Mit der Studie Manta GSe ElektroMOD hat Opel einen Treffer gelandet. Doch wird der Stromer auch gebaut werden?
Vor allem in den sozialen Medien ging es hoch her, als Opel im Mai zeigte, was ein kleines Team aus Designern, Ingenieuren und Mechanikern vollbringen kann: nämlich einem klassischen Manta das neue Markengesicht mit dem sogenannten Vizor verpassen. Und zwar so, dass es hinreißend aussieht, vor allem in dem neongelb lackierten Gewand mit schwarzer Motorhaube, den markanten LED-Rückleuchten sowie den potenten Reifen. Der Vizor, das neue Gesicht der Marke, ist mit dem Mokka unlängst in die Serie gegangen, und der Astra wird folgen.
Doch der Manta GSe ElektroMOD – der Begriff ist von „Restomod“ abgeleitet und wird angewandt, wenn ein historisches Fahrzeug restauriert und dabei auch mit Elementen moderner Technik versehen wird – kann noch einiges mehr als nur äußerlich glänzen. Den Verbrenner haben die Techniker entfernt und dem begehrten Coupé einen elektrischen Antriebsstrang eingepflanzt samt E-Maschine und Batterie. Dabei ist das Getriebe aber geblieben, und demnach muss der Manta GSe tatsächlich auch manuell geschaltet werden.
Der Stromer mit dem Schaltgetriebe
Die ElektroMOD-Studie ist ein schönes Lehrstück dafür, dass elektrisch angetriebene Autos anspruchsvolle Ingenieur-Projekte sind. Heute übliche E-Serienmodelle sind von der Motordrehzahl so ausgelegt, dass sie den kompletten Geschwindigkeitsbereich mit einer einzigen Übersetzungsstufe abdecken. Der Drehzahlbereich des von einem Umbauspezialisten zugelieferten Manta GSe-Aggregats (108 KW/147 PS) hingegen ist enger gefasst, man muss das Viergang-Getriebe tatsächlich benutzen und durchschalten – ein charmanter Charakterzug.
Es gibt ein mechanisches Überdrehen
Das mutet im Kontext mit Elektromobilität ungewohnt an, denn man braucht ja keinen Schleifpunkt – der Elektromotor lässt sich schließlich nicht abwürgen. Also einfach einkuppeln, Gang einlegen, auskuppeln – und das Fahrpedal bedienen. Der Manta legt bissig los, und bei rund 30 km/h muss schon der zweite Ganz nachgelegt werden. Das heißt im Umkehrschluss, nicht einfach wild hin und herschalten, denn es gibt durchaus die Option des mechanischen Überdrehens, wenn man bei zu hohem Tempo in einen niedrigen Gang schaltet.
Spannend Frage, ob ein Konzept mit elektrischem Antrieb und Schaltgetriebe aus nostalgischen Überlegungen den Weg in die Serie finden könnte? Spaß macht der Neoklassiker jedenfalls mächtig, und man ist ständig geneigt, ein bisschen Bewegung ins Heck zu bringen mit der angetriebenen Hinterachse. Aber der GSe soll ja heil zurück ins Depot. Natürlich kann der ElektroMOD per Rekuperation Bewegungsenergie in den 31-kWh-Akku zurückspeisen. Der am Pedal gefühlte Übergang zwischen Schubrekuperation und Reibbremse ist recht harmonisch gelungen.
Spaß macht der Manta mächtig
Die modernen Elemente des Manta GSe sind teilweise aus dem neuen Opel Mokka übernommen, darunter das von Opel auf den Namen „Pure Panel“ getaufte Cockpit mit den beiden großen Screens. Im Falle des Manta GSe besteht selbst der Vizor aus Displayfläche, um mit seiner Außenwelt zu kommunizieren, mehr Infotainment geht nicht.
Ein elektrisches Coupé wäre übrigens auch historisch belegt – schließlich gab es den Opel GT schon als elektrisches Concept, mit dem Georg von Opel im Mai 1971, also vor ziemlich genau 50 Jahren, Rekordfahrten hinlegte. Interessant wird sein, welche Schlüsse Opel aus dem Manta GSe ableitet – denn der Markt tendiert ja eher zum SUV. Da ist die Frage, ob ein flacher Zweitürer in klassischem Gewand wirtschaftlich darstellbar ist. Womöglich lassen sich die Opel-Oberen um Chef Michael Lohscheller ja noch zu einem neuen Coupé mit dem Modellnamen Manta hinreißen. Die charaktervollen LED-Scheinwerfer des ElektroMOD schauen zumindest leidenschaftlich genug. Und genügend Fans gibt es ja auch. Patrick Broich/SP-X
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