Die Tests eines Umweltverbandes bescheinigen e-Fuels zwar geringere CO2-Emissionen. Doch andere Abgasbestandteile steigen.
Beim Thema E-Fuels schlagen die Emotionen hoch. Die einen sehen in den synthetischen Kraftstoffen eine umweltfreundliche Alternative zu fossilen Kraftstoffen, die anderen halten ihren Einsatz wegen des Aufwands bei Produktion und Transport sowie deren hohen Umwandlungsverlusten für nur bedingt geeignet. In einem Test des Umweltdachverbands Transport & Environment schnitten sie nun aber nicht besser ab als Mineralöl-Sprit, denn sie emittierten mit E-Fuel betankte Autos genau so viel Stickoxid wie normale Benziner. Bei Kohlenmonoxid und Ammoniak lagen die Emissionen sogar über dem Wert bei der Verbrennung von konventionellem Ottokraftstoff. Das heißt: E-Fuels könnten zwar das CO2-Problem des Verbrennungsmotors lösen, bei anderen Abgasbestandteilen bringen sie keine Verbesserungen.
Mehr Ammoniak und CO, weniger Feinstaub
Die Experten der Umweltorganisation haben die Abgasentwicklung von drei verschiedenen E-Fuels-Mischungen mit der von normalem Super verglichen – sowohl im Labor als auch auf der Straße. In beiden Fällen unterschieden sich die NOx-Emissionen kaum: Auf dem Prüfstand stieß der Testwagen als normaler Benziner 24 Milligramm pro Kilometer aus, mit E-Fuels im Tank zwischen 22 und 23 Milligramm. Auf der Straße lag das Verhältnis bei 21 Milligramm zu 21 bis 22 Milligramm. Der Ausstoß von Ammoniak fiel bei dem E-Fuels-Auto doppelt so hoch aus wie bei dem Mineralöl-Fahrzeug, der von Kohlenmonoxid dreimal so hoch. Eine Verringerung der Emissionen gab es jedoch in Bezug auf Feinstaub, dessen Freisetzung erheblich reduziert wurde.
Klar contra E-Fuels
Unterm Strich sprechen sich die Umweltschützer angesichts der Schadstoffbilanz jedoch klar gegen E-Fuels als Mittel zur Dekarbonisierung des Straßenverkehrs aus. Die neue Regierung sollte den Weg für E-Fuels versperren und voll auf Elektromobilität setzen, heißt es in einer Stellungnahme. Neben dem nicht gelösten Abgasproblem führen die Experten auch weitere Argumente gegen den synthetischen Kraftstoff auf, unter anderem die mangelnde Verfügbarkeit, den hohen Energiebedarf in der Herstellung sowie die hohen Literkosten für den Verbraucher.
Nicht wirklich verfügbar
E-Fuels gelten bei Teilen der Autoindustrie und in der Mineralölwirtschaft als Möglichkeit, den CO2-Ausstoß im Straßenverkehr auf null zu senken, ohne dass eine Umstellung auf E-Mobilität nötig wäre. Der aus erneuerbarem Strom und CO2 hergestellte Öko-Sprit verbrennt bilanziell klimaneutral und kann theoretisch an bestehenden Tankstellen von aktuellen Verbrennungsmotor-Pkw getankt werden. Im Gegensatz zu E-Autos sind E-Fuels aktuell allerdings nicht wirklich verfügbar, eine industrielle Fertigung in großem Stil existiert weder in Deutschland noch anderswo. Wann und ob sich das ändert, ist weitgehend unklar. HM/SP-X/Foto: Continental
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