Seit 2013 veranstaltet Rafael de Mestre den Eco Grand Prix, ein 24-Stunden-Rennen für E-Autos. Das Ziel: E-Mobilität stärken.
Rafael de Mestre ist ein Elektroauto-Enthusiast. Nicht nur dass er seit sieben Jahren in ganz Europa den Eco Grand Prix organisiert und durchführt, er ist auch ein Weltreisender in Sachen E-Mobilität und hat die Erde zwei Mal mit einem Stromer umrundet. Motto: Wo es Strom gibt, kann man auch Auto fahren. Rafael de Mestre ist ab sofort Partner der dmt Arena, die im Herbst/Winter in Karlsruhe und Hannover stattfinden wird.
DMT-Geschäftsführer Eckhard Schulte hat sich mit Rafael de Mestre unterhalten.
Eckhard Schulte: Ich darf euch heute Rafael de Mestre vorstellen. Rafael, was antwortest Du, wenn Leute sagen, E-Mobilität ist noch nicht so weit und macht keinen Spaß, weil der Sound fehlt?
Rafael de Mestre: Menschen, die so etwas behaupten sind meist noch nie ein Elektroauto gefahren. Ein Elektroauto ist nicht nur ein technologischer Paradigmenwechsel, es ändert den Fokus auf andere Dinge. Erstens kann mir keiner sagen, er habe Spaß am Krach eines Traktors. Jeder möchte stark sein, wenig PS und langsame Beschleunigung nervt. Die Menschen sind in einer Verbrennungsmotorwelt aufgewachsen, in der Stärke mit Krach verknüpft wird, daher herrscht noch weitläufig die Meinung, dass Krach Beschleunigung bedeutet.
Das ist aber ein Fehlschluss. Dass man nicht das bekommt, was versprochen wurde, kennt jeder bei einem Überholvorgang auf der Landstraße. Dort hätte man gerne in der Sekunde volle Kraft, wenn man überholt. Ein Verbrennungsmotor macht da aber nicht mit, erst runterschalten, dann Krach und dann kommt die Kraft mit ein paar Sekunden Verspätung, die dem einen oder anderen die Schweißperlen auf die Stirn bringen. Beim Elektroauto ist das kein Thema mehr, und wer das einmal erlebt hat, der verknüpft sofort die Ruhe mit der Gelassenheit und der Kraft, mit der einen ein Elektroauto fast brutal anschiebt.
„Sound verliert an Bedeutung“
Nach der Anschaffung eines Elektroautos folgt unweigerlich der Gedanke, woher der Strom kommt. Die Solarzelle, der Batteriespeicher und ein nachhaltiger Lebensstil folgen meist auf dem Fuß. Sound verliert dabei total an Bedeutung, und man wird eher süchtig nach dem Spaß der geräuschlosen Kraft, die einem in der Millisekunde bereitsteht, die man möchte. Endlich mal eine Maschine, die den Befehl des Menschen sofort ausführt und nicht erst auf eine Drehzahl kommen muss.
Du veranstaltest den EcoGP – vor deinem Auto stehen wir gerade. Was treibt dich dazu, was willst Du erreichen?
Es wird so viel von CO2 gesprochen, mich treibt die Vergiftung der Städte durch NOx an, unsere Kinder leiden vor allen Dingen daran und das nicht in ein paar Jahren, sondern jetzt. Eine Stadt ohne Verbrenner bedeutet, ich kann im Straßencafé die Sonne genießen ohne dass ich mich vergifte, egal woher der Strom kommt. Elektroautos würden die Luft in den Städten schlagartig verbessern. Das Elektroauto ist das Beste, was uns passieren konnte, ein Spaß-und-Umweltschutz-Paket, man muss es nur den Menschen nahe bringen.
„Das E-Auto ist das Beste, was uns passieren konnte“
Mit liegt auch am Herzen, die Reichweite eines Elektroautos in einem Umfeld ohne Ladestationen zu demonstrieren, damit das Thema Reichweitenangst vom Tisch ist. Wer nur ein Mal mitfährt, der wird nicht mehr zögern, mit einem Elektroauto in den Urlaub zu fahren, egal wohin, denn Strom für Elektroautos gibt es dort wo Licht brennt, mein Motto der Weltumrundung mit dem Elektroauto 2012.
