Der Renault Emblème ist ein Prototyp, der zeigt, wo und wie man Treibhausgase einsparen kann. Und da geht eine Menge.
Das Ziel ist klar definiert. Bis 2040 will Renault europaweit – bis 2050 sogar weltweit – eine CO2-freie Herstellung von Autos erreichen. Ein überaus ambitionierter Weg. Schließlich sind in diesem Projekt damit sämtliche eingesetzten Materialien der Zulieferer, der Betrieb der Werke, die eigentliche Produktion und nicht zuletzt auch das Recycling nach dem Lebensende der Fahrzeuge gemeint.
Mit dem Emblème hat der französische Hersteller so etwas wie ein Versuchslabor auf die Räder gestellt. Die Vision eines viertürigen Familienfahrzeugs soll zeigen, wie es gelingen kann, die CO2-Emissionen eines Autos über den gesamten Lebenszyklus hinweg so gering wie nur irgend möglich zu gestalten.

„Wir haben anfangs erst einmal nur Ideen aus allen Bereichen gesammelt. Aus allen diesen kleinen Bausteinen haben wir dann ein Konzept entwickelt und den Emblème geschaffen. Ein Prototyp, mit der wir testen und lernen, um für die Zukunft gerüstet zu sein“, so formuliert es Projekt-Manager Pascal Tribotté.
Generell gehe es um die Dekarbonisierung – also das Ersetzen fossiler Brennstoffe durch erneuerbare Energien. Mit dem Emblème, von der Renault Elektro-Tochter Ampere entwickelt, soll dieser Ansatz so gut es geht verfolgt werden. In der Theorie, oder, anders gesagt, in den erstellten Modellen, stößt der 4,80 Meter lange Wagen über seinen komplette Lebenszyklus 90 Prozent weniger Treibhausgase aus als bei einem Vergleichswert aus dem Jahr 2019.
Eine Vielzahl von Maßnahmen
Um das zu erreichen haben alle beteiligten Teams eine Vielzahl von praktikablen Kombinationen in unterschiedlichen Bereichen untersucht. Ob Materialauswahl, Nutzung des Fahrzeugs, Ressourcen oder auch die Möglichkeiten der Verwertung am Ende des Fahrzeuglebens, alles wurde auf den Prüfstand gestellt, um das Optimum zu erzielen. Mehr als 20 Partner, allesamt Experten auf ihrem Gebiet, haben mit Renault und Ampere an dem Projekt gearbeitet. Jeder brachte seine eigene Technologie oder sein eigenes Know-how ein, um die Dekarbonisierung voranzutreiben.
Als Ergebnis konnte der CO2-Fußabdruck bei der Herstellung aller Teile um 70 Prozent reduziert werden. Zudem wurden 50 Prozent der für den Bau des Fahrzeugs verwendeten Stoffe recycelt. Fast alle verwendeten Materialien sind am Ende ihrer Lebensdauer wiederverwertbar.

In Sachen Antrieb haben sich die Entwickler für einen dualen Elektroantrieb entschieden, der sowohl mit Strom als auch mit Wasserstoff betrieben wird. Das Dual-Energy-System umfasst eine 40-kWh-NMC-Batterie (Nickel-Mangan-Kobalt), die, wie bei E-Autos üblich, unter dem Fahrzeugboden untergebracht ist, sowie eine 30-kW-PEMFC-Brennstoffzelle, die mit dann CO2-armen Wasserstoff aus einem unter der Motorhaube liegenden 2,8-Kilogramm-Tank versorgt wird. Die beiden Energiequellen treiben einen Elektromotor mit gewickeltem Rotor an, der ohne seltene Erden auskommt.
Renault Emblème: E-Motor plus Brennstoffzelle
In der Praxis fährt der Wagen wie ein herkömmliches E-Auto mit Heckantrieb. Die Antriebsbatterie wird entweder aus einer Ladestation, beim Rekuperieren oder mit einem sehr geringen Anteil von ein bis drei Prozent aus den Photovoltaikzellen auf dem Dach mit neuer Energie versorgt. Bei längeren Fahrten nutzt der Antrieb verstärkt das Wasserstoff-Brennstoffzellensystem, um die Ladezeiten zu minimieren. Der Projektleiter betont, dass der Emblème so eine Strecke von bis zu 1.000 Kilometern ohne eine CO2-Auspuffemission zurücklegen könnte. Allerdings seien zwei Stopps zum Betanken mit Wasserstoff notwendig.
Was Pascal Tribotté in diesem Zusammenhang nicht erwähnt ist die Tatsache, dass Wasserstoff derzeit überwiegend nur mit hohem Energieeinsatz und damit Schadstoffemissionen hergestellt wird. Zudem gibt es beispielsweise in Deutschland kaum noch Wasserstofftankstellen.

