Elektroautos

Sitzen im ID.3: „Der Kunde soll hier Spaß haben“

E-Autos folgen einer neuen Architektur. Wie sitzt es sich im VW ID.3? Unsere Autorin hat Platz genommen.

Im kommenden Jahr ist es soweit: Volkswagen schickt mit dem VW ID.3 den ersten Vertreter der Elektro-Offensive des Wolfsburger Herstellers auf die Straßen. Neu ist jedoch nicht nur die Art des Antriebs. Die neue Fahrzeugarchitektur bietet zudem eine Vielzahl von Chancen, den Aufenthalt an Bord so angenehm wie möglich zu machen. Wir haben einen Blick geworfen auf die Sitzergonomie im ID.3.

VW ID.3
Der Navigationspfeil folgt künftig den Bewegungen des Fahrzeugs. Fotos: VW

Der knuffig wirkende Viertürer erinnert zwar auf den ersten Blick an einen Up oder Polo, er hat jedoch wenig mit den Seriengeschwistern gemein. Auf Basis des modularen E-Antriebs-Baukastens (MEB) hatten die Designer und Entwickler die Chance, das Passagierabteil von Grund auf neu zu konzipieren. „Am Anfang haben wir uns selbst in die Sitzkisten gesetzt, haben Punkte geklebt, wo wer anstößt und wo es Veränderungen geben sollte“, beschreibt Produktreferentin Christine Leuderalbert die ersten Schritte, sich den neuen Perspektiven eines Elektrofahrzeugs zu nähern. „Mobilität von morgen bedeutet, das Auto als einen so genannten Third-Place, also einen weiteren Lebensraum neben Zuhause und der Arbeit, zu sehen. Der Kunde soll hier Spaß haben, alles soll einfach, intuitiv und damit für ihn nutzbar sein.“

Kleines Auto, großzügiges Raumgefühl

Schließlich bietet der ID.3 vor allem eins: viel Platz. Von der Seite ist es gut zu sehen, dass der Wagen mit einer Länge von 4,26 Metern kürzer ist als ein Golf, aber beim Radstand mit dem Passat fast gleichzieht. Ein Schalthebel fällt aufgrund des Antriebs ebenso weg wie der Mitteltunnel. Die weit nach vorne gerückte Armaturentafel verhilft Fahrer und Beifahrer zu mehr Beinfreiheit, trägt gleichwohl zu einem großzügigen Raumgefühl bei. Durch die sehr weit unten, aber immer noch gut erreichbar verbaute Mittelkonsole fällt jegliches Gefühl weg, eingezwängt zu sein.

Details, wie die direkt an der Sitzlehne befindlichen Armlehnen minimieren nicht nur den Kampf um das Maß an Ellbogenauflage mit dem Nachbarn, sie optimieren vor allem die Position auf dem leicht erhöht installierten Gestühl. Stolz ist das Entwicklerteam darauf, dass das von der Aktion Gesunder Rücken e.V. (AGR) verliehene Siegel für ausgezeichnete Ergonomie nicht nur für den Fahrerplatz gilt, sondern auch für den Beifahrer. Auf beiden Seiten gibt es eine pneumatische Lordosenstütze, die auf Wunsch mit Luft massiert.

AGR-Siegel für beide vordere Sitze

Dass es sich beim VW ID.3 keinesfalls um ein Verzichts-Auto handelt, zeigt auch der Kofferraum, der mit 380 Litern Fassungsvolumen auf dem Niveau eines Golf liegt. Unter dem Ladeboden gibt es eine eigene Mulde für das Ladekabel. Da lässt es sich sicher verstauen und kann den Ladeboden nicht verschmutzen.

