Land Rover schwimmt voll mit auf der Elektrifizierungswelle. Und das mit gleich zwei außergewöhnlichen Lösungen für Evoque und Discovery Sport.
Wie sich die Zeiten ändern. Statt Acht- oder Sechszylinder setzt Landrover bei den beiden neuen Plug-in-Hybriden jetzt auf einen Benzinmotor mit drei Zylindern. Der 1,5-Liter-Benziner leistet aber satte 200 PS (147 kW) und wuchtet 280 Newtonmeter (Nm) auf die Vorderachse. In Kombination mit dem 109 PS (80 kW) starken E-Motor, der in die Hinterachse integriert ist, kommt das System auf eine Gesamtleistung von 309 PS (227 kW) und ein Drehmoment von 540 Nm.
Dieses enorme Kraftpotenzial macht sich direkt beim Antritt bemerkbar. Schon beim kleinsten Druck aufs Gaspedal sprintet der Evoque P 300e (so die offizielle Bezeichnung) los wie die Feuerwehr. Aus dem Stand schafft er es laut Datenblatt in 6,4 Sekunden auf Tempo 100 (Discovery Sport P 300e 6,6 Sekunden).
Drei Fahrmodi wählbar
Bei Bedarf geht es ohne Atempause weiter. Dabei spielt es keine Rolle, welcher der drei Fahrmodi – EV für rein elektrisch (bis Tempo 135), Hybrid für die Kombination beider Antriebe und Save für den Stromsparmodus, bei dem Energie für die spätere Elektro-Fahrt in der Stadt im Akku verbleibt, – gewählt ist. Die kraftvolle Beschleunigung steht jederzeit zur Verfügung. Unterschiede hingegen gibt es naturgemäß bei der Geräuschentwicklung. Im rein elektrischen Betrieb machen sich lediglich Reifen und Wind – geschwindigkeitsabhängig – akustisch bemerkbar. Das sanfte Surren des E-Motors ist kaum hörbar.
Schaltet sich im Hybrid-Modus der mit einer Achtgang-Automatik kombinierte Dreizylinder automatisch dazu oder läuft er in der Stellung Save generell alleine, zeigt der Benziner sich erfreulich leise und – dank einer Ausgleichswelle – laufruhig. Gut – wenn das Aggregat voll gefordert wird, lässt sich ein etwas kerniger Sound nicht verleugnen. Doch im Vergleich zu anderen Motoren dieser Spezies ist die Eigenentwicklung des britischen Autobauers ein wirklich ruhiger Vertreter. Laut Land Rover konnten bei der Entwicklung des Vollaluminium-Dreizylinders 62 Prozent der Teile des Vierzylinders übernommen werden. Die Gewichtseinsparung aber beträgt 37 Kilogramm. Dazu kommen noch einmal sieben Kilogramm, um die das Automatikgetriebe erleichtert wurde.
Laden an DC-Säulen
Diese Schlankheitskur schlägt sich unter anderem auf die Reichweite im reinen E-Betrieb nieder. Der unter den Rücksitzen angesiedelte Lithium-Ionen-Akku mit 15 Kilowattstunden (kWh) Fassungsvermögen ermöglicht laut Hersteller eine Reichweite von 55 Kilometern (WLTP-Norm) und 61 Kilometern nach NEFZ. Werte, die sich in der Praxis mit dem gefahrenen Evoque als durchaus realistisch bestätigen.
Und damit kommt die zweite außergewöhnliche Lösung der beiden Plug-in-Hybride von Land Rover ins Spiel. Denn die Batterien lassen sich an DC-Ladern mit bis zu 32 Kilowattstunden (kW) besonders schnell wieder mit Strom versorgen. Gerade einmal 30 Minuten dauert es, bis so ein Akku bis zu den üblichen 80 Prozent wieder aufgeladen ist. Wer die Haushaltssteckdose nutzt, der muss dafür knapp sieben Stunden kalkulieren, an der Wallbox oder öffentlichen Ladesäule mit sieben kW dauert es 1,5 Stunden.
Reduzierte Anhängelast
Bei der Wahl für den Plug-in-Antrieb sollten sich Käufer aber genau überlegen, wie ihr Nutzungs- und Fahrprofil ist. Denn wer häufig auf der Langstrecke unterwegs ist, kann die Vorteile des E-Antriebs halt weniger nutzen. Zudem hat Land Rover das Tankvolumen der beiden um zehn auf 57 Liter reduziert, um Platz für den Akku zu schaffen. Der schließt beim Discovery Sport auch die sonst optional erhältliche dritte Sitzreihe aus. Eingeschränkt ist auch die Anhängelast, bei Land Rover-Kunden ein nicht zu unterschätzender Punkt. Mit lediglich noch 1,6 Tonnen ist sie beim Evoque um 200, beim Discovery Sport gar um 400 Kilogramm reduziert.
Die Preise für den Evoque P 300e beginnen bei 54.563 Euro, für den Discovery Sport bei 55.446 Euro. Allerdings werden hier noch 16 Prozent Mehrwertsteuer (MwSt) zugrunde gelegt. Die Autos kommen aber erst 2021 auf den Markt und werden dann mit 19 Prozent besteuert.
Neuer Lader für den I-Pace
Deutlich höher im – unveränderten – Preis angesiedelt ist mit 75.352 Euro (16 Prozent MwSt) der I-Pace, das 2018 eingeführte reine E-Fahrzeug von Jaguar. Serienmäßig ist der Wagen jetzt mit einem 11-kW-Bordladegerät ausgerüstet. Damit ist es nun anders als zuvor möglich, das Dreiphasen-Laden zu nutzen. Pro Stunde ist nach WLTP-Standard an einer solchen Ladestation möglich, eine Reichweite von 53 Kilometern zu tanken. Das komplette Aufladen dauert beispielsweise an der entsprechenden Wallbox zu Hause weniger als neun Stunden.
Die Erfahrungen aus dem E-Motorsport tragen in Sachen Reichweite Früchte. Die dort gesammelten Erkenntnisse haben dazu geführt, allein über eine andere Softwareabstimmung und ohne jeglichen Eingriff in die Hardware ein Plus von acht Prozent zu erzielen. Somit stehen laut WLTP-Norm nun 470 Kilometer im Datenblatt des I-Pace, der von einem 400 PS (296 kW) starken E-Motor mit 696 Nm angetrieben wird. In 4,8 Sekunden erfolgt der Sprint des Allradlers von Null auf Tempo 100, in der Spitze wird bei 200 Kilometern pro Stunde abgeregelt. Anlässlich der Überarbeitung hat der I-Pace nun ein neues Infotainmentsystem (Pivi-Pro), dass mit selbstlernender Navigation den kürzesten Weg zur nächstliegenden und freien Ladestation zeigt. Kosten und Zeiten werden ebenfalls angezeigt. WS
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