Qualität, Komfort, Design: Der Range Rover Sport bietet viel Auto. Allerdings muss man dafür tief in die Tasche greifen. Ein Fahrbericht.
Im Reigen der Luxusfahrzeuge nimmt Range Rover nach wie vor einen Sonderplatz ein. Nicht nur, dass man mit dem luxuriösen SUV problemlos vor der Oper vorfahren kann, nein, das große Schiff schlägt sich auch im Gelände wacker. Obwohl man ihn dort außerordentlich selten antreffen dürfte – allenfalls bei der Fuchsjagd eines britischen Lords.
Neben dem Range Rover in Standard-Ausführung gibt es auch die seit kurzem erhältliche dritte Generation einer „Sport“-Version, bei der man freilich das „Sport“ nicht allzu wörtlich nehmen sollte. Hierbei handelt es sich um einen Ableger, der im Vergleich vor allem zehn Zentimeter kürzer ist als das große Original; zudem fällt die Dachlinie leicht nach hinten ab, und daher geht es ein ganz kleines bisschen weniger luftig zu.
2,36 Tonnen Leergewicht
Dafür wurden die Ecken und Kanten ein wenig abgefeilt zugunsten eines runderen und – wie wir meinen – gefälligeren Designs. Dennoch ist auch der Range Rover Sport ein ausgewachsener SUV der Luxusklasse mit einer Länge von 4,95 Metern und in der Breite selbst mit angeklappten Außenspiegeln noch 2,04 Metern sowie einem Leergewicht von 2,36 Tonnen – einer wahrer Trumm also.
Wir sprechen hier wohlgemerkt nicht von einem großen E-Auto mit entsprechend schwerer Batterie; sondern von einem reinen Dieselfahrzeug. Es gibt ihn freilich auch in elektrifizierter Form als Benziner (zwei Plug-in-Hybride und ein Hybrid), doch wir finden ganz altmodisch, dass ein Diesel am besten zu dem Briten passt, zumal dieser als Sechszylinder daher kommt und als D350 eben jene 350 PS und ein Drehmoment von 700 Newtonmeter auf den Asphalt drückt. Das reicht nicht nur für den Ausflug auf die eigenen Ländereien, sondern auch für eine längere Tour. Auch die Dieselmotorisierungen werden übrigens von einem Mildhybridsystem unterstützt.
Von Mildhybrid unterstützt
Denn natürlich umgibt die Passagiere innen der gewohnt hohe Komfort bei höchster Verarbeitungsqualität. Da finden sich kein billiges Plastik oder knarzende Materialien, vielmehr eine entspannt zurückhaltende Umgebung, in der man sich direkt wohl fühlt. Bis auf wenige Kleinigkeiten gibt die Bedienung keine Rätsel auf. Vieles lässt sich über Tasten regulieren, ansonsten bietet das große, gestochen scharfe Display viele Menüpunkte an – bis hin zum elektrischen Aus- und Einklappen der Anhängerkupplung. Gut gelöst fanden wir, dass die Tasten für die Innentemperatureinstellung auch die Möglichkeit bieten, die Sitzheizung direkt anzusteuern.
Der/die Fahrer/in findet schnell die richtige Sitzposition, kann sich in dem bequemen Gestühl auch mit Massage und Sitzbelüftung verwöhnen lassen – mit der schönen Konsequenz, dass auch nach langen Fahrten der Rücken nicht schmerzt. Fans dürften vor allem die hohe und souveräne Position schätzen. Die Sprachsteuerung verstand leider nicht alle Adresseingaben auf Anhieb. Das große Ladeabteil fasst bis zu 1.900 Liter Gepäck; sind die Sitze nicht umgelegt passen immer noch 835 Liter hinein. An die erwähnte Hängerkupplung darf man gebremste 3.500 Kilogramm anhängen, was sicherlich ein weiteres Argument für einen Range Rover darstellt.