Zurück ins Passagierabteil: Anstelle der klassischen Instrumente sind mehrere kleine Monitore gerückt. Hinter dem Lenkrad sitzend, lassen sich Informationen wie Geschwindigkeit oder Ladezustand ablesen. Audio- oder Navigationsthemen finden wahlweise auf dem mittig angebrachten Touchscreen statt oder werden direkt in die Windsschutzscheibe gespiegelt. Vorbei sind die Zeiten einer kleinen Plastikscheibe, die ausfährt oder eines aufwändigen Spiegels. Mit dem so bezeichneten Augmented-Reality-Headup-Display bleibt ein Navigationspfeil neben anderen Möglichkeiten nicht mehr länger nur ein statischer Pfeil. Er folgt künftig der Bewegung des Fahrzeugs.

Sitzen im VW ID.3
Anstelle der klassischen Instrumente sind mehrere kleine Monitore gerückt.

Das Lichtband gibt Informationen

„Ziel ist es, eine Verbindung des ID mit der Umgebung zu schaffen und damit so wenig Ablenkung vom Fahrgeschehen wie möglich zu erreichen“, erläutert die Produktreferentin. In diesem Zusammenhang weist sie auf das ID-Light hin, ein Lichtband, das an der kompletten Scheibenwurzel entlangläuft. Es zeigt an, wann der richtige Bremszeitpunkt gekommen ist, um einen Unfall zu vermeiden oder wischt in die Richtung, in die man abbiegen will. Oder aber es zeigt an, dass Sprachbefehle angekommen sind. Diese sollen in Zukunft einfacher werden. Anstelle eines Befehls wie „erhöhe die Temperatur um zwei Grad“ genügt die Aussage „mir ist kalt“ und schon reagiert das System. Das funktioniert nicht nur über die Fahrerseite. In Zukunft kann auch der Beifahrer entsprechende Befehle geben.

Reichweite: Start mit 420 Kilometern

Für eine intuitive Bedienung soll der kleine Drehknauf sorgen, der direkt am Lenkrad in 14-Uhr-Position sitzt. Über ihn lassen sich Vorwärts- und Rückwärtsgang einlegen oder die Rekuperationsstufe wählen. Womit zu guter Letzt doch noch das Thema Antrieb zur Sprache kommt: Verantwortlich dafür ist ein 204 PS starker Elektromotor, der zusammen mit dem Getriebe und der Leistungselektronik an der Hinterachse sitzt. Der im Unterboden verbaute Lithium-Ionen-Akku hat zum Auslieferungsstart 58 Kilowattstunden (kWh). Damit soll laut VW eine Reichweite von bis zu 420 Kilometern möglich sein. Eine kleinere Variante mit 45 kWh und 330 Kilometern sowie eine 77 kWh-Version mit bis zu 550 Kilometern werden das Angebot in Zukunft erweitern. Christine Leuderalbert schwärmt schon jetzt von dem aus dem Stand zur Verfügung stehenden Drehmoment von 300 Newtonmetern und der guten Straßenlage aufgrund des niedrigen Schwerpunkts: „Beim Losfahren hat kein V8 eine Chance, mitzuhalten und in den Kurven lässt sich der Wagen bestens steuern.“

Wenn der V8 keine Chance hat

Auf die ersten Fahreindrücke darf man also ebenso gespannt sein wie auf den tatsächlichen Preis des ID.3. Derzeit steht für die Basisversion eine Summe unter 30.000 Euro im Raum. Abhängig davon, was zuerst erreicht wird, gibt VW eine Garantie von acht Jahren oder 160.000 Kilometer Laufleistung auf den Akku. Damit will der Autobauer von Anfang an Vertrauen in die neue Technik aufbauen.

Sabine_Neumann
Sabine Neumann
Freie Journalistin mit den Kernthemen Auto, Motor und Ergonomie am Arbeitsplatz Auto. Ihr Hauptfokus der Berichterstattung liegt seit vielen Jahren auf dem beruflichen Einsatz von Fahrzeugen – ganz gleich ob Pkw oder Nfz – und alle Managementthemen, die sich darum ranken

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