Beim Taycan bleibt es nicht. Porsche treibt seine Elektrifizierungs-Strategie mit Milliardenaufwand massiv voran. In den kommenden drei Jahren soll es vier weitere Stromer geben. Die 911er-Baureihe allerdings lässt sich noch längst nicht ans Kabel legen.
Man werde wegen der Corona-Pandemie keine Fahrzeugprojekte einstellen, heißt es von offizieller Seite bei Porsche. Zwar standen die Bänder in allen Produktionsstätten der schwäbische Sportwagenmarke für rund sechs Wochen komplett still und Porsche musste im ersten Halbjahr beim Absatz (117.000 Einheiten) ein Minus von zwölf Prozent verbuchen, dennoch erwartet man für 2020 eine Gewinnmarge von etwa zehn Prozent.
An Geld für Investitionen in die Zukunft mangelt es also nicht. Porsches Plan sieht vor, in den nächsten drei Jahren zehn Milliarden Euro in die Hybridisierung, Elektrifizierung und Digitalisieren zu stecken. Derzeit hat man sechs Modelllinien im Portfolio, wobei die Baureihe 718 – dahinter verbergen sich Cayman und Boxster – die älteste ist. Sie dürfte spätestens 2023 erneuert werden. Schwer vorstellbar, dass die beiden Einsteigermodelle dann noch mit konventionellen Verbrennern (Vierzylinder-Boxer) Kunden begeistern sollen. Auch die Plug-in-Hybrid-Technik macht in diesem Segment (zu geringer Bauraum) wenig Sinn. Eher ist mit einer Vollelektrifizierung zu rechnen. Absichten in dieser Richtung ließ Finanzvorstand Lutz Meschke verlauten, der dem britischen Fachmagazin „Top Gear“ sagte: „Die nächste Generation dieses Autos wäre ein guter Zeitpunkt, um vollelektrisch zu fahren.“
Erlkönig gesichtet
Den Fokus hat Porsche hier hauptsächlich auf China. Dort sind die heutigen 718er fast nur in den großen Städten unterwegs. Eine batterieelektrische Auslegung des ehemaligen Mittelmotorkonzepts wäre also mehr als sinnvoll. Nach einem ersten Update des Taycan (jetzt mit 22-kW-AC-Onboard-Lader und Plug&Charge-Möglichkeit ohne Ladekarte bei Ionity) bereitet Porsche für 2021 den Launch des Taycan Cross Turismo vor. Erlkönig-Aufnahmen im Netz zeigen das Sportkombi-Derivat bereits bei letzten Testfahrten. Optisch bewegt sich das Modell sehr dicht an der Studie „Mission E Cross Turismo“, die man 2018 in Genf präsentierte.
Als weiteres BEV (Battery Electric Vehicle) haben die Stuttgarter den nächsten Macan (ab 2023) auf der Uhr. Das SUV wird der erste Porsche sein, der auf der zusammen mit Audi entwickelten PPE-Architektur (Premium Platform Electric) basiert, eine Evolution aus der J1-Plattform, wie sie unter Taycan und Audi e-tron GT steckt. Gebaut werden soll der Strom-Macan in Leipzig. 600 Millionen Euro lässt man sich die Werkserweiterung kosten. Parallel produziert Porsche in Leipzig das jetzige Modell aber weiter. So lange, wie die Nachfrage anhält. Und die ist derzeit mit jährlich gut 100.000 Einheiten sehr hoch.
Fünf Minuten laden
Auch der elektrische Macan muss die außergewöhnlichen Anforderungen, die Porsche an ein Performance-Elektroauto stellt, erfüllen. Dazu zählen eine zehnmalige Maximal-Beschleunigung von null auf 100 km/h und viermal von null auf 200 km/h ebenso wie eine Rennrunde auf der Nordschleife des Nürburgrings, ohne dass jeweils das Batteriemanagement dabei ins Notprogramm verfällt. Wie der Taycan fährt der Macan mit einem 800-Volt-System. Fünf Minuten Laden sollen so rund 100 Kilometer neue Fahrstrecke liefern.
Für 2023 könnte die Ablösung der jetzigen Panamera-Limousine anstehen. Ob sie neben konventionellen Verbrennern und Plug-in-Hybrid auch vollelektrisch unterwegs sein wird, will Porsche derzeit nicht beantworten. Im Hinblick auf die E-Limousinen Mercedes EQS und Jaguar XJ, beide kommen bereits im nächsten Jahr, wäre die BEV-Lösung aber durchaus denkbar.
„Nicht darstellbar“, wie Porsche es nennt, ist ein komplett elektrischer 911. Damit wird die Ikone der Marke das letzte Modell sein, das seinen Verbrennungsmotor verlieren wird. Und es ist nicht einmal gesagt, dass man dies bei der Nachfolgegeneration des 992 (zirka 2026) im Fokus hat.
Momentan beschäftigen sich die Entwickler nach bewährtem Muster mit weiteren Derivaten des 911 Carrera der Baureihe 992. 13 Modelle gibt es bereits. Über 20 könnten es noch werden. Es fehlen unter anderem der GTS als Coupé und Cabrio, die abgespeckte Version 911 T und sicherlich werden die Marketingstrategen in Zuffenhausen sich erneut einen sündhaft teuren 911 R ausdenken, limitiert auf 992 Exemplare. Freunde des Rennsports dürfen sich auf GT3 und GT3 RS sowie GT2 RS freuen. Der GT3 RS wird 2022 nach dem GT3 und GT3 Touring vorgestellt und erhält erneut einen freisaugenden Vierliter-Boxer mit vermutlich jetzt 550 PS (aktuell 520 PS). Auf mehr als 700 PS dürfte der turbogetriebene GT2 RS kommen und preislich an der Marke von 300.000 Euro kratzen. SP-X Titelfoto: Porsche
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