3,5 Tonnen Anhängelast
Eine ähnliche Souveränität legt auch der von uns gewählte, von einem Mildhybridsystem unterstützte Sechszylinder-Reihenmotor D350 an den Tag. Mit seinen 350 PS (258 kW) bei 1.500 Umdrehungen und dem maximalen Drehmoment von 700 Newtonmetern ermöglicht er eine gelassene Fahrweise, zumal man den Diesel selbst kaum hört. Lange Strecken gleitend zurücklegen, dabei möglichst nicht über 170 km/h kommen – das passt zum Fahrzeug und zur sanften Achtgang-Automatik. Ab 160 km/h machen sich indes Windgeräusche bemerkbar.
Bemerkbar macht sich das Gewicht freilich auf der Landstraße, doch nicht so sehr wie befürchtet. Im Vergleich zum großen Range Rover fährt sich der Sport recht agil, nimmt Kurven mit seinem Allradantrieb souverän und bleibt dank der Wankneigungskontrolle immer angenehm aufrecht. Vor allem aber genossen wir die Abwesenheit jeglicher akustischer Warnungen (Gebimmel) sowohl beim Ein- als auch beim Aussteigen. Allein bei manchen Spurwechseln schlug der Abstandsassistent bisweilen Alarm. Der Spurwechselassistent hält den Range Rover Sport schön stabil zwischen den Fahrbahnmarkierungen, so dass entspanntes Reisen auf der Autobahn möglich wird. Wir wünschten nur, dass die Warnungen, man möge doch das Lenkrad anpacken, nicht so schnell kämen. Und dass die Türtaschen Ein-Liter-Flaschen aufnehmen. Und wenn wir schon mal dabei sind zu nörgeln: Die Türöffnungsgriffe innen sind zu weit vorn angebracht.
Kein billiger Spaß
Der Preis für so viel britische Noblesse ist nicht gering. In der von uns gefahrenen Version Autobiography kostet der Range Rover Sport D350 126.100 Euro brutto, hat damit aber schon alles an Bord, was man sich wünscht. Positiv überrascht waren wir vom Verbrauch. Bei einer längeren Tour mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 106 km/h (auf freier Strecke 150 bis 160 km/h) begnügte er sich laut Bordcomputer mit 8,2 Liter – und nachgemessen 8,61 Liter je 100 Kilometer. Das kann sich angesichts der Fahrzeuggröße durchaus sehen lassen. Dank 80-Liter-Tank lassen sich um die 900 Kilometer am Stück abspulen.
Vom Verbrauch sollte man sich aber nicht täuschen lassen; der Range Rover Sport D350 ist kein günstiges Auto. Der ADAC weist bei einer Haltedauer von 5 Jahren und 15.000 Jahreskilometern monatliche Kosten von 1.933 Euro aus – oder alternativ 1,57 Euro je Kilometer.
Fazit: Die britische Noblesse hat sicherlich ihre Vorzüge, kostet aber auch eine Menge Geld, nicht nur bei der Anschaffung. Und überhaupt sollte man sich fragen, ob es so viel Auto heute noch braucht.
Range Rover Sport D350 – Technische Daten:
Fünftüriges, fünfsitziges SUV, Länge: 4,95 Meter, Breite: 2,21 Meter (mit Außenspiegeln), Höhe: 1,82 Meter, Radstand: 3,00 Meter, Kofferraumvolumen: 835 – 1.860 Liter, Anhängelast: 750/3.500 kg (ungebremst/gebremst).
Sechszylinder-Dieselmotor mit 3,5 Liter Hubraum und Mildhybrid, 258 kW/350 PS bei 4.000 U/min., maximales Drehmoment: 700 Nm zwischen 1.500 und 3.000 U/min., Achtgang-Automatikgetriebe, Allradantrieb, 0-100 km/h: 5,9 s, Vmax: 234 km/h, Normverbrauch: 7,9 Liter/100 Kilometer (WLTP), CO2-Ausstoß: 208 g/km (WLTP), Testverbrauch: 8,61 Liter/100 km, Abgasnorm: Euro 6d, Effizienzklasse: k.A.
Testwagenpreis: 126.100 Euro.
Viel Platz
Erhabene Sitzposition
Souveräner Antrieb
Relativ niedriger Verbrauch
Sehr komfortabel
Kein Geklingel
Hohe Anhängelast
Hoher Preis/hohe Kosten
Windgeräusche ab 160 km/h
Zu kleine Türtaschen
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