Im Testzeitraum von 14 Tagen fallen uns an einem Auto viele Kleinigkeiten auf. Das Test-Tagebuch fasst diese zusammen. Der Kandidat: Audi Q4 e-tron 40.
Über Elektroautos gibt es ja stets viel zu erzählen, und auch wenn sie – wie im Falle der e-tron-Familie – schon einige Zeit auf dem Markt sind, so müssen sie sich doch an der stetigen Weiterentwicklung der Elektromobilität und der neuen Modelle messen lassen. Wobei – wirklich Innovatives ist in den beiden vergangenen Jahren nicht auf den Markt gekommen, oder?
Aber das ist ein anderes Thema, wenden wir uns lieber dem kleinsten Spross der e-tron-Familie zu, dem Q4. Auf unseren Redaktionsparkplatz ist er in der Batterieversion 40 gerollt. Das heißt, diese fasst 82 Kilowattstunden brutto und 76,6 kWh netto. Damit soll er bei einem WLTP-Verbrauch von 17,1 bis 20,0 kWh je 100 Kilometer auf eine Reichweite von 440 bis 516 Kilometer kommen. In wie fern dies zutrifft, werden wir die kommenden Tage erfahren. Nur so viel: Nach der Überführung von Ingolstadt zeigt der Bordcomputer einen Verbrauch 19,3 kWh an.
Lange Aufpreisliste
An den Haken nehmen darf der e-tron 40 mit seiner 150 kW (Peakleistung) starken E-Maschine (die Dauerleistung liegt bei 70 kW) 1.000 kg bei 12 Prozent Steigung gebremst und 750 kg ungebremst. Stütz- und Dachlast betragen 75 kg. Damit kann man leben. Bei 160 km/h ist der Motor abgeregelt. Die Ladeleistung wird mit 135 kW an Gleichstrom- und 11 kW an Wechselstromquellen angegeben.
Werfen wir zuletzt noch einen Blick auf die Preisliste. Als Basispreis steht der Q4 e-tron 40 mit 47.500 Euro brutto in der Liste. Doch wie bei Audi üblich ist die Zahl der möglichen Zusatzausstattungen lang, und es sei gestattet, ein paar Extras hier aufzuzählen, die zum Endpreis von immerhin 64.075 Euro führen. So darf man sich ein wenig wundern, dass die Wärmepumpe mit 990 Euro extra bezahlt werden muss. Ebenso die Posten Klimatisierungspaket (590 Euro), Volllackierung (250/die Farbe Navarrablau-Metallic schlägt bereits mit 770 Euro zu Buche) und das „e-tron Ladesystem kompakt“ mit 650 Euro. Was sich dahinter verbirgt ist uns derzeit auch noch schleierhaft, wir werden es aber herausfinden. Nun denn…
27.07.2022: So, wir haben die 106-seitige Preisliste für den Q4 e-tron und den Sportback durchforstet und gefunden, was das „e-tron Ladesystem kompakt“ ist. Dort steht: „Das e-tron Ladesystem kompakt ist ein sogenanntes Mode-2-Ladesystem und für das Laden an Steckdosen konzipiert.“ Rätsel gelöst. Übrigens ist uns dabei aufgefallen, dass die dem Testwagen beiliegende Preis- und Aufpreisliste etwas veraltet ist: Mittlerweile kostet der Q4 e-tron 40 51.900 Euro brutto (43.613,45 netto). Der Endpreis steigert sich damit auf 66.475 Euro brutto.
Erste Fahreindrücke bestätigen jene Erfahrungen, die wir bereits mit dem „großen“ e-tron gemacht haben: komfortabel, ruhig, bei Bedarf kraftvoll und mit guter Bedienbarkeit. Mittlerweile muss man keine Taste mehr drücken, um den Sprachassistent zu aktivieren, ein „Hey Audi“ reicht. Er führt auch Befehle jenseits von Adresseingaben aus. Allerdings sollte man stets deutlich und nicht zu leise reden, sonst versteht er sie nicht immer.
Um die 360 Kilometer Reichweite
In den Laderaum passen 520 bis 1.490 Liter Gepäck. Unter der oberen Bodenabdeckung kann man die Ladekabel verstauen; bei Reisen nimmt man sie ebenso wie den Boden am besten raus und verfügt über den kompletten Stauraum.
Zwar kann man an den Lenkradpaddels die Rekuperation manuell verstellen, doch wir haben uns schnell an die automatische gewöhnt. In Verbindung mit den Kameras reagiert sie auf Tempolimits und bremst automatisch ab, wenn man das Pedal lupft. Im guten und breiten Head-up-Display (mit augmented reality) wird einem dies in der Windschutzscheibe zusätzlich empfohlen.
