Im Testzeitraum von 14 Tagen fallen uns an einem Auto viele Kleinigkeiten auf. Das Test-Tagebuch fasst diese zusammen. Der Kandidat: Fiat 600e.
03.05.2024: In diesen Tagen stellt sich ein spannender Kandidat in der Redaktion vor: der Fiat 600e. Spannend deswegen, weil sein kleiner Bruder, der 500e, auf dem E-Auto-Markt sehr erfolgreich ist und seine Klasse bei den Verkaufszahlen anführt. Und spannend auch wegen der Frage, ob der 600er diese Erfolge in die höhere Klasse transportieren kann – in der freilich eine größere Konkurrenz herrscht.
Denn wem der 500er wegen der beschränkten Platzverhältnisse vor allem auf der Rückbank zu klein ist, der findet im 600er eine adäquate Alternative, ohne die Stärken des 500er vermissen zu müssen, wobei vor allem das knuffige Design zu nennen sei. Denn hier bleibt der 600er der Vorlage treu: Kulleraugen, das runde Heck sowie die runde Form mit stylischen Rädern.
Innen trumpft er mit zeitgemäßer Technik auf, zudem Ledersitzen, Android Auto und Apple CarPlay sowie einem 12,5 Zoll großen Mittelmonitor, der alle notwendigen Infos liefert und dessen Funktionen übersichtlich geordnet sind. Zudem gibt es viele Tasten für die direkte Ansteuerung der Klimatisierung sowie die Tasten für die Fahrstufen, wie sie schon vom 500er bekannt sind.
Fiat 600e: die größere Alternative
Unser erster Eindruck: Man fühlt sich schnell wohl im 600e, findet eine gute Sitzposition und die leichtgängige Lenkung erleichtert das Steuern durch die Stadt und in Parklücken. Einziges Manko bisher: Der Sprachassistent verweigert die Zusammenarbeit wegen eines abgelaufenen Abos. Nun denn: Es gibt ja noch das Smartphone und Google.
Der bisherige Verbrauchswert liegt laut Bordcomputer bei 17,2 kWh je 100 Kilometer; wir begeben uns aber alsbald auf unsere Testrunde, und da wird sich zeigen, ob der 600e die WLTP-Vorgaben von 15,1 kWh erreicht.
04.05.2024: Nachdem wir ihn gestern vorgestellt haben, möchten wir heute einige Worte zur Preisgestaltung des Fiat 600e anfügen. In der Basisvariante Red kostet er brutto 36.490 Euro. Hierin enthalten sind bereits nette Items wie Android Auto und Apple CarPlay sowie LED-Licht, 11-kW- und 100-kW-DC-Lader sowie ein Ladekabel. Die zweite, höherwertige Ausstattung heißt La Prima und kostet gleich 6.000 Euro mehr. Integriert sind dann die 18-Zoll-Aluminiumfelgen, das Navigationssystem und ein Massagesitz für den Fahrer. Der Innenraum ist hochwertiger gestaltet, die Sitze sind mit Kunstleder bespannt, der Fiat-Schriftzug ist mit Kontrastnähten aufgebracht.
Beachtlich aber ist der Abstand zum Verbrenner, der mit dem 1,2-Liter-Motor in der Basis 23.490 Euro kostet und damit 13.000 Euro weniger. Das ist eine Hausnummer und veranschaulicht, warum sich viele Verbraucher/innen mit der Elektromobilität schwertun – insbesondere im Kleinwagenbereich.
Die Antriebseinheit besteht aus dem derzeitigen Stellantis-Package mit 54 kWh großem Akku, einem 115 kW/136 PS starken E-Motor sowie den erwähnten 11- beziehungsweise 100-kW-Ladeleistungen. Nach der Vollladung zu Testbeginn zeigte der Computer eine Reichweite von 400 Kilometern an, doch bei einem Verbrauch von um die 16 oder 17 kWh kann man sich leicht ausrechnen, dass dieser Wert nicht erreichbar ist. Schön ist, dass auch der SoC-Wert im Display hinter dem Lenkrad angezeigt wird.
07.05.2024: Wie erwähnt, soll der 600e laut WLTP-Verbrauchsnorm 15,1 Kilowattstunden je 100 Kilometer verbrauchen. Dies haben wir auf unserer Verbrauchs-Normrunde überprüft – und so ganz konnte der kompakte Italiener die Vorgaben nicht erfüllen. Mit 16,2 kWh lag er aber dennoch auf einem Niveau, um ihn als sparsam zu bezeichnen.
Wir fuhren die Strecke zumeist im Normal-Modus. Es gibt aber auch noch Eco und Sport, wobei nur bei Letzterem die gesamte Kraft des Motors zur Verfügung steht. Im Alltag – und vor allem in der Stadt – reicht Eco aber durchaus.
Die Sitze haben sich als langstreckentauglich erwiesen, sie sind in der Top-Ausstattungslinie mit einer Massagefunktion ausgestattet. Hinten ist Platz für fünf Personen, aber nur theoretisch, denn die mittlere wird doch arg eingequetscht. Auch die Passagiere auf den Außensitzen sollten nicht allzu lange Beine haben. Der Laderaum fasst 360 bis 1.231 Liter und ist gut beladbar; eine Anhängerkupplung darf nicht verbaut werden, auch nicht als Träger für Fahrräder.
Nun machen wir uns auf zur Schnellladesäule. Dort soll der 600e 100 kW als Spitzenleistung schaffen. Wir sind gespannt.
10.05.2024: Nach 285 Kilometern Fahrleistung und bei Temperaturen von um die 14 Grad haben wir eine 300-kW-Ladesäule von EnBW angesteuert. Eine Akku-Vorwärmung gibt es im 600e nicht; wir waren zuvor aber mehr als 30 Minuten unterwegs, so dass der Akku Zeit hatte, ein wenig auf Temperatur zu kommen.
Wir starteten den Ladevorgang bei einem Rest-SoC von 15 Prozent, und wie man auf dem Foto erkennen kann, schaffte der Fiat die maximalen 100 kW recht souverän und in einem zweimaligen Peak. Danach ging es stufenweise bergab bis 91 Prozent SoC, wobei die Ladeleistung ab 80 Prozent überproportional nachlässt. Dennoch kann man mit der Ladeperformance durchaus zufrieden sein. Die Ladung von 15 auf 80 Prozent SoC schaffte er in 29 Minuten. Man kann mit dem 600e also durchaus die eine oder andere längere Strecke in Angriff nehmen.
Dennoch leistet sich die Lade-Software einen kleinen Lapsus bezüglich des Alltagsbetriebes: Denn es fehlt – ebenso wie im Astra Elektro – eine Ladebegrenzung. Auch eine EV-Routenplanung sucht man vergebens: Auf der Langstrecke werden nur die an der Autobahn befindlichen Säulen angezeigt.
Ein Wort noch zum Verbrauch: Im Alltagsbetrieb waren wir letztlich nach 342 Kilometern mit einem Durchschnitt von 15,6 kWh je 100 Kilometern unterwegs. Das kann sich sehen lassen.
Und die Warntöne? Glücklicherweise wurde der 600e zu einer Zeit homologiert, die die akustischen Tempowarnungen noch nicht einforderte, so dass der Fiat ohne nervende Klingeltöne auskommt. Es sei denn, man fährt unangeschnallt los – dann gibt’s was auf die Ohren.
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