Der Skoda Enyaq iV 80 ist kein typischer SUV, sondern setzt familienfreundliche Akzente. Beim Laden irritierte er uns. Ein Fahrbericht.
Mit Spannung erwartet wurde der Skoda Enyaq iV. Wie würde sich der direkte Konkurrent des VW ID.4 schlagen, der zudem noch auf der gleichen Plattform aufbaut? Auch wir waren gespannt, als der Testwagen sich vor nicht allzu langer Zeit auf unserem Parkplatz niederließ – und zunächst einmal mit seiner Erscheinung beeindruckte. Das 4,6 Meter lange SUV zettelte spontan einen Streit darüber an, welcher Karosserieform es denn nun wirklich angehört. Denn wegen der lang gezogenen Silhouette könnte man auch geneigt sein, ihn als Van zu deklarieren, zumal die Frontscheibe sehr flach ausläuft und sich hinter dem Lenkrad viel Raum auftut – wie man es eben von Vans kennt.
Reichweite um die 400 Kilometer
Doch einerlei, auch im Netz war man sich einig, dass es sich beim Enyaq um ein SUV handelt, und so soll es sein. Zur Prüfung angetreten war der Enyaq mit dem großen Akku, der brutto 82 und netto 77 kWh Energie fasst und damit eine Reichweite von mehr als 500 Kilometern (laut Datenblatt 536) erlauben soll. Also hängten wir ihn an die Wallbox – und siehe da: Bei Ladestand 100 Prozent wurden nur schlappe 389 Kilometer ausgewiesen. Beim zweiten Vollladen waren es dann 401. Immerhin: Auf diese Reichweitenangabe kann man sich verlassen, wie sich im Verlauf der Tage erwies.
Unsere Eindrücke während der Testphase haben wir übrigens in unserem Test-Tagebuch versammelt.
Nun gut, nehmen wir also Platz und schauen uns um. Das Interieur mit viel Kopf- und Beinfreiheit wirkt hochwertig, der große Monitor beherrscht die Szenerie eindeutig. Nicht alle Funktionen werden über ihn gesteuert, unterhalb gibt es noch einige Tasten, um Funktionen direkt anzusteuern. Im Menü hat man sich schnell zurecht gefunden; schön ist, dass man die Fahrdaten über drei Zeiträume abrufen kann: heute, seit dem letzten Laden und Langzeit. Im Menüpunkt Laden gibt es die SOC-Anzeige in Prozent, sowie einen Ladebalken, mit dem man die Ladegrenze einstellen kann. Das ist alles sehr schön gelöst, die Grafik des Navis ist vorbildlich, und freilich plant es längere Strecken mit Ladestopps. Angaben zum Stromanbieter gibt es aber nicht.
Bedienung nicht nur per Touch
Über eine der Tasten kommt man zur Fahrmoduseinstellung. Hier stehen Eco, Normal, Comfort, Sport und Individuell zur Wahl. Leider vergisst der Enyaq die Wahl nach jeder Fahrt, und man muss sie erneut aufrufen. Voreingestellt ist „Normal“. Unterschiede zwischen den Modi spürt man vor allem im Stromfuß durch das Ansprechverhalten des Motors. Im Modus Eco passiert jenseits der 100 km/h kaum noch etwas, während es im Sport-Modus durchaus flott vorwärts geht.
Auffällig klein ist hingegen das zweite Display hinter dem Lenkrad, wo die wichtigsten Anzeigen eingeblendet werden. Der Ladestand erscheint dort nur mit Restreichweite und einem kleinen Batteriesymbol; eine Prozentanzeige erscheint nur unterhalb von etwa 80 Kilometern Reichweite. Interessant ist, dass sich hinter dem Lenkrad zwar ein Startknopf findet, man diesen aber eigentlich nicht braucht, da der Sitz merkt, wann er belegt ist. Also nur Fahrstufe einlegen und los. Den Starterknopf braucht man nur für den Fall, dass der Fahrer aussteigt und der Beifahrer weiter Musik hören will.
Langsames Hochfahren
Viel kritisiert wurde die Tatsache, dass sich kein Drehregler findet, an dem man die Lautstärke regeln kann. Vielmehr gibt es ein längliches Touchfeld, über das man mit dem Finger fährt (oder eben das Rädchen am Lenkrad). Wir störten uns daran wenig, auch wenn wir das Reglerkonzept praktischer finden. Auch über den Sprachassistenten kann man die Lautstärke regulieren, der übrigens alle Befehle ohne zu murren ausführte. Allerdings fuhr das ganze System stets etwas langsam hoch, und zweimal meldete es uns den Ausfall des ACCs während der Fahrt.