Der nächste Stopp ist der an der Schnellladesäule. Die Reichweitenanzeige auf dem ziemlich überladenen Display zeigte bei 100 Prozent Ladung um die 360 Kilometer an. Und das ist auch der Wert, mit dem man rechnen kann. Wir waren in den ersten Tagen unserer Fahrten sehr zurückhaltend unterwegs, im Eco-Modus und bei 100 bis 110 km/h auf der Autobahn und kamen auf einen Verbrauch von um die 19 kWh.
28.7.2022: Wir waren laden. Mit einem Pegelstand von 11 Prozent und etwa 50 Restkilometern haben wir den Q4 e-tron an den 350-kW-Schnelllader gehängt. Zunächst hat es uns überrascht, dass die Ladeleistung flugs auf 172 kW geklettert ist, wo doch in den technischen Daten für das Fahrzeug ein maximaler Wert von 135 kW angegeben ist. Nun ja, lange blieb der Audi nicht auf dem Niveau (siehe Chart). Nach 15 Minuten bremste er den steilen Abfall ab und lud fortan mit um die 60 kW. Nach 40 Minuten Ladezeit hatten wir 57,3 kWh aufgenommen und waren bei 85 Prozent Ladestand – und 300 Kilometer Reichweite.
Leider liefert der Audi kaum Daten zum Ladevorgang. Man sieht die geladenen Kilometer sowie die Restzeit bis 100 Prozent, aber nicht den Ladestrom. Ein wenig umständlich ist die Ladesäulensuche auf einer längeren Tour. Liegt das Ziel außerhalb der Reichweite, lotst der Q4 e-tron nicht automatisch zu einem Schnelllader an der Autobahn, sondern man muss das System um Vorschläge an der Route bitten – und sich dann aus der Liste den passenden aussuchen, was doch recht umständlich ist. Hier sollte man baldigst nachlegen und die Software verbessern.
1.8.2022: Wir waren mit dem Audi Q4 e-tron 40 nun auch auf einer längeren Tour und haben fleißig Daten zum Thema Verbrauch gesammelt. Zunächst einmal: Wenn man den Q4 e-tron im Eco-Modus verhalten fährt, dann sind Verbräuche unter 20 kWh je 100 Kilometer drin. Nach einem Ladezyklus notierten wir sogar 18,8 kWh, die wir allerdings im absoluten Schongang erfahren haben. Lässt man es hingegen laufen und gibt dem Audi die Sporen ist man schnell im Bereich von 30 kWh und mehr. Kein Wunder, ein Leergewicht von rund 2,1 Tonnen will gespeist werden, soll es flink bewegt werden. Nun kann man sich leicht ausrechnen, dass bei dem netto 76,6 kWh großen Akku Reichweiten von rund 350 Kilometer drin sind. Bei einem Ladestand von 80 Prozent im Alltag oder nach der Schnellladung entsprechend weniger.
Der Zugang zur Ladedose findet sich übrigens auf der Beifahrerseite hinten, was wir für weniger vorteilhaft halten, da man das Auto beim Laden rückwärts auf der entsprechenden Seite des Laders positionieren muss. Ladezugänge vorn finden wir da praktischer. Was uns dabei noch aufgefallen ist: Der zentrale Monitor ist mit Daten doch ziemlich überladen, da findet sich das Auge nicht auf Anhieb zurecht, zumal die wichtigen Infos wie Reichweite und SoC recht klein dargestellt werden.
4.8.2022: Zum Abschluss unseres Test-Tagebuchs wollen wir noch einige Besonderheiten des Q4 e-tron erwähnen. So gibt es unter der vorderen Haube leider keinen Frunk, also einen zusätzlichen Stauraum. In den Türen hat sich Audi aber etwas für Trinkflaschen (Foto rechts) einfallen lassen: Nicht wie üblich in den Türfächern, sondern weiter oberhalb finden sich tiefe Aussparungen für Literflaschen – sehr praktisch. Ein wenig gewöhnen muss man sich an die berührungsempfindlichen Tasten auf dem Lenkrad: Sie reagieren sowohl auf Druck als auch auf ein darüberstreichen, so dass es bisweilen zu Fehlbedienung kommen kann.
Toll ist der enge Wendekreis des so wuchtig wirkenden Q4 e-tron. Mit 10,2 Metern kann man auch auf engen Flächen gut manövrieren. Ein wenig kritteln möchten wir noch an der für Handys vorgesehenen Ablage unter dem hervorstehenden Panel für den Getriebeschalter, die nicht gut erreichbar ist (Foto unten). Und zu guter Letzt noch ein Punkt zum Thema Kosten: Trotz eines Preises von gut 66.000 Euro und einer Liste aufpreispflichtiger Extras von rund 15.000 Euro gab es im Testwagen lediglich per Hand einstellbare (Leder-)Sitze – immerhin mit elektrischer Lordosenstütze.
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