Auf der anderen Seite stellt er klar, dass der lediglich 1,52 Meter hohe Emblème ein Demonstrationsfahrzeug sei, in dem viele Mosaiksteine verbaut seien, die nach und nach in kommende Serienmodelle von Renault einfließen würden. Die Aerodynamik spielt dabei unter anderem eine wichtig Rolle. Das Design der Karosserie in Shooting-Brake-Optik und der einzelnen Komponenten wurde von der Notwendigkeit bestimmt, das Eindringen von Luft zu optimieren und die aerodynamische Strömung zu steuern. Üblich ist schon jetzt bei vielen Serienmodellen, dass sich die Lamellen an der Basis des vorderen Stoßfängers je nach Bedarf öffnen und schließen.
Kamera in den Radkästen
Doch außergewöhnlich sind zwei in die Radkästen integrierte Kameras, die die Außenspiegel ersetzen. Das dürfte ebenso wenig serientauglich sein wie der aktive Diffusor unter dem hinteren Stoßfänger des flachen Unterbodens, der von der Formel 1 inspiriert ist. Der Diffusor schenkt um eine horizontale Achse um fünf Grad nach oben und unten, neigt sich nach hinten und unten, um den Luftstrom über und unter dem Fahrzeug auszugleichen und den Luftwiderstand zu minimieren. Allein dieses Bauteil dürfte den Preis des Autos, das übrigens auch keine Heckscheibe, sondern auch hier lediglich eine Kamera hat, massiv in die Höhe treiben.
Deutlich näher an einem möglichen Einsatz in künftigen Renault-Fahrzeugen ist die Gestaltung des Passagierabteils. Im Innenraum sind ausschließlich nachhaltige Materialien verbaut. Bezüge für Armaturenträger oder Türinnenverkleidungen basieren auf recycelten oder natürlichen Materialien wie Leinen oder Ananas. Der geschwungene Panorama-Bildschirm erstreckt sich über die gesamte Länge des Armaturenbretts. Der Bildschirm ist mit einer Länge von 1,2 Metern und zwölf Zentimetern Höhe sehr groß. Die Bedienung des Multimediasystems erfolgt über einen zweiten Touchscreen in der Mittelkonsole und einen Drehknopf sowie über Bedientasten am Lenkrad. Für die Sitze wird Polyester in gewebter Form ebenso verwendet wie thermogeformt auch als Bodenbelag.

Trotz des Radstands von 2,90 Metern ist auf der hinteren Bank keinesfalls Platz im Überfluss. Das liegt auch am nach hinten abfallenden Coupédach. Das Ladevolumen des Kofferraums ist hingegen mit 556 Litern beachtlich. Dazu kommt noch ein Frunk, der 74 Liter Fassungsvermögen hat.
Generell hinterlässt der Renault Emblème optisch einen attraktiven Eindruck und hat viele interessante Details, die vermutlich problemlos umsetzbar wären. Als reines Elektroauto, also ohne das duale Antriebssystem, könnte der Wagen mit bereits vorhandenem Akku also durchaus zeitnah auf die Straße rollen. Das aber ist derzeit bei Renault nicht angedacht. Der Emblème ist und bleibt so etwas wie ein Versuchslabor.
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