Der Peugeot E-3008 steht als erster Stellantis-Stromer auf der neuen STLA-Plattform. Wir haben ihn uns genauer angesehen.
Der Peugeot E-3008 ist einen genaueren Blick wert. Denn als erstes Stellantis-Modell steht er auf der neuen STLA-Plattform des Konzerns, was bedeutet, dass er mit größeren Akkus bestückt werden kann als bisher. Zur Wahl stehen die von uns gefahrene 73-kWh-Batterie (netto) sowie ein 98-kWh-Akku, der dieser Tage auf den Markt kommt. Laut der WLTP-Norm sind damit bis zu 524 (73 kWh) beziehungsweise 680 Kilometer Reichweite möglich. Und auch bei der Ladegeschwindigkeit soll sich einiges getan haben, so der Hersteller, erreicht der E-3008 doch am Schnelllader nun 160 kW in der Spitze.
Hier gehts zum Test-Tagebuch des Peugeot E-3008
Ob er das alles in der Praxis wirklich schafft – dazu gleich mehr. Zuvor noch einige Worte zum Auto an sich. Denn der 3008 scheint aufgrund seines wuchtigen Designs der Kompaktklasse entwachsen. Ein hochgezogenes Heck und eine bullige Front machen dem SUV-Segment alle Ehre, doch Rekorde bei der Windschlüpfrigkeit stellt man so nicht auf. Der E-3008 misst in der Höhe 1,89 Meter, in der Länge 4,54 Meter und in der Breite 1,89 Meter (ohne Außenspiegel). Entsprechend hat man als Fahrer im Innenraum keine Probleme mit der Kopffreiheit und findet hinter dem kleinen Lenkrad (wir kennen das ja von Peugeot) schnell ein gutes Auskommen.
E-3008: Zwei Akkus: 73 und 98 kWh
Im Fond jedoch hätten wir mehr Beinfreiheit erwartet. Nicht, dass es etwa eng zuginge, doch in anderen Stromern dieser Liga herrschen hier größere Abstände zum Vordersitz. Dafür kann der Kofferraum mit 520 bis 1.480 Liter Volumen zufrieden stellen. Darunter findet sich weiterer Raum für Kabel und Kleinkram. Leider hat Stellantis auch bei der neuen E-Generation nicht an einen Frunk gedacht.
Das konventionelle Fahrwerk könnte ein wenig Feinjustierung vertragen, es kommt bei langsamer Fahrt etwas steifbeinig daher und entfaltet erst auf der Langstrecke Komfort und Souveränität. Die Lenkung wirkt wie bei vielen E-Autos auch im Peugeot ein wenig zu synthetisch.
Wenden wir uns nun den technischen Fragen zu und werfen zunächst einen Blick auf den Motor und dessen Besonderheit. Der Permanenterregte Synchronmotor (PSM) reagiert – wie bei Stellantis üblich – eher zurückhaltend auf Stromfußbefehle und sprintet nicht mit aller Kraft los. Das soll dem Verbrauch und der Beherrschbarkeit im Stadtverkehr zugute kommen. Das mag sein, doch wenigstens im Sportmodus könnte er ruhig ein wenig mehr Temperament zeigen.
16,8 kWh: Erfreuliche Verbrauchswerte
Dafür hält er sein Versprechen in Sachen Sparsamkeit ein. Auf unserer Verbrauchsrunde genehmigte er sich 16,8 kWh je 100 Kilometer, was durchaus beachtlich ist. Die WLTP-Normvorgabe beträgt 17,7 kWh. Mit Ladeverlusten kamen wir letztlich auf einen Verbrauch von 18,6 kWh. Daraus errechnen sich (Sommer-)Reichweiten von rund 350 bis 380 Kilometer. Der E-3008 eignet sich also durchaus auch für längere Strecken.
Macht er beim Laden eine ebenso gute Figur? Nun, die Die Fahrt zu „unserer“ EnBW-Ladesäule begann ernüchternd, denn das Navigationssystem hat sie nicht angezeigt, dafür aber einige AC-Säulen in deren Umgebung. Eine Einstell- oder Sortiermöglichkeit für Schnelllader haben wir im System nicht gefunden.
Ebenso wenig gibt es eine Akku-Vorkonditionierung, was bei den derzeitigen Temperaturen zwar keine Einschränkung bei der Ladeleistung bedeutet, im Winter aber durchaus relevant wird. Immerhin gibt es einen EV-Routenplaner für lange Strecken mit Angabe der jeweiligen Ladezeiten. Gut ist die Angabe des Akkustandes bei der Ankunft am einprogrammierten Ziel.
Laden: Im Schnitt 80,5 kW
Letztlich kamen wir mit einem Rest-SoC von 14 Prozent und einer Außentemperatur von 26 Grad an der Säule an. Der E-3008 benötigte einen Moment, bis er zu seiner Spitzenleistung fand, die angegebenen 160 kW schaffte er aber nicht – bei 155 kW war Schluss. Danach fiel die Kurve in Etappen ab. Schließlich dauerte die Ladung von 14 auf 80 Prozent SoC 39 Minuten; die durchschnittliche Ladeleistung in diesem Bereich lag bei 80,5 kW – was schon ein wenig enttäuschend ist. Während des Ladevorgangs angezeigt werden im Auto-Display die Kilometer sowie der State of Charge (SoC), die aktuelle Ladeleistung aber nicht. An der Wechselstromdose schafft der E-3008 übrigens 11 kW.
