Im Testzeitraum von 14 Tagen fallen uns an einem Auto viele Kleinigkeiten auf. Das Test-Tagebuch fasst diese zusammen. Der Kandidat: MG5 Electric Luxury.
11.01.2023: Auf diese Testkandidaten waren wir besonders gespannt: MG5 Electric. Nicht nur, dass die chinesische Marke MG mit einem guten Preis-Leistungsverhältnis in Deutschland Fuß gefasst hat. Der MG5 Electric schließt eine ganz besonders interessante Lücke im E-Auto-Markt: die der kompakten Kombis. Ein (E-)Auto für den Alltag und den Normalbürger diesseits von den vielen Luxusmodellen, die derzeit präsentiert werden – das Versprechen, fünf Menschen plus Gepäck einfach nur vernünftig voranzubringen.
Und bevor wir zu Verbrauchsdaten etc. kommen werfen wir einen Blick auf den Preis. Es gibt den MG5 Electric in zwei Ausstattungsvarianten – Comfort und Luxury. Wir fahren den MG5 in der luxuriöseren Variante und mit dem größeren von zwei Akkus (61,1 und 50,3 kWh). Diese wird gegenwärtig inklusive Mehrwertsteuer für 37.312 Euro angeboten, inklusive einem Herstelleranteil zum Umweltbonus von 2.677 Euro. Hinzu kommen noch Transportkosten von 999 Euro, so dass wir bei 38.311 Euro landen. Abzüglich der staatlichen Förderung bedeutet das einen Preis von 33.811 Euro brutto.
Das kann sich für eine voll ausgestatteten Stromer durchaus sehen lassen. Denn der MG5 Electric kommt schon in der Basisversion mit Leichtmetall-Felgen, Sitzheizung, LED-Beleuchtung oder adaptivem Tempomaten. In der 1.500 Euro teureren Luxury-Version legt MG noch sinnvolle Details wie Klimaautomatik oder elektrischen Fahrersitz drauf – und eine Kunstlederpolsterung. Der Laderaum fasst ordentliche 479 bis 1.367 Liter. Soweit sieht also alles nach einem Schnäppchen aus. Wir werden sehen…
16.01.2023: Wir finden ja, dass die Bedienung in einem modernen Auto ein wichtiger Faktor ist. Die vielen Helfer, Medien, Sitzheizung, Navigation – all das kann im Alltag schon ziemlich nerven. Oder seht ihr das anders? Im Falle des MG5 Electric gibt es freilich auch Bedienfeatures, die nicht ganz optimal angelegt sind, doch im Großen und Ganzen passt es. Über Lenkradtasten kann man sich viele Infos in das Display hinter dem Lenkrad rufen, wie etwa die Fahrdaten aktuell und summarisch. Das mittlere Display gibt im Home-Modus einen guten Überblick über die vier wichtigsten Bereiche (Medien, Laden, Navigation, Klima), eine der wenigen mechanischen Tasten unterhalb führt direkt ins Klimamenü. Zwei prominent platzierte Kippschalter auf der Mittelkonsole steuern die Rekuperation (dreistufig) sowie den Fahrmodus (Eco, Normal, Sport). Soweit also alles paletti.
Schwächen zeigt das System indes bei der Sitzheizung (einstufig), die über winzige Touchfelder im Klimamenü aktiviert und deaktiviert wird, und auch die für die Einstellung der Innenraumtemperatur sind nicht größer. Leider haben wir es bislang nicht geschafft, den Sprachassistenten aufzurufen, denn nach einem Druck auf die Lenkradtaste geschieht einfach nichts. Android Auto und Apple Carplay werden angeboten, für die Verbindung benötigt man aber ein USB-Kabel, während das Abspielen von Musik vom Smartphone kabellos klappt. Dieses lässt sich in einem Fach unterhalb der Mittelkonsole anstöpseln und ablegen.
Die Sitzposition lässt sich elektrisch einstellen und taugt auch für größere Fahrer/innen. Erwähnenswert ist der Spurhalteassistent, der das Fahrzeug gut in der Mitte der Fahrspur hält, entsprechend aber empfindlich auf Lenkbefehle reagiert, die diese mittige Spur verlassen wollen. Da lenkt er diskret gegen, was auf Dauer nerven kann. Er lässt sich aber über zweifaches Tippen auf den Blinkerhebel abstellen.
Alles in allen eine recht gute Bilanz; nun sind wir gespannt auf das Schnellladen und ob das Navi die passenden Säulen findet.
19.01.2023: Kommen wir nun also zum Laden. Zunächst sei angemerkt, dass der MG5 zwar den Reichweitenradius auf der Navi-Karte anzeigt und man auch Zapfsäulen einblenden kann. Doch „unsere“ Aral-Pulse-DC-Säule war dort nicht zu finden, hingegen ein 11-kW-Lader einen Kilometer daneben. Nun gut, wir fanden unsere Säule freilich auch so, bei 5 Grad Außentemperatur, 16 Prozent SoC und einer dreiviertelstündigen Fahrt. Eine separate Akku-Vorheizung gibt es nicht.
