Laut einer Analyse der Agora Verkehrswende fahren Stromer heute schon günstiger als Verbrenner. Plug-in-Hybride sind am teuersten.
Wer ein Auto kaufen möchte, sollten neben dem Anschaffungspreis auch die Kosten im Betrieb im Blick haben, von Sprit oder Strom über Steuern, Versicherungen und Wartung bis zum Wertverlust. Nur so können Kaufinteressierte realistisch einschätzen, wie viel Geld sie für ein Auto über die gesamte Haltedauer ausgeben.
Und hier haben vollelektrische Pkw (BEV) dank der staatlichen Förderprämien nicht nur beim Kaufpreis die Nase vorn und sind eine wirtschaftliche Alternative zu Benzin- oder Dieselfahrzeugen, sondern erst recht auch bei den Gesamtkosten, die in den ersten fünf Jahren der Nutzung entstehen. Das zeigt eine Analyse des Thinktanks Agora Verkehrswende, in der Daten des ADAC für alle rund 8.000 in Deutschland erhältlichen Neuwagenmodelle ausgewertet wurden.
Günstiger auch ohne Kaufprämie
In den oberen und mittleren Fahrzeugklassen sind Elektroautos sowohl beim Kaufpreis als auch in der Gesamtkostenrechnung oft schon ohne Kaufprämien günstiger als Verbrennerfahrzeuge. Ein Benziner der E-Klasse führt zum Beispiel bei einer jährlichen Fahrleistung von 15.000 Kilometern in den ersten fünf Jahren zu Gesamtkosten von 77.000 Euro; bei einem vergleichbaren Elektroauto sind es nur 70.000 Euro. Die Kaufprämie spielt dabei meist keine Rolle, weil sie nur für Fahrzeuge mit einem Kaufpreis unter 65.000 Euro infrage kommt.
Kleinere Elektromodelle wären hingegen ohne Förderung immer noch teurer als vergleichbare Verbrenner. Ein mittlerer Benziner der Golfklasse verursacht beispielweise in den ersten fünf Jahren Kosten von rund 42.000 Euro, während ein vergleichbares Elektromodell inklusive Kaufprämie im Mittel mit rund 40.000 zu Buche schlägt. Der Kaufpreis liegt für die meisten Neuwagen mit Ottomotor zwischen 29.000 und 53.000 Euro, für Elektroautos mit Kaufprämie zwischen 30.000 und 58.000 Euro. Die Kaufprämie kann für batterieelektrische Fahrzeuge bis zu 9.000 Euro betragen.
Tatsächliche Kosten werden unterschätzt
In die Berechnung der Gesamtkosten fließen beim Pkw der Wertverlust, die Energie, Steuern und Versicherungen sowie die Wartung ein. Wie Umfragen zeigen, haben Verbraucherinnen und Verbraucher eher den Kaufpreis im Blick und unterschätzen die Gesamtkosten deutlich. Vor allem die Bedeutung des Wertverlusts ist vielen nicht bewusst, obwohl dieser gut 60 Prozent der Gesamtkosten ausmacht.
Ausgehend von allen in Deutschland verfügbaren Neuwagenmodellen liegt der mittlere Kaufpreis für ein Fahrzeug bei gut 45.000 Euro; die Gesamtkosten betragen im Mittel nach fünf Jahren über 52.000 Euro. Kraftstoffkosten haben daran einen Anteil von 16 Prozent, Steuern und Versicherungen etwa 14 Prozent.
Plug-in-Hybride am teuersten
Verbrennerfahrzeuge mit Ladestecker (Plug-in-Hybride) sind in der Gesamtkostenrechnung am teuersten. Die auf dem Markt verfügbaren Modelle kosten in den fünf Jahren nach dem Kauf im Mittel rund 61.000 Euro; Diesel und ungeförderte BEV hingegen nur rund 57.000 Euro. Inklusive Kaufprämien betragen die mittleren Gesamtkosten knapp 58.000 Euro für Plug-in-Hybride oder 51.000 Euro für Elektroautos. Der Nutzen von Plug-in-Hybriden für die Umwelt und das Klima ist dagegen meist gering, weil sie in der bisherigen Praxis nur wenig elektrisch gefahren werden.
„Die gute Nachricht für Kaufinteressierte ist: Elektroautos sind schon jetzt eine finanziell attraktive Alternative zu Verbrennerfahrzeugen“, sagt Maita Schade, Projektmanagerin Daten und Digitalisierung bei Agora Verkehrswende. „Das zeigt unsere Analyse anhand realer Preise und Kosten. Für die Politik besteht trotzdem weiter Handlungsbedarf. Je eher Verbraucherinnen und Verbraucher auf Elektroautos und öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, desto besser sind sie vor steigenden Preisen für fossile Rohstoffe geschützt.“ HM/Titelfoto: pixabay
Die Analyse der Agora Verkehrswende können Sie hier herunterladen.
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