Wer mehr über sein Fahrprofil, den Verbrauch sowie die aktuellen Stromverbraucher wissen will, findet im Untermenü „Elektro“ diverse Angaben. Zudem ist uns aufgefallen, dass die Ladeinstellungen ansonsten sehr beschränkt sind: Man kann den Ladestand des Akkus als alleinige Alternative zu 100 Prozent lediglich auf 80 Prozent begrenzen; die Ladegeschwindigkeit kann man gar nicht einstellen.
Insgesamt ist die Bedienung ein Mix aus physischen Tasten und Tippen auf dem zentralen Monitor; die Menüstruktur lässt sich aber leicht entschlüsseln. So findet man auch recht schnell den Menüpunkt, der die EU-Warntöne ausschaltet. Man kann diesen Befehl aber nicht auf eine freie Taste legen, denn es gibt keine. Somit muss man nach Fahrtantritt dreimal tippen, um die Warntöne abzuschalten.
Träge reagierendes Keyless-System
Und es gab noch einen Punkt, der uns ein wenig genervt hat. Denn das Keyless-System reagiert sehr träge. Tritt man an den 3008 heran und legt die Hand um den Griff, dann dauert es ein, zwei Sekunden, bis es Klick macht und man die Türen öffnen kann. Auch der motorgetriebene Kofferraumdeckel verweigerte ab und zu mal seinen Dienst.
An den Haken nehmen darf der E-3008 eine gebremste Last von 1.250 kg sowie eine ungebremste von 750 kg. Die Stützlast von 80 kg dürfte für zwei E-Bikes reichen. Eine Dachlast gibt es nicht.
Werfen wir zuletzt einen Blick auf die Kosten. Der E-3008 steht in Basisausstattung Allure mit 48.650 Euro in der aktuellen Preisliste. Der besser ausgestattete GT kommt auf 53.450 Euro. Hinzu kommen Nettigkeiten wie Sound- & Airpaket (mit einer Focal-Anlage) für 2.200 Euro, Winterpaket für 750 Euro sowie ein Paket mit Rückfahrkamera und halbautomatischem Spurwechselassistent für 1.850 Euro. So kommt unser Testwagen auf einen Endpreis von 58.950 Euro. So wundert es nicht, dass der E-3008 GT (ohne Extras) auf Kilometerkosten von 71,3 Cent beziehungsweise 891 Euro monatlich kommt (5 Jahre Haltedauer/75.000 Kilometer Laufleistung).
Fazit: Die neue Plattform ermöglicht den Stellantis-Stromern nun größere Akkus und damit höhere Reichweiten. Leider hat man es verspasst, einen Frunk unterzubringen, und die Ladeperformance hat leider ein wenig enttäuscht. Ansonsten bietet der E-3008 gute Reisequalitäten. Und das Beste: Er ist sehr sparsam. Titelfoto: Peugeot
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Peugeot E-3008 GT – Technische Daten:
Fünftüriges, fünfsitziges SUV der Kompaktklasse; Länge: 4,54 Meter, Breite: 1,89 Meter, Höhe: 1,89 Meter, Radstand: 2,74 Meter, Kofferraumvolumen: 520– 1.480 Liter, Zuladung: 339 – 457 Kilogramm, Anhängelast: 1.250/750 kg (gebremst/ungebremst), Dachlast: k.A., Stützlast: 80 kg., Frunk: keiner.
Permanenterregter Synchronmotor mit 157 kW/213 PS, max. Drehmoment 345 Nm, Automatikgetriebe, Lithium-Ionen Batterie mit 79 kWh (73 kWh netto), 0-100 km/h: 8,8 sek., Vmax: 170 km/h, max. Reichweite 502 – 524 km (WLTP), max. Ladeleistung 160 kW, Wärmepumpe.
Messwerte: Max. Ladeleistung 11 kW AC, 155 kW DC, Ladeleistung (Durchschnitt) 80,5 kW, Ladezeit von 16 auf 80 % SoC: 39 Minuten.
Verbrauch: 17,7 kWh (WLTP), Testverbrauch: 18,6 kWh (Sommer) inkl. Ladeverlusten, Testrunde (100 km): 16,8 kWh, Alltagsverbrauch 16,6 kWh, Reichweite: ca. 350 km.
Preis: ab 53.450 Euro, Testwagenpreis: 58.950 Euro.
Sparsamer Antrieb
Viele Ablagen
EV-Routenplanung
Gute Reichweite
Großer Kofferraum
Wärmepumpe serienmäßig
Keine Akkukonditionierung
Im Fond vergleichsweise eng
Kein Frunk
DC-Laden etwas langsam
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