Eher Cruiser denn Sportler
Doch wenden wir uns dem Technischen zu. Der E-Motor im Enyaq iV 80 mobilisiert 150 kW/204 PS, die die Hinterräder antreiben. Er wird bei 160 km/h abgeregelt und beschleunigt in 8,5 Sekunden aus dem Stand auf Landstraßentempo. Das sind keine Spitzenwerte, aber darauf ist der Enyaq auch nicht ausgelegt. Hierfür folgt ja noch der 80x. Das Ansprechverhalten ist elektro-typisch direkt, das Fahrwerk eher auf entspanntes Cruisen abgestimmt. Allerdings wird der Fahrkomfort etwas getrübt, da die Hinterachse Fahrbahnunebenheiten sehr deutlich anzeigt. Das dezente Rumpeln macht der Skoda jedoch durch üppige Platzverhältnisse wett, auch wenn er nicht an die Werte eines Vans heranreicht. Das Kofferraumvolumen kommt auf reisefreundliche 585 bis 1.710 Liter. Und im Fond können auch zwei Erwachsene bequem reisen. Einen Frunk gibt es nicht.
Das Ladeproblem
An der Wallbox lädt der Enyaq dreiphasig mit 11 kW, am Schnelllader mit bis zu 125 kW, zumindest zu Beginn. Was von einigen Medien auch so bestätigt wurde. Leider nicht von „unserem“ Enyaq. Bei zwei Schnellladeeinheiten – einmal bei Ladestand 13 Prozent, einmal 19 Prozent – kam er über 83 kW Ladeleistung nicht hinaus. An den Ladesäulen kann das kaum gelegen haben, denn eine davon war eine von Ionity, die für ihre Schnelligkeit bekannt sind. Auch Skoda konnte sich darauf keinen Reim machen.
Wie dem auch sei: Positiv ist zu vermerken, dass er auch jenseits der 80 Prozent Ladestand mit 50 kW weiterlud. Negativ ist zu vermerken, dass Skoda sich die Ladeleistung mit 500 Euro extra vergüten lässt; serienmäßig gibt es nur 50 kW.
Verbrauch: 21,36 kWh
Insgesamt waren es angenehme 700 Kilometer, die wir mit dem Enyaq iV 80 abspulten; er war in der Redaktion ein allseits geschätzter Gefährte. Auf dieser Strecke zeigte der Bordcomputer einen Gesamtverbrauch von 19,3 kWh je 100 Kilometer an. Lässt man es sehr ruhig angehen, dann schafft man auch Werte von um die 15 kWh. Inklusive Ladeverlusten ergaben unsere Messungen indes einen Verbrauch von 21,36 kWh, so dass man sich leicht ausrechnen kann, dass 400 Kilometer Praxisreichweite reell sind.
Rund 44.000 Euro brutto ruft Skoda für den Enyaq iV 80 auf, was okay ist. Doch das dürfte in den seltensten Fällen nur die Basis sein für zusätzliche und sinnvolle Extras, die den Preis schnell über die 50.000-Euro-Grenze treiben. Bei unserem Testwagen war das Ausstattungspaket First Edition verbaut, das für 11.430 Euro nahezu alle Pakete enthielt, zudem eine klappbare Anhängerkupplung sowie die vor allem im Winter wichtige Wärmepumpe. Somit landete unser Enyaq bei 57.500 Euro brutto. Zieht man die Förderung von 9.750 Euro ab, verbleiben 47.750 Euro.
Fazit: Von der Irritation beim Schnellladen abgesehen hat sich der Enyaq als Familiengefährt geoutet – mit viel Platz auf der Rückbank und dahinter. Gute Reichweite inbegriffen. Markante Schwächen leistet er sich keine. Insgesamt ein gelungener erster Aufschlag für die VW-Tochter Skoda. HM/Titelfoto: Skoda
Hier geht´s zum Test-Tagebuch.
Skoda Enyaq iV 80 – Technische Daten:
Fünftüriges SUV mit fünf Sitzen, Länge: 4,65 Meter, Breite: 1,88 Meter (mit Außenspiegeln: 2,17 Meter), Höhe: 1,62 Meter, Radstand: 2,77 Meter, Kofferraumvolumen: 585 – 1.710 Liter.
Permanenterregter Synchronmotor, 150 kW/204 PS, maximales Drehmoment: 430 Nm, Batteriekapazität: 82 kW/h brutto/77 kWh netto, dreiphasiger Lader mit max. 125 kW (DC) und 11,0 (AC), Reichweite 536 km (WLTP), Heckantrieb, 1-Gang-Getriebe, 0-100 km/h: 8,5 s, Vmax: 160 km/h (abgeregelt), Normverbrauch nach WLTP: 16,7 kWh/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 0 g/km, Effizienzklasse A+, Testverbrauch: 21,36 kWh.
Anhängelast: 1000/750 (gebr./ungebr.), Stützlast 75 kg (Fahrrad), Zuladung: 575 kg.
Preis: 43.950 Euro., Testwagenpreis: 57.499,99 Euro.
Plus/Minus:
Gutes Preis-/Leistungsverhältnis
11-kW-Bordlader
Anhängerbetrieb möglich
Übersichtliche Bedienung
Viel Platz
Viele Ablagen
Angenehmes Ambiente
Serienmäßig nur 50-kW-Lader
Mäßige Ladeleistung im Test
Lange Aufpreisliste
Kein Frunk
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