Es muss ja nicht immer ein Pkw sein: Mittlerweile gibt es viele smarte Mobilitäts-Alternativen. Ein Überblick.
Bereits seit Jahren ist in der Welt der Mobilität von der Verkehrswende die Rede, die für mehr Klima-, Ressourcenschutz und lebenswerte Innenstädte sorgen soll. Als probates Mittel zur Erreichung dieser Ziele gelten Lösungen aus der Welt der sogenannten Mikro-Mobilität. Hier ist das Angebot an smarten und effizienten Fahrzeugen in den vergangenen Jahren regelrecht explodiert. Mittlerweile gibt es mit der Micromobility Expo sogar eine große Messeplattform zu diesem Thema, die dieses Jahr am 19. Mai in Hannover die Facetten umweltschonender und smarter Mobilitätsideen erlebbar macht. Doch was sind überhaupt Lösungen der Mikro-Mobilität? Hier die wichtigsten Beispiele.
Pedelecs und S-Pedelecs
Besonders erfolgreich ist Mikro-Mobilität bei elektrifizierten Einspurfahrzeugen. Einen bereits seit Jahren gewaltigen Boom erleben elektrisch unterstützte Fahrräder, die vornehmlich Pedelecs genannt werden. Sie bieten das klassische Fahrerlebnis eines Fahrrads, doch erlauben sie zugleich eine komfortable Nutzung dank der elektrischen Unterstützung durch einen E-Motor. Mittlerweile sind solche E-Bikes millionenfach in Deutschland unterwegs, denn sie sind einfach in der Handhabung, können auf vorhandene Infrastruktur zurückgreifen und sind in der Regel bezahlbar. Das Pedelec ist gekommen, um zu bleiben. Schwerer tun sich hingegen in Deutschland bisher die 45 km/h schnellen S-Pedelec, die technisch weitgehend mit Pedelecs verwandt sind. Mit ihnen ist man deutlich schneller als mit den auf 25 km/h beschränkten Pedelecs unterwegs, doch S-Pedelecs dürfen Fahrradwege nicht nutzen und müssen sich die Straßen mit Autos teilen.
Stark gefragt: Lastenräder
Lastenräder
Wiederum in Deutschland aktuell stark gefragt sind Lastenräder. Sie sollen vor allem Großstädtern als Autoersatz dienen und eignen sich zum Transport etwa eines großen Supermarkteinkaufs oder für Familien mit Kindern auch als Kindergartentaxi. Auch als Urlaubsräder zum Transport einer großen Campingausrüstung sind sie beliebt. Es gibt Lastenräder mit Bioantrieb, doch derzeit wesentlich erfolgreicher sind Cargobikes mit elektrischer Unterstützung.
Vollverkleidete E-Lastenräder
Eine noch junge Ausprägung elektrischer Lastenräder sind vollverkleidete sowie meist drei- oder vierrädrige Spielarten mit großen Ladeboxen und Pedelec-Antrieb. Sie sollen in Zukunft vermehrt im kommerziellen Einsatz unsere Großstädte erobern und klassische Dieseltransporter von kleinen Handwerksbetrieben oder großen Logistikunternehmen ersetzen. Die Aufbauten ermöglichen den Transport selbst größerer Gepäckmengen, die Fahrgastkabine zudem die ganzjährige Nutzung.
Immer beliebter: E-Roller
Elektro-Roller
Einer zunehmenden Verbreitung erfreuen sich in Deutschland seit einigen Jahren auch elektrisch angetriebene Roller. Die Gattung Roller gibt es bereits seit Jahrzehnten, doch wurden die Fahrzeuge in der Regel von Verbrennungsmotoren angetrieben. Mittlerweile gibt es ein breites Angebot von Scootern mit batterieelektrischen Antrieben vornehmlich im Kleinkraft- und Leichtkraftrad-Segment. Auch diese Fahrzeuge werden für zumeist kleine bis mittlere vierstellige Summen angeboten und können zudem die vorhandene Infrastruktur nutzen. Zum Laden werden in der Regel nur Haushaltssteckdosen benötigt. Der Fahrer muss die Fahrzeuge allerdings versichern und benötigt für das Führen abhängig von der Leistungsklasse einen Führerschein der Klasse AM oder A1. Mittlerweile gibt es in Deutschland in vielen Städten Free-Floating-Vermieter von E-Rollern, die eine spontane Nutzung bei Bedarf ermöglichen.
E-Scooter
Die Begriffe E-Scooter und E-Roller werden häufig auch für eine zweite Micromobility-Gattung elektrischer Kleinstfahrzeug verwendet, die im Ursprung jedoch vom Tretroller abstammt. Mittlerweile gehören die kleinen und maximal 20 km/h schnellen Stromer in fast allen deutschen Städten zum Straßenbild, vor allem als Free-Floating-Vermietroller, die vielerorts an beinahe jeder Straßenecke auf Kunden zur Spontananmietung warten. Neben diesen Angeboten von Unternehmen wie Tier oder Voi können alternativ auch Privatpersonen ihren eigenen E-Tretroller legal im Straßenverkehr nutzen. Möglich macht dies die 2019 in Kraft getretene Elektrokleinstfahrzeug-Verordnung. Die seither legalen E-Tretroller sind vergleichsweise klein und lassen sich eigentlich überall unterstellen. Auch sie passen sich gut in die vorhandene Infrastruktur ein, zur Nutzung werden zudem weder Helm noch Führerschein benötigt. In der Anschaffung sind sie mit meist einigen hundert Euro vergleichsweise günstig.
Stets präsent: E-Scooter
E-Mofa
Zwischen E-Scooter und E-Tretroller klafft eine kleine Lücke, die mittlerweile von E-Mofas besetzt wird. Diese sind oft ähnlich kompakt wie E-Tretroller, bieten allerdings einen richtigen Sattel, auf dem der Nutzer dann ähnlich wie auf einem Mofa sitzen kann. Oftmals sind diese in der Geschwindigkeit ebenfalls auf 20 km/h begrenzt, weshalb man mit ihnen auch Fahrradwege befahren und sie außerdem bereits ab 15 Jahren sowie ohne Führerschein fahren darf.
LEMs
Vergleichsweise lange am Markt sind LEMs genannte Leichtelektromobile. Bekannt geworden ist diese Gattung 2012 mit der Einführung des Renault Twizy. Anders als E-Roller oder Pedelecs warten die vorwiegend in den Zulassungsklassen L6e und L7e angebotenen Mini-Autos noch auf einen marktdurchdringenden Durchbruch – sowohl im Pkw- wie Nutzfahrzeugsegment. LEMs werden vor allem als umweltfreundliche Alternative zu echten Autos gehandelt. Wenn konsequenter als bisher elektrische Leichtfahrzeuge genutzt würden, ließen sich jährlich rund 57 Mio. Tonnen bzw. 40 % der durch Pkws verursachten Treibhausgas-Emissionen allein in Deutschland einsparen. Diese Werte hat das Deutsche Zentrum für Raum- und Luftfahrt (DLR) im Rahmen einer vom Interessenverband für elektrische Leichtfahrzeuge LEVA-EU beauftragten Studie errechnet. Aktuell wächst das Angebot von LEMs. Vielversprechende Neuheiten in diesem Segment sind zum Beispiel Opel Rocks-e oder der Microlino – ein dem 50er-Jahre-BMW Isetta nachempfundener Zweipersonen-Stromer. Mario Hommen/SP-X/Titelfoto: Microlino
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