Leider enttäuschte das Ladetempo (siehe Chart): Über eine Ladedauer von 45 Minuten bewegte sie sich bei 50 kW, bevor sie nach der 80-Prozent-Schwelle auf 31 kW abfiel. Laut Herstellerangaben sollte die Spitze bei 87 kW liegen. Das schaffte er nicht. Entsprechend benötigten wir für die Ladung auf 80 Prozent SoC 50 Minuten (statt wie angegeben 40). Nach 30 Minuten war der Akku zu 55 Prozent gefüllt, nach 40 Minuten zu 69 Prozent – für die Langstrecke ist das zu wenig. Das unterstreicht auch die fehlende Ladestoppplanung auf der Langstrecke.
Nach den ersten 250 Kilometern lag der Verbrauch übrigens bei 18,5 kWh auf 100 Kilometern, wobei wir im Modus Comfort, dem mittleren der drei, unterwegs waren. Und noch mal übrigens: MG Roewe (so der vollständige Firmenname) gibt 7 Jahre Fahrzeuggarantie und auf den Akku sowie die Hochvolt-Antriebseinheit ebenso 7 Jahre oder 150.000 Kilometer. Das wiederum kann sich sehen lassen.
19.01.2023: Wir müssen uns leider korrigieren. Wie wir nun herausgefunden haben, besitzt der MG5 Electric durchaus eine Vorheizung für den Akku. Diese wird aber nicht wie bei anderen Marken automatisch aktiviert, wenn man eine Ladesäule per Navi ansteuert, sondern man muss dies in einem Untermenü aktivieren (Foto). Unser Test-Laden fand also mit kaltem Akku statt, die Grafik oben ist somit nur eingeschränkt aussagekräftig. Wir werden es dieser Tage also noch einmal versuchen, diesmal mit angewärmtem Akku.
23.01.2023: Wir haben das Testladen wiederholt – und beim Start der Fahrt manuell die Heizung für den Akku eingeschaltet. Nach etwa 45 Minuten Fahrtzeit und bei 3 Grad Celsius Außentemperatur sind wir mit 15 Prozent SoC an der gleichen Ladesäule (Aral Pulse) wie am 19.1.2023 angelandet. Nach zwei Minuten lag die Ladeleistung bei 72,3 kW (siehe Chart) und damit deutlich über dem ersten Wert vom 19.. Danach ging es recht gleichmäßig weiter bis zur 30. Minute, als der Wert auf 56 kW absank.
Die Kurve unterscheidet sich also nicht sehr von der ersten, außer dass sie knapp 20 kW höher liegt. Entsprechend war der Ladestand von 80 Prozent SoC schon nach 39 Minuten (statt 50) erreicht. Bereits nach 30 Minuten zeigt der Bordcomputer 69 Prozent an (statt 55). Die Angaben von MG sind also korrekt.
24.01.2023: Vor unserem abschließenden Bericht möchten wir noch auf die Ladequalitäten des MG5 eingehen. Wie erwähnt ist er ja ein klassischer Kombi: Er fasst 479 bis 1.367 Liter Gepäck (oder was auch immer) und liegt damit auf dem Lade-Niveau des Golf Variant. Die Rücklehnen lassen sich im Verhältnis 2/3 zu 1/3 umlegen, eine einfach gehaltene Abdeckung schützt vor neugierigen Blicken. Der Ladeboden kann auf zwei Ebenen eingelegt werden, was in der oberen Position das Heben schwerer Gegenstände erleichtert. Unter dem Ladeboden findet sich ein Fach für Kleinkram.
Hat man den Ladeboden in der unteren Arretierung ergibt sich bei umgelegten Rücksitzen eine stattliche Stufe, in der oberen Halterung nur eine kleine. In jedem Fall aber liegen die Lehnen auf der Sitzfläche auf und bilden so eine Schräge. Die Länge der Ladefläche ist mit 1,77 Metern aber auch für Fahrräder ohne Ausbau von deren Vorderrad möglich. Der Beifahrersitz lässt sich nicht für ganz langes Gut nach vorn umklappen. Einen Frunk gibt es ebenso nicht.
Das sowie die nicht überragende Ladeperformance mag so manchen Interessenten die Nase rümpfen lassen. Doch gilt es zu bedenken: Der MG5 Electric ist der günstige Elektro-Kombi, den viele gefordert haben und der im Markt nahezu eine Alleinstellung besitzt. Fest steht: Hier gibt es viel Elektroauto für relativ wenig Geld.
Add a Comment