungen, das Wechselspiel zwischen Elektroantrieb und 1,6-Liter-Benziner klappt hervorragend. Welcher Antrieb gerade arbeitet, merkt der Fahrer eigentlich nur beim Blick auf das Info-Display, das die jeweils aktive Antriebsart zeigt. Die Übergänge sind fließend und harmonisch, und da Opel auf eine Achtgang-Automatik statt auf ein stufenloses Getriebe setzt spürt man auch von den Gangwechseln wenig. Der Akku ist unter den Rücksitzen installiert, doch das Ladevolumen verringert sich trotzdem. Während der normale Grandland X ein Kofferraumvolumen von 514 bis 1.652 Liter bietet, verkleinert sich der Stauraum bei den PHEV-Versionen um jeweils 124 Liter.

40 Kilometer rein elektrisch

Opel Grandland X Plug-in-Hybrid
An der Haushaltssteckdose dauert eine Volladung acht Stunden.

Die erwähnte Batterie speichert 13,2 Kilowattstunden, die eine Reichweite von knapp 60 Kilometer ermöglichen soll. Beim Start des Fahrzeugs ist stets die reine Elektrovariante in Betrieb, wer im Hybridmodus fahren möchte, muss über eine Taste neben dem Wählhebel umschalten. Zur Wahl stehen Elektro, Sport und Hybrid. Die Option „Allrad“ des stärkeren Bruders Hybrid4 mit 300 PS entfällt.

Und so rollt man zunächst flüsterleise los, und erst beim nachdrücklichen Gasgeben schaltet sich der Verbrenner unaufgeregt zu und lässt den SUV in sportlichen 8,9 Sekunden auf 100 km/h (der Hybrid4 braucht 6,2) preschen. Der erste Blick beim Starten fällt freilich auf die Reichweitenanzeige. Sie pendelte sich bei vollem Akku nach kühlen Herbstnächten auf knapp über 50 Kilometer ein. Letztlich schafften wir 40 Kilometer im rein elektrischen Betrieb, was für die allermeisten Fahrten ja reichen dürfte.

Hoher Stromverbrauch

Und damit sind wir schon beim Kernthema eines jeden Berichtes zu einem Plug-in-Hybriden, dem Verbrauch. Denn je nachdem, wie oft sich der Verbrenner zuschaltet, vermischen sich die Strom- und Benzinverbräuche und es fällt schwer, sie nachher zu analysieren. Doch versuchen wir es.

Wie erwähnt schafft der Grandland X 40 Kilometer mit 13 kWh, was auf einen Verbrauchsschnitt von knapp 30 kWh auf 100 Kilometer hindeutet. Wir kamen letztlich auf rund 25 kWh je 100 Kilometer, was auf die zentrale Schwäche der Plug-ins gegenüber reinen E-Autos verweist – der hohe Stromverbrauch, der sich dadurch erklärt, dass man den Benziner mitschleppt. Im Falle des Grandland X bedeutet das ein Gesamtgewicht von 1.875 Kilo.

7,3 Liter Verbrauch

Opel Grandland X Plug-in-Hybrid
Das Fahren ist komfortabel, die Gangwechsel durch die Achtgang-Automatik spürt man kaum.

Im Hybridmodus mit vielen zurückhaltend gefahrenen Autobahn-Kilometern kamen wir auf einen Schnitt von 6,1 Liter und 3,0 kWh. Hier hat der Hybrid dem reinen Benziner also nicht voraus, eher im Gegenteil. Auf anderen Strecken lagen wir bei 6,0/1 kWh, 7,1/1 kWh oder 7,3 l/0 kWh, was die erste Messung bestätigt. Merke: Der vom Hersteller angegebene Normverbrauch von 1,5 bis 1,9 Liter auf 100 km ist ein rein theoretischer Wert und besitzt für die Praxis wenig bis gar keine Aussagekraft.

Was schließen wir daraus? Einen Plug-in-Hybriden sollte man sich nur zulegen, wenn man zu 80, 90 Prozent der Strecken rein elektrisch fährt und die Disziplin besitzt, dies über die gesamte Nutzungsdauer durchzuhalten.

Wissen sollte man auch: Serienmäßig wird der Plug-in-Opel mit einem Mode-2-Ladekabel geliefert, das heißt ein Kabel zum Laden mit einphasigem Wechselstrom mit Schukostecker auf der Wandseite. Damit dauert das Aufladen an der Haushaltssteckdose mit 1,8 kW etwa acht Stunden. Wem das nicht schnell genug ist, sollte ein Mode-3-Kabel (500 Euro) fürs dreiphasige Laden bestellen. Das ist ein Kabel mit Typ-2-Stecker (das ist der dicke Stecker mit den sieben Löchern) an beiden Enden. Dazu sollte man den optionalen 7,4-kW-Onboard-Lader bestellen. Dann kann man den Akku in zwei bis vier Stunden aufladen. Gleichstromladen ist nicht möglich.

Günstigste Grandland-X-Variante

Opel Grandland X Plug-in-Hybrid
Im zentralen Display kann man sich informieren, was das System gerade macht und wie hoch der verbrauch ist.

Womit wir bei den Kosten angekommen wären. Im Grundpreis für 43.656 Euro brutto inkludiert sind schon viele, sonst aufpreispflichtige Extras. Wir fuhren die Ausstattungsstufe Business Exclusive für rund 45.000 Euro brutto. Nach Abzug der Förderung bleiben somit 38.250 Euro. Der Preis allein sagt aber wenig über den Gesamtkosten aus. Die liegen laut einer Vergleichstabelle des ADAC bei einer Fahrleistung von 15.000 Kilometern im Jahr sowie fünf Jahren Haltedauer für den Plug-in-Hybrid bei 54,6 Cent je Kilometer, beim vergleichbaren Benziner bei 57,50 und beim Diesel bei 59,30 Cent. Vorteil Hybrid also.

Fazit: Die Meinungen zu Plug-in-Hybriden gehen weit auseinander. Fest steht: Sie sollten vornehmlich elektrisch gefahren werden. Das gilt auch für den Grandland X von Opel. Dank Förderung hat er die Verbrenner-Brüder bei den Gesamtkosten überholt.

Opel Grandland X Hybrid – Technische Daten:

Fünftüriges, fünfsitziges SUV der Mittelklasse; Länge: 4,48 Meter, Breite: 1,91 Meter (mit Außenspiegeln: 2,10 Meter), Höhe: 1,61 Meter, Radstand: 2,68 Meter, Kofferraumvolumen: 390 – 1.528 Liter, Anhängelast: 1.250/600 kg (gebremst/ungebremst).

1,6-Liter-Turbobenziner mit 147 kW/200 PS, 1 Elektromotor mit 81 kW/110 PS (vorne), Systemleistung: 165 kW/225 PS, Achtgang-Automatik, maximales Drehmoment: 300 Nm, 0-100 km: 8,9 s, Vmax: 235 km/h (rein elektrisch: 135 km/h), Normverbrauch: 1,3-1,9 Liter/100 Kilometer/15,3 – 15,9 kWh, Reichweite: 57-59 km (WLTP), CO2-Ausstoß: 29-32 g/km, Abgasnorm: Euro 6d, Emissionsklasse: A+.

Testverbräuche: Rein elektrisch: 23,6 kWh/100 km, Hybridmodus: 6,1 Liter Super/3,0 kWh je 100 Kilometer, elektrische Reichweite: 40 km.

Preis: ab 44.190 Euro.

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