Wer kann bei deinem EcoGP mitfahren?
Jeder, der einen Führerschein hat und mit einem Elektroauto kommt. Manche Teams suchen auch Fahrer. Das neue Voting System erlaubt es sogar, dass man sich einen Startplatz zu 100% durch Crowdfunding finanzieren lassen kann. Ein Eco Grand Prix ist meiner Meinung nach das beste Team Building Event, was es geben kann. Firmen entsenden inzwischen Mitarbeiter verschiedener Abteilungen, um gegeneinander anzutreten oder versuchen, mit ihrem Team einen der Pokale zu gewinnen. Nebenbei erleben die Mitarbeiter, wie sich so ein Elektroauto verhält und wie leicht es aufzuladen ist.
Jeder kann gewinnen
Jedes Elektroauto kann gewinnen, jeder fährt in seiner Klasse und kann seinen Klassenpokal einfahren, Rekorde brechen und vor allem Elektroauto fahren. Das macht Spaß und überzeugt. Jedes Jahr treten mehr Teams an.
Das Ziel ist auch hier schnell sein, aber das gestaltet sich etwas anders. Mitdenken ist gefordert?
Bei Elektroautos gibt es viel mehr Spaßfaktoren, die einen auf den Siegerpodest bringen können. Der wichtigste Faktor ist so wie bei jedem Rennen das eingespielte Team. Dann die richtige Fahrstrategie: Wann, wer, wie und wie lange? Dann die Ladestoppstrategie: Wann, wie und wie lange? Faktoren wie Verkehrsdichte, Batteriestand, Timing, Wetter, Gelbphasen, Energieverbrauch, und so weiter machen es zu dem spannendsten Rennen der Neuzeit. Keiner weiß beim Start, wer gewinnen wird – auch ich nicht.
Nebenbei: Wieviel km hat dein Auto bereits gefahren?
458.000 km, letzte Woche hatte ich meinen ersten Wechsel der Bremsscheiben.
Ohne große Ausfälle und Reparaturen? Das Thema Werkstattkosten vergessen viele, die sich über den höheren Kaufpreis von E-Autos aufregen. Und geschont hast du den scheinbar nicht.
Auf Garantie wurde mir die Batterie bei 275.000 km gegen eine neue ersetzt. Ich fahre oft schnell und vor allen Dingen extreme Strecken wie Schleuderkurse oder Offroad. Bin eher ein Bleifußfahrer. Trotz der hohen km Leistung gibt der Wagen die volle Power wie am ersten Tag. Kein Benzinmotor hat bei mir die 180.000 km gesehen, die hatten alle vorher Motorschaden. Ich kenne auch keinen, der ein altes Benzinauto noch voll ausfährt. Die werden meist geschont und bekommen immer öfter Ölwechsel.
„Volle Power wie am ersten Tag“
Ich habe mal eine Liste aller Reparaturkosten zusammengestellt – neben dem Reifenwechsel, der so alle 50.000 Kilometer fällig wird: Heckklappenmotor, Scheibenwischermotor, 3 Radaufhängungen und ein Satz Felgen als Ergebnis der Fahrt durch Kasachstan, ein Türgriff, 4 neue Reifendrucksensoren, Bremsblöcke vorne nach 250.000 Km, Bremsscheiben und Blöcke vorne und hinten nach 458.000 Km, Lenkstangen erneuert, Klimaanlagenservice und zweimal Pollenfilterwechsel.
Wir werden deinen EcoGP mit unserer dmt Arena gemeinsam präsentieren. Wir liefern Informationen rund um das Thema E-Mobilität – was können Besucher und Aussteller erwarten?
Ein spannendes Event mit unveränderten Serienfahrzeugen, die die Besucher Probefahren können. Aussteller können Teams mitfahren lassen und den Kunden live zeigen wie sie sich im Feld gerade schlagen. Hersteller können die Daten des einzigartigen 24-Stunden-Rennens auswerten und für die Weiterentwicklung verwenden. Es gibt weltweit kein anderes 24h-Elektroautorennen. Der Eco Grand Prix startete übrigens in Spanien im Jahr 2013 – ein ganzes Jahr vor Formel E.
Hier geht es zum Film-Interview mit Raffael de Maestre
Hier geht es zum Bericht über die dmt Arena am 14.11.2019 in